SBS: Zwischen Bangen und Zuversicht
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Per Ende August waren rund 320'000 Passagiere an Bord der SBS-Schiffe (Kursschiffe und Fähre). Dies sind 50% mehr als im Pandemiejahr 2021, es fehlen jedoch noch rund 20% oder 80'000 Passagiere, um den Vorcorona-Schnitt wieder zu erreichen.
Dies liegt neben den fehlenden Messen in Friedrichshafen im Frühjahr 2022 auch am niedrigen Pegelstand des Bodensees. So musste die Linie Rorschach – Rheineck ab dem 19. Juli 2022 wegen Niedrigwasser eingestellt werden und konnte seither nicht mehr gefahren werden. Auch in Langenargen wurde der Einstieg von der Landestelle zu steil, sodass ein anderes Schiff eingesetzt werden musste.
Hoher Dieselpreis
So erfreulich die Frequenzentwicklung ist, mit den hohen Dieselkosten droht dem Unternehmen aus Romanshorn eine nächste grosse Herausforderung. Die Dieselpreise sind so stark gestiegen, dass die defizitäre Kursschifffahrt nicht mehr mit den Erträgen der anderen Geschäftsfelder gedeckt werden kann.
Dies hat die Geschäftsleitung gezwungen, den Fahrplan 2023, um circa 15% auszudünnen und im nächsten Jahr dieselschonender zu fahren. Die Insel Mainau wird neu dreimal täglich von Kreuzlingen und einmal ab Romanshorn angefahren.
Weiter wird Bregenz neu einmal im Tag angefahren und während der Hauptsaison der Vereinigten Schifffahrtsunternehmen für den Bodensee und Rhein (VSU) wird Langenargen von Rorschach und Romanshorn täglich bedient.
Solidarische Gemeinden und Kanton
Der neue Fahrplan wurde intensiv mit den Seegemeinden und dem Kanton Thurgau diskutiert. Diese zeigten sich solidarisch mit der Schifffahrt und erhöhten Ihre Beiträge trotz der geringeren Leistung so weit, dass trotz der hohen Kraftstoffpreisen eine schwarze Null geschrieben werden soll.
Auch die Werftsaison startet schon bald. Ende September wird die MS Thurgau aus dem Kurs genommen. Auch die weiteren grösseren Kursschiffe wie das MS Zürich, das MS Säntis oder die MF Romanshorn haben einen grösseren Wartungsbedarf. «Die über die Pandemie aufgeschobenen Arbeiten müssen diesen Winter dringend abgearbeitet werden», sagt der Technische Leiter Silvan Paganini.
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Hoffnung auf einen goldenen Herbst
Nun hofft die SBS AG auf einen schönen Herbst. Neben der Fähre und den weiter verkehrenden Kursschiffen sollen insbesondere die Erlebnisfahrten wie der Sonntagsbrunch-, das Wild- oder später das Fondue/Raclette-Schiff helfen, die Umsatzziele zu erreichen.
Die Fahrten von Romanshorn zur Insel Mainau und von Rorschach nach Lindau werden auch in der Nebensaison täglich angeboten.
Seit über 160 Jahren betreibt die SBS AG die Schifffahrt auf dem Bodensee. 1853 als «Schweizerische Nordostbahn-Gesellschaft» (NOB) gegründet, transportierte das Unternehmen in den ersten Betriebsjahren neben Passagieren vor allem Züge über den Bodensee. Im Jahr 1902 übernahm die Schweizerische Bundesbahn (SBB) die Firma. Seit dem Jahr 2007 besitzt eine private Investorengruppe das Unternehmen, die sich zum Ziel gesetzt hat, den Betrieb von Grund auf zu sanieren.
2014 wurde die sanierte und erweiterte Werft in Romanshorn in Betrieb genommen. Es folgten weitere Projekte wie die neue Hafenplattform mit Restaurant in Romanshorn oder die Komplettsanierung der MS Säntis und der MS St. Gallen. Die SBS betreibet heute eine Flotte von sieben Ausflugsschiffen und teilt sich mit der der Deutschen Bodensee-Schiffsbetriebe GmbH den Fährbetrieb zwischen Romanshorn und Friedrichshafen. Neben der Kursschifffahrt werden auch Erlebnisfahrten und Charterschiffe angeboten.