St.Gallen

Raiffeisen knackt 200-Milliarden-Marke für Hypotheken

Raiffeisen knackt 200-Milliarden-Marke für Hypotheken
CFO Christian Poerschke und CEO Heinz Huber an der Medienkonferenz vom 2. März 2023
Lesezeit: 5 Minuten

Raiffeisen hat 2022 mit einem Gruppengewinn von 1,18 Milliarden Franken ein sehr gutes Resultat erzielt. Der Gewinn übersteigt das Vorjahresergebnis um 10,6 Prozent. Dazu beigetragen haben vor allem die operativen Ertragssteigerungen der Bankengruppe mit Hauptsitz in St.Gallen. Und erstmals übersteigen die Hypothekenforderungen 200 Milliarden Franken.

Text: pd

Heinz Huber, Vorsitzender der Geschäftsleitung von Raiffeisen Schweiz, zum Ergebnis: «Raiffeisen setzt den Erfolg der vergangenen Jahre fort. Sowohl finanziell wie auch strategisch war es für die Gruppe ein erfolgreiches Jahr. Die Nähe zu unseren Kunden macht unsere genossenschaftliche Bankengruppe sehr erfolgreich. Unsere Strategie ist auf Kurs. Heute ist Raiffeisen auch eine Anlagebank. Das zeigen die äusserst erfreulichen Zahlen im Vorsorge- und Anlagegeschäft.»

Mit dem hervorragenden operativen Ergebnis baut Raiffeisen ihre Marktstellung als führende Schweizer Retailbank weiter aus. Mittlerweile sind über 40 Prozent der Schweizer Bevölkerung Kunde bei Raiffeisen, jedes dritte KMU in der Schweiz vertraut der Bankengruppe und jeder vierte erwachsene Einwohner der Schweiz ist Genossenschafter einer Raiffeisenbank.

Hohe Netto-Neugeldzuflüsse in Vorsorge- und Anlagedepots

«Das Kerngeschäft der Gruppe hat sich positiv entwickelt. Die Hypothekarforderungen sind um 3,7 Prozent auf 203,7 Milliarden Franken angestiegen. Damit liegt Raiffeisen erstmals über der 200-Milliarden-Grenze», so Christian Poerschke CFO und Mitglied der Geschäftsleitung Raiffeisen Schweiz.

Das angestrebte Wachstum auf Marktniveau konnte die Gruppe fortsetzen. Dank einer unverändert vorsichtigen Kreditpolitik bleibt die Qualität des Hypothekarportfolios hoch. Der Marktanteil ist mit 17,6 Prozent stabil geblieben. Damit konnte Raiffeisen ihre starke Marktstellung in einem wettbewerbsintensiven Umfeld halten.

Die Kundeneinlagen sind um 3,1 Milliarden Franken auf 204,8 Milliarden Franken angestiegen. Der Marktanteil erhöhte sich auf 14,5 Prozent (Vorjahr 14,0 Prozent). Der Refinanzierungsgrad ist mit über 95 Prozent weiterhin sehr hoch. Das bedeutet, dass die Kundenausleihungen fast vollständig durch Kundeneinlagen gedeckt sind.

Trotz schwierigem Marktumfeld konnte Raiffeisen einen hohen Netto-Neugeldzufluss von 3,9 Milliarden Franken in den Vorsorge- und Anlagedepots verzeichnen. Insgesamt wurden 2022 über 40'000 Vorsorge- und Anlagedepots eröffnet, das entspricht 158 Depots pro Arbeitstag.

Die Anzahl Vorsorgedepots hat um 17,6 Prozent zugenommen, die Anzahl Vermögensverwaltungsmandate um 34,4 Prozent und die Anzahl Fondssparplandepots um 11,8 Prozent. Allerdings haben sich die Depotvolumen aufgrund der negativen Marktentwicklung um 4,0 Milliarden Franken auf einen Bestand von 41,1 Milliarden Franken reduziert.

