Gast-Kommentar

Schweiz leidet länger unter Wirtschaftsbaisse in Europa

Schweiz leidet länger unter Wirtschaftsbaisse in Europa
Lesezeit: 5 Minuten

Das Wirtschaftswachstum in der Schweiz bleibt angesichts der angespannten Lage in Europa gedämpft. Das Staatssekretariat für Wirtschaft SECO prognostiziert für 2025 ein Wachstum von 1,5 Prozent. Obwohl die Inflationsraten in der EU seit September wieder anziehen, hat die EZB ihre Leitzinsen im Dezember um 0,25 Prozent gesenkt. In den USA entwickelt sich die Wirtschaft besser als erwartet. Der Goldpreis erreichte auch dank der Zinssenkungen der US-Notenbank eine traumhafte Jahres-Rendite.

Text: Christian Brenner, Geschäftsführer Philoro Schweiz AG

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung OECD hat Anfang Dezember ihren globalen Ausblick auf die Weltwirtschaft für 2025 veröffentlicht. Darin kommt sie zum Schluss, dass die Weltwirtschaft «trotz erheblicher Herausforderungen» widerstandsfähig bleiben wird. Global wird für 2025 ein Wirtschaftswachstum von 3,3 Prozent erwartet, das wäre um 0,1 Punkte mehr als für 2024.

Die Schweizerische Nationalbank SNB stützte die Wirtschaft im Dezember mit einer enormen Zinssenkung
Die Schweizerische Nationalbank SNB stützte die Wirtschaft im Dezember mit einer enormen Zinssenkung

Die Schweizer Wirtschaft wächst weiterhin in gemässigtem Tempo. Das Bruttoinlandprodukt (BIP) stieg insbesondere dank einer dynamischen Entwicklung der Bautätigkeit (+0,8%) im dritten Quartal 2024 um 0,2 Prozent, gegenüber 0,4 Prozent im Vorquartal. Das meldete das KMU-Portal des Staatssekretariats für Wirtschaft SECO am 25. Dezember.

Die Inflationsrate war in der Schweiz von 0,6 Prozent im Oktober auf 0,7 Prozent im November gestiegen. Dennoch hatte die Schweizerische Nationalbank SNB hat am 13. Dezember ihre Zinsen um satte 0,5 Prozent zurückgenommen.

Angespannte Wirtschaftslage in Europa bremst Wachstum

Für das gesamte Jahr 2025 sagt das SECO in seiner letzten Prognose vom 17. Dezember sporteventbereinigt 1,5 Prozent Wirtschaftswachstum voraus. Die Prognose ist damit um 0,1 Prozent tiefer ausgefallen als noch im September. Ursache dafür scheint die allgemeine Lage in Europa zu sein. Erst für 2026 sei mit einer Normalisierung der internationalen Konjunktur zu rechnen, erklärt das SECO. Das würde für die Schweiz 2026 ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von 1,7 Prozent erwarten lassen.

Die schwächere Wirtschaftsentwicklung im 3. Quartal lässt die SECO-Experten für das Jahr 2024 nur noch ein Wachstum von 0,9 Prozent (statt 1,2% wie noch im September angenommen) erwarten.

Das neue Rahmenabkommen zwischen der Schweiz und der EU konnte noch vor Jahresende ins Trockene gerettet werden.

Nach 197 Sitzungen haben die Schweiz und die Europäische Union die Verhandlungen über ein neues Rahmenabkommen abgeschlossen. Zu den bisherigen fünf bilateralen Abkommen kommen nun die Bereiche Strom, Gesundheit und Lebensmittelsicherheit dazu. Zusätzliche Bestimmungen wird es zu den Bereichen Zuwanderung, Lohnschutz und Teilnahme an EU-Programmen geben.

Für die Teilnehme am EU-Binnenmarkt werde die Schweiz zwischen 2025 und 2029 jährlich 130 Millionen Franken zahlen. Später wird dieser Beitrag erheblich ausgeweitet werden.

who's who 2024  Baumann  

EZB senkt Zinsen trotz leicht steigender Inflation

Damit zu den Kernzahlen aus Europa: Eurostat, das Statistikamt der EU, weist nach dem dritten Quartal für den Euroraum und die Gesamt-EU ein Wachstum von 0,4 Prozent aus. Gegenüber Oktober war die Inflation im Euroraum im November wieder angestiegen und betrug 2,2 Prozent nach 2,0 Prozent im Oktober und 1,7 Prozent im September. Vor einem Jahr war der Vergleichswert noch bei 2,4 Prozent gelegen.

Obwohl die Inflationsraten in der EU seit September wieder anziehen, hat die EZB ihre Leitzinsen am 12. Dezember um 0,25 Prozent gesenkt.

Trump versucht Machteinfluss bereits vor Amtsantritt

Auch die USA sind im Zinssenkungsmodus: Trotz Mahnungen des gewählten Präsidenten Donald Trump hat die Federal Reserve am 17. Dezember ihre Leitzinsen zum dritten Mal für das Jahr 2024 gesenkt, um 25 Basispunkte. Auch in den USA liegt die Inflationsrate mit 2,7 Prozent im November (gegenüber dem Vorjahr) wieder etwas höher, nach 2,6 Prozent im Oktober.

Die Kerninflation (ohne Nahrungsmittel und Energie) lag zuletzt bei 3,3 Prozent, unverändert gegenüber September und Oktober.

