Firmenkonkurse auf Rekordhoch

Text: PD
Mit dem Vorjahr, als über 2500 Konkurse weniger registriert wurden, kann diese Zahl nur bedingt verglichen werden. In den beiden Corona-Jahren 2020 und 2021 wurden viele schon damals unvermeidliche Konkurse von sogenannten Zombieunternehmen durch die staatlichen Unterstützungsmassnahmen hinausgezögert.
Nachdem diese ausgelaufen sind, weht wieder der normale Wind durch die Unternehmenslandschaft. Firmen, deren Liquidität aufgebraucht ist, müssen ihre Bilanz deponieren.
Besonders auffallend ist die Entwicklung der durchgeführten Konkursverfahren bei Unternehmen, welche Mängel in der Organisation aufweisen: Es fehlen die gesetzlich vorgeschriebenen Organe, es gibt kein Geschäftsdomizil oder keine Revisionsstelle oder, bei Unternehmen mit weniger als zehn Beschäftigten, keinen formalen Beschluss des Verwaltungsrates, auf eine Revision zu verzichten.
Ein so grosser Zuwachs lasse vermuten, dass einige dieser Unternehmen bewusst von ihren Organen in einem verwahrlosten Zustand zurückgelassen werden, um sich so der Verantwortung zu entziehen, so die Creditreform in ihrem aktuellen Presseletter.
Wo steht die Ostschweiz?
An den schweizweit total 6796 Firmeninsolvenzen 2022 war die Ostschweiz mit 557 vertreten (SG 296, TG 171, AR 82, AI 8).
Bei den Konkursen nach OR 731b (schweizweit 3330) mit 175 (SG 95, TG 11, AR 64, AI 5) und bei den Privatkonkursen (total 8228) mit 736 (SG 449, TG 239, AR 42, AI 6).
2022 wurden schweizweit 50'008 Neueintragungen gemeldet, davon stammen 4542 aus der Ostschweiz (SG 2647, TG 1435, AR 318, AI 142).
Widersprüchlich ist die Publikationspraxis der kantonalen Konkursämter. Diese müssen seit 1. Januar 2021 den Konkurs eröffnen, wenn während der Liquidation eines Unternehmens eine Überschuldung aus Mängeln in der Organisation nach Artikel 731 b des Obligationenrechtes festgestellt wird.
Die eine Behörde lässt das ordentliche Verfahren trotzdem weiterlaufen, die andere schliesst das Dossier und eröffnet einen neuen Konkurs OR 731 b. Das verfälscht die Statistik. So ärgerlich diese Praxis ist, der extreme Anstieg der Insolvenzen aus Mängeln in der Organisation – es sind im Vergleich der Jahre über 1400 Konkurse – bleibt davon aber weitgehend unberührt.
Creditreform rechnet nicht mit einer Entspannung in diesem Jahr. Dafür sind die wirtschaftlichen Unsicherheiten zu gross, namentlich der Krieg in der Ukraine, die teilweise erheblich gestiegenen Energiekosten, die hohe Inflation im Euroraum und die in vielen Ländern wohl unvermeidliche Rezession dürften für viele Firmen nicht mehr zu stemmen sein.
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Privatkonkurse leicht rückläufig
Bei den Privatpersonen ist die Zahl der Konkurse leicht zurückgegangen. Je nach wirtschaftlicher Entwicklung könnte dies eine kurze Verschnaufpause sein. Durch Firmenpleiten, wie aktuell von der Müller Reformhaus Vital Shop AG, verlieren unzählige Arbeitnehmer ihren Job.
Gestiegene Energiekosten sowie Ausgaben für Krankenkasse, Wohnen sowie Lebensmittel können so schnell allfällig vorhandene Reserven aufzehren.
Neueintragungen auf beachtlichem Niveau
Mit einem Endspurt bei den Neueintragungen ist das Jahr 2022 zu Ende gegangen. Die 4897 neu im Dezember eingetragenen Unternehmen führen zum zweiten Mal in der Geschichte dazu, dass die magische Grenze von 50 000 neuen Firmen geknackt wurde.
Der grösste Teil dieses Wachstums, nämlich rund 72 % geht auf klassische KMU zurück, wie die Analyse nach Rechtsform zeigt. Neben Einzelunternehmen machen die GmbH immer den grössten Anteil aus. Und diese beiden Unternehmensformen werden traditionell für kleinere Unternehmen gewählt. Dies ist ein Zeichen dafür, dass die Konjunktur den unsicheren Rahmenbedingungen zum Trotz stabil bleibt und viele Unternehmer die Herausforderung annehmen und den Schritt in die Selbstständigkeit wagen.
Bei den Branchen ist klar der tertiäre Sektor der Gewinner: Rund 31'500 Unternehmen sind in diesem Bereich angesiedelt. Auf die wichtigsten Branchengruppen aufgegliedert, liegen Dienstleistungen für Unternehmen vor dem Handel und dem Bereich Verwaltung/Soziales/Kunst. Der Baubereich folgt mit 10 % Anteil, die Gastronomie ist mit 6 % vertreten.
Die Löschungen sind mit rund 28'100 Unternehmen praktisch unverändert. Und so resultiert unter dem Strich ein Nettowachstum von 21'917 Unternehmen, die im Handelsregister eingetragen sind.