Thurgau

236 Arbeitsbewilligungen für Ukraine-Flüchtlinge

236 Arbeitsbewilligungen für Ukraine-Flüchtlinge
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Am 20. Juli verschickte das Thurgauer Amt für Wirtschaft und Arbeit die 236. Arbeitsbewilligung für Personen im Schutzstatus S. In Bezug auf die Bevölkerungszahl schwingt die Anzahl ausgestellter Arbeitsbewilligungen für ukrainische Flüchtlinge schweizweit obenaus. Was macht man im Thurgau anders bezüglich Arbeitsintegration?

«Es sind mehrere Faktoren, die verantwortlich sind für die Integration der ukrainischen Geflüchteten in den Arbeitsmarkt,» ist AWA-Amtsleiter Daniel Wessner überzeugt. Als Erstes erwähnt er die Thurgauer Arbeitgeber, die voller Zuversicht Verantwortung übernehmen und bereit sind, ukrainischen Geflüchteten eine Chance zu bieten.

Hohe Motivation

Im Weiteren sei er beeindruckt von der hohen Motivation der Menschen aus der Ukraine, sich in der Schweiz zu integrieren und eine Arbeitsstelle zu finden - trotz der schwierigen persönlichen Umstände.

Aufgrund der meistens mangelnden Deutschkenntnisse nehmen laut Wessner selbst sehr gut ausgebildete Personen Stellen an, für die sie an und für sich überqualifiziert sind. Die schnelle Integration im Arbeitsprozess hilft ihnen aber, sowohl die Sprachkompetenz zu verbessern als auch soziale Kontakte zu pflegen.

Das Migrationsamt Thurgau unterstützt Flüchtlinge mit Status S und bezahlt beispielsweise den Deutschunterricht.

RAV-Anmeldungen

Am 20. Juli verzeichnete das RAV Thurgau 87 angemeldete Personen mit Status S, die eine Arbeitsstelle suchen; vor einem Monat waren es sogar 107. Die Flüchtlinge aus der Ukraine erhalten kein Arbeitslosengeld, doch sie haben Anrecht auf eine individuelle Beratung.

RAV-Leiter Heinz Erb erklärt, dass man diese Aufgabe im RAV Thurgau sehr ernst nