Trump, Fachkräftemangel, MEM-Industrie: Das beschäftigt das Rheintal

Text: Fabian A. Meyer
Die Region sieht sich derzeit mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert: Der Fachkräftemangel ist ein «altes» Thema, aber nach wie vor hochaktuell. Dazu kommt die schwächelnde MEM-Industrie – und mit der Vereidigung von Donald Trump als US-Präsident neuerlich angedrohte, teils bereits umgesetzte Zollerhöhungen. Vor diesem Hintergrund fand am Freitag die jährliche Hauptversammlung des Arbeitgeberverbands statt.
Karl Stadler feiert Geburtstag
«Zuerst einmal möchte ich Karl Stadler zum Geburtstag gratulieren. Ich weiss, dass er nicht begeistert ist, aber trotzdem sollen ihm jetzt alle 190 Versammelten applaudieren», eröffnete AGV-Präsident Klaus Brammertz die Versammlung. Das Publikum quittierte diese Aussage mit tosendem Beifall.
So locker blieb es allerdings nicht. Zu ernst ist die wirtschaftliche Lage im Rheintal. Zu den bereits bekannten Problemen Fachkräftemangel und MEM-Industrie gesellte sich zu Jahresbeginn ein neues aus den USA: «Donald Trump. Seine derzeit ausgesetzten Zollerhöhungen von rund 31 Prozent lassen die Unternehmer schwitzen.»
Trump lässt das Rheintal zittern
Die Zölle seien eine grosse Belastung für die hiesige Industrie. «Den Unternehmen fehlen die Aufträge – es gibt einen Rückgang von 40 Prozent. Von der Auftragslage her sind das sehr trübe Aussichten, die Unsicherheit ist gross.» Das belaste die Region.
«Unsicherheit ist Gift.» Was es jetzt brauche, seien gute Verhandlungen, damit man möglichst bald wieder auf einen grünen Zweig komme. Immerhin habe Trump nach Börsenreaktionen seine Massnahmen vorerst zurückgenommen – doch was die Zukunft bringe, sei schwer abzuschätzen.
Das volle Potenzial nutzen
Ist im Rheintal also alles auf dem Holzweg? Keineswegs. Ein gutes Beispiel ist der Verein «SchuWi Rheintal»: Über vierzig regionale Arbeitgeber arbeiten mit weiterführenden Schulen und Gemeinden zusammen, um gemeinsam die Berufs- und Schulwahl sowie die postobligatorische Bildung zu stärken.
Laut Vorstandspräsident Claude Stadler läuft vieles gut. Dennoch gebe es bei der Vergabe von Ausbildungsplätzen und Schulzuweisungen noch Luft nach oben. Dieses Potenzial wolle man mit dem Verein besser ausschöpfen.
Eine Erfolgsgeschichte seit den 80er-Jahren
«Prinzipiell geht es darum, die richtigen Schüler an die richtige weiterführende Schule bzw. in den passenden Ausbildungsbetrieb zu bringen – um nachhaltige Arbeitskräfte zu fördern und eine gute Bildung zu ermöglichen.»
Ein kurzer Blick zurück: SchuWi wurde bereits Ende der 1980er-Jahre vom AGV Rheintal initiiert. 2007 kam der Verein «Chance Industrie Rheintal» hinzu. 2024 erfolgte der Zusammenschluss beider Organisationen.
«Früher konzentrierte man sich auf Industrieberufe. Heute deckt das Programm 46 Berufe in sieben von neun Berufsfeldern ab – eine ganz neue Bandbreite an Diversität.» Der Verein sucht aktuell neue Sponsoren, um die Finanzierung auf breitere Schultern zu verteilen. «Wir sind das einzige Angebot dieser Art in der Region – das soll auch so bleiben.»
Mit dem goldenen Schraubenzieher geehrt
Als Anerkennung für ihren Einsatz erhielten die Verantwortlichen des Vereins SchuWi von AGV-Präsident Klaus Brammertz den sogenannten «goldenen Schraubenzieher». Damit unterstreicht der Arbeitgeberverband das Engagement im Kampf gegen den Fachkräftemangel.
Grenzgänger in der Kritik
Auch die rund 4'000 Grenzgänger, die täglich im Rheintal arbeiten, kamen zu Wort. Herbert Fechtig, Obmann des Grenzgängerverbands Vorarlberg, erklärte:
«Mit dem Entscheid, Grenzgänger zu werden, entscheidet man sich auch ein Stück weit für Selbständigkeit.» Man sei für vieles selbst verantwortlich, was sonst eine Personalabteilung übernehme. «Und den Überblick über zwischenstaatliche Systeme zu behalten, ist nicht immer einfach.»
Zudem fehle teils die gesellschaftliche Akzeptanz. «Vorarlberg muss seine eigenen Fachkräfte teilen – das passt nicht allen. Es wird behauptet, dass sich einheimische Firmen nicht mehr behaupten können, weil gute Arbeiter ins Ausland abwandern. Das stimmt so nicht – auch ein Grenzgänger kann gute Aufträge zurück ins eigene Land bringen.»
Ob Fachkräftemangel, Trump oder Grenzgänger – langweilig wird es der Wirtschaft im Rheintal bestimmt nicht.