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Ertragswachstum setzt sich fort

Der Geschäftsertrag wuchs im Vergleich zum bereits sehr guten Vorjahr noch einmal um 145,6 Millionen Franken auf 3,5 Milliarden Franken (+4,3 Prozent). Besonders das Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft hat gegenüber dem Vorjahr mit einer Steigerung von 10,3 Prozent noch einmal zugelegt.

Der Erfolg in diesem Geschäft ist um 55,3 Millionen Franken auf 591,4 Millionen Franken gestiegen. Der Erfolg aus dem Handelsgeschäft hat mit einer Steigerung von 9,7 Millionen Franken (+4,0 Prozent) auf 254,3 Millionen Franken ebenfalls zugelegt. Der Anteil des indifferenten Geschäfts am Geschäftsertrag hat sich seit 2010 von 15,0 Prozent auf 24,0 Prozent erhöht. Damit konnte Raiffeisen die Ertragsbasis deutlich verbreitern.

Das Zinsengeschäft, der Hauptertragspfeiler der Gruppe, hat ebenfalls zugelegt. Der Nettoerfolg erhöhte sich um 135,8 Millionen Franken auf 2,5 Milliarden Franken. Die Zunahme von 5,6 Prozent liegt leicht über der Vorjahresentwicklung. Der Geschäftsaufwand ist im erwarteten Rahmen um 4,1 Prozent gestiegen. Die höheren Kosten sind vor allem auf die Umsetzung der Gruppenstrategie und den Ausbau der Beratungskapazitäten zurückzuführen.

Dank der operativen Ertragssteigerungen bei einem gleichzeitig tieferen Kostenanstieg hat sich die Cost-Income-Ratio noch einmal verbessert und liegt per Ende 2022 bei 55,9 Prozent. Der Geschäftserfolg – die Kennzahl für das operative Geschäft – hat um 85,9 Millionen Franken zugelegt und liegt bei 1,35 Milliarden Franken (+6,8 Prozent).

Gruppe ist stark kapitalisiert

Die starke Kapitalisierung macht Raiffeisen zu einer sehr sicheren und stabilen Bank. 93 Prozent des Jahresgewinns werden als Gewinnreserve thesauriert, verbleiben somit innerhalb der Genossenschaft und stärken die Kapitalbasis der Bankengruppe. Zusätzlich ist der Gruppe im vergangenen Jahr Genossenschaftskapital in der Höhe von 377,8 Millionen Franken zugeflossen. Allein im Rahmen der Verselbständigung der Niederlassungen haben Genossenschaftsmitglieder Anteilscheine im Umfang von 161,5 Millionen Franken gezeichnet.

Im Zuge der nachhaltig hohen Thesaurierung, dem Zufluss an Genossenschaftskapital und der Emission einer Bail-in Anleihe in der Höhe von 500 Millionen Euro sind die Eigenmittel und verlustabsorbierenden Mittel auf 23,1 Milliarden Franken angestiegen. Für den Aufbau der zusätzlich verlustabsorbierenden Mittel – sogenannte Gone-concern-Mittel – bestehen grundsätzlich Übergangsbestimmungen bis 2026.

Raiffeisen hat sich aufgrund der ausgezeichneten Kapitalisierung dazu entschieden, die Anforderungen bereits heute ohne die Beanspruchung der Übergangsbestimmungen vollumfänglich zu erfüllen. Die risikogewichtete Total Loss Absorbing Capacity (TLAC) Quote beträgt per 31. Dezember 2022 24,9 Prozent.

Auch die Liquiditätssituation der Gruppe ist äusserst robust. Die kurzfristige Liquiditätsquote liegt mit 168,4 Prozent deutlich über dem regulatorischen Minimum von 100 Prozent. Die langfristige Refinanzierungsquote (Net Stable Funding Ratio) liegt mit 140,9 Prozent auf konstant hohem Niveau und unterstreicht die stabile und nachhaltige Refinanzierung unserer Ausleihungen. 