Trump tritt sein Amt zwar erst am 20. Januar an, doch der Umschwung im Weissen Haus zeichnet sich bereits ab.
Trump tritt sein Amt zwar erst am 20. Januar an, doch der Umschwung im Weissen Haus zeichnet sich bereits ab.

Nach einem kleinen Auf und Ab war es den USA kurz vor Weihnachten gelungen, einen «Shut Down» zu verhindern. Aber die Uneinigkeit in den Reihen der republikanischen Kongressabgeordneten zeigten, dass Donald Trumps Durchgreifen auf eine Kongressmehrheit nicht immer einfach sein wird.

Über den Erwartungen: Die USA verzeichnete im dritten Quartal 2024 ein Wirtschaftswachstum von 3,1 Prozent.

Wirtschaftlich ging es den USA zur Jahreswende besser, als ursprünglich erwartet. Das Bruttoinlandsprodukt ist im dritten Quartal um 3,1 Prozent gewachsen (nach 3,0% im zweiten Quartal). Gegenüber ersten Schätzungen haben sich vor allem Exporte und Konsumausgaben verbessert.

Gold erreichte traumhafte Jahres-Rendite

Der Goldpreis hat im Verlauf des Jahres 2024 mehrmals neue Rekorde gebrochen. Mit den Zinssenkungen in den USA hat der Wert von Gold abermals tüchtig zugenommen. Ab November begab sich der Kurs des gelben Edelmetalls dann aber nochmals auf Berg- und Talfahrt.

Doch die Jahresrendite bleibt traumhaft. Vor Weihnachten lag der Preis für eine Feinunze Gold bei 2348 Franken. Das entspricht einer Rendite von 33,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Auch interessant

Unsicherheits-Faktoren bei der Entwicklung der US-Wirtschaft
Gast-Kommentar

Unsicherheits-Faktoren bei der Entwicklung der US-Wirtschaft

Goldpreis steigt vor dem Hintergrund des wachsenden Goldbedarfs
Gast-Kommentar

Goldpreis steigt vor dem Hintergrund des wachsenden Goldbedarfs

Brenner wird österreichischer Honorarkonsul in St.Gallen
St.Gallen

Brenner wird österreichischer Honorarkonsul in St.Gallen

Die Schweizer Gold-Raffinerien liefern zwei Drittel des weltweit nachgefragten Feingoldes.

Neueste Zahlen über den internationalen Goldmarkt gibt es aus der Schweiz: Schweizer Raffinerien bedienen bis zu zwei Drittel des weltweit nachgefragten Feingoldes.

In der am 19. Dezember publizierten Mitteilung der Eidgenössischen Zollverwaltung wird mitgeteilt, dass Indien im November 52 Tonnen an Gold bezogen hat. Im gesamten Jahr 2024 wurden 256 Tonnen Gold nach Indien exportiert. China, das 332 Tonnen bezogen hat, kaufte im November wieder 15,7 Tonnen. Im ersten Halbjahr kaufte China 288 Tonnen, hat dann aber im Juni seine Zukäufe massiv eingeschränkt.

Gold dient in erster Linie zur Absicherung, doch 2024 erzielte das gelbe Edelmetall auch eine stattliche Rendite.
Gold dient in erster Linie zur Absicherung, doch 2024 erzielte das gelbe Edelmetall auch eine stattliche Rendite.

Fragt sich, was die weltweiten Gold-Käufe der Zentralbanken machen. Im dritten Quartal hat nach einer Statistik des World Gold Reports vom 4. Dezember Polen mit 42,3 Tonnen die höchsten Zukäufe getätigt, gefolgt von Ungarn mit 15,5 Tonnen, Indien mit 12,9 Tonnen, der Türkei mit 10,4 Tonnen und Usbekistan mit 8,71 Tonnen. Die Verkäufe hat Kasachstan mit 12,8 Tonnen angeführt, es folgen die Philippinen mit 4,5 Tonnen, Mongolei mit 2,1 Tonnen, Jordanien mit 1,3 Tonnen und Singapur mit 1,2 Tonnen.

Apropos Rekorde: Der Italiener Ahsrita Furman hat über 600 Weltrekorde aufgestellt und ist damit die Person, die die meisten Guinness-Weltrekorde hält. Viele seiner Rekorde erscheinen dem unbedarften Betrachter zweifellos bizarr und nahezu grotesk, etwa die längste Strecke, die mit einer Milchflasche auf dem Kopf zurückgelegt wurde oder die schnellste Eierlaufmeile mit einem Löffel im Munde. Dennoch, in einer Hinsicht mag man Herrn Furman keinen Widerspruch erheben: Wenn er verkündet, dass er versuche, den Menschen vor Augen zu führen, wie unermesslich das Potenzial des menschlichen Körpers und Geistes ist, sofern wir nur imstande sind, fest an uns selbst zu glauben.

Ich wünsche Ihnen eine Woche, in der Sie Ihr Potenzial voll ausschöpfen können.

Mit goldenen Grüssen

Christian Brenner

Auch interessant

Weltweite Gold-Nachfrage steigt – Gold-ETFs feiern ein Comeback
St.Gallen

Weltweite Gold-Nachfrage steigt – Gold-ETFs feiern ein Comeback

Weltspartag: Ein traditionsreicher Tag im Zeichen des Sparens
Profil

Weltspartag: Ein traditionsreicher Tag im Zeichen des Sparens

Wirtschaftsentwicklung in Europa wird optimistischer gesehen
Gast-Kommentar

Wirtschaftsentwicklung in Europa wird optimistischer gesehen