«Qualitätsweinhandel ist im Vorteil»

Text: pd
2022 wurde insgesamt so wenig Wein in die Schweiz importiert wie noch nie in den letzten zehn Jahren. Ein Grund dafür ist die wetterbedingt geringe Erntemenge im europäischen Ausland im Vorjahr. Auch in der Schweiz fiel die Ernte wegen des kühlen und nassen Sommers historisch tief aus. Üblicherweise werden kleine inländische Ernten mit höheren Importen ausgeglichen. Das war im letzten Jahr nicht möglich.
Für diese Entwicklung gibt es wohl mehrere Gründe. Eine Erklärung liegt wohl darin, dass 2021 der Weinkonsum im Vergleich zu 2020 anzog und viele Händler 2022 in der Tendenz von ihrem Vorrat zehrten, statt grosser Mengen zu importieren. Ein anderer Grund: Nach den vorsorglich grossen Corona-Einkäufen sind einige Keller von Privatkunden noch gut gefüllt.
Qualitätsweinhandlung setzt Gegentrend
Allerdings sind nicht bei allen Weinimporteuren die Zahlen rückläufig. Die Weinhandlung Martel mit Standorten in St.Gallen und Zürich verzeichnete 2022 einen klaren Anstieg seiner Einfuhren. Entgegen dem Branchentrend legten die Martel Rotweinimporte 2022 um 16 Prozent zu und die Weissweinimporte stiegen im Vergleich zum Vorjahr gar um 24 Prozent. Damit erhöhten sich die Importe der mittelgrossen Weinhandlung um insgesamt 18 Prozent.
Für Geschäftsleiter Jan Martel macht die Qualität des Sortiments den Unterschied: «Wir spürten klar eine steigende Nachfrage nach guten und hochwertigen Weinen. Nebst unserem boomenden Online-Handel war die klassische Beratung durch kompetente und motivierte Fachleute in unseren Ladengeschäften sehr gefragt. Und natürlich trug die Gastronomie, die im letzten Jahr wieder aufblühte, einen guten Teil zum Erfolg bei.»
Trotz Erfolg ist Wachstum nicht das Ziel
Die Weinhandlung Martel ist ein in 5. Generation geführtes Familienunternehmen mit 50 weinbegeisterten Angestellten: «Wir wurden vom Umsatzwachstum im letzten Jahr positiv überrascht. Als klassisches Familien-KMU mit bald 150-jähriger Geschichte suchen wir nicht den schnellen Erfolg, sondern streben ein nachhaltiges Wachstum an», sagt Jan Martel.
Für die kommenden Jahre sieht er Chancen bei Schaum- und Weissweinen: «Die steigende Nachfrage nach hellen Weinen stimmt uns zuversichtlich. Weisswein passt gut zu leichterem und fleischlosem Essen. Wir als Weinhändler beobachten diese Trends und entwickeln unser Sortiment ständig weiter.» Dabei ist sich Martel sicher: «Wir sehen unsere Stärke in der Vermittlung von Weinkultur und wir sind überzeugt: Qualität wird sich immer durchsetzen.»
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Die Weinhandlung Martel wurde 1876 in St.Gallen gegründet
Inzwischen leitet mit Jan Martel die 5. Generation der Familie das Unternehmen mit Ladengeschäften in St.Gallen und in Zürich. Das Martel-Sortiment umfasst rund 2000 Weine. Darunter befinden sich nebst erschwinglichen Qualitätsweinen ab 9 Franken auch Raritäten wie Weine von der Domaine de la Romanée-Conti, Château Lafleur oder Jean-Louis Chave. Weitere bekannte Weingüter im Martel-Sortiment sind Lopez de Heredia, Bodegas Roda, Ridolfi und Ridge Monte Bello. 1995 ging Martel als europaweit erste Weinhandlung mit einem Weinshop online.
An der grossen Tour des Vins von Martel kann in den nächsten Tagen in Bern, Basel, Luzern, Zürich und St.Gallen Wein verkostet werden. Über 70 Weine stehen zur Degustation bereit; auch geben Winzer Auskunft. Tickets unter martel.ch/tdv.