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Strategisch erfolgreich

Die strategischen Fortschritte sind sichtbar – im Vorsorge- und Anlagegeschäft und im Ausbau der digitalen Services. Das Vorsorge- und Anlagegeschäft ist weiter auf Wachstumskurs und leistet einen wichtigen Beitrag zur Diversifizierung des Geschäftsmodells. Ausgehend von den Bedürfnissen ihrer Kunden hat Raiffeisen die Lösungspalette im vergangenen Jahr komplettiert und die Nachhaltigkeit in diesem Geschäftsfeld gestärkt.

Heute sind rund 95 Prozent des Gesamtvolumens aller Raiffeisen-Fonds nachhaltig angelegt. Der Zugang zu Vorsorge- und Anlagelösungen ist bewusst breit gehalten. Die digitale Vermögensverwaltung Rio steht ab 5'000 Franken zur Verfügung, das Mindestinvestitionsvolumen für Vermögensverwaltungsmandate hat Raiffeisen im vergangenen Jahr von 100'000 auf 50'000 Franken gesenkt.

Die Kundennähe ist ein herausragendes Merkmal von Raiffeisen. Mit 220 Banken an 803 Standorten ist Raiffeisen die Bank in der Schweiz mit dem dichtesten Geschäftsstellennetz. Neben der persönlichen Beratung, die mittlerweile neben Finanzierungs- auch Vermögens- und Vorsorgethemen umfasst, investiert Raiffeisen substanziell in den Ausbau des digitalen Kundenzugangs. Bis 2025 werden alle digitalen Services auf einer App zur Verfügung stehen. Die Entwicklung erfolgt schrittweise und unter Berücksichtigung von Kundenrückmeldungen. Eine erste Version der App wird 2023 für erste Kundengruppen lanciert, zusammen mit einem digitalen Onboarding.

Im Kerngeschäft schafft Raiffeisen im Verlauf des Jahres durch die Automatisierung des Hypothekarprozesses mehr Zeit für die Beratung ihrer Kunden. Zusätzlich haben die Raiffeisenbanken 2022 weiter in den Personalaufbau bei den Beratungsteams investiert. 

Energiekongress 2025  

Profil der genossenschaftlichen Bankengruppe geschärft

Durch die Verselbständigung der Niederlassungen von Raiffeisen Schweiz zu eigenständigen Genossenschaftsbanken hat Raiffeisen ihr Profil geschärft. Über 47’000 Menschen haben einen oder mehrere Anteilscheine der sechs neuen Raiffeisenbanken gezeichnet.

Die Anzahl Genossenschaftsmitglieder ist im Jahr 2022 auf über 2 Millionen angestiegen. Im Jahr 2000 zählte die Gruppe rund 900'000 Genossenschafter. Das anteilsmässig stärkste Wachstum in den vergangenen vier Jahren konnte Raiffeisen bei den Altersgruppen 18 bis 29 Jahre (+20,4 Prozent) und 30 bis 39 Jahre (+22,9 Prozent) verzeichnen.

Ausblick

Raiffeisen erwartet für das laufende Jahr einen soliden Geschäftsgang. Das Marktumfeld bleibt herausfordernd. Die Zinswende und die vielerorts hohe Inflation hinterlassen ihre Spuren. Die konjunkturellen Indikatoren deuten auf eine Wachstumsverlangsamung im laufenden Jahr hin.

Der weltweiten Abkühlung der Konjunktur dürfte sich auch die Schweizer Wirtschaft nicht entziehen können. Ein akutes Risiko einer Rezession sieht Raiffeisen aber nicht und rechnet für die Schweiz mit einem BIP-Wachstum von einem Prozent. Es ist davon auszugehen, dass die Inflation hierzulande vergleichsweise moderat bleibt. Der Schweizer Eigenheimmarkt zeigt sich bisher relativ unbeeindruckt vom nachhaltig höheren Zinsniveau.

Insgesamt rechnet Raiffeisen aber mit einer etwas schwächeren Dynamik als in den vergangenen Jahren. Sofern die Inflation in der Schweiz nicht überraschend stark ansteigt, dürften die Hypothekarzinsen dieses Jahr nur noch leicht ansteigen. An den Kapitalmärkten rechnet Raiffeisen 2023 mit einem weiteren anspruchsvollen Jahr geprägt von Volatilität.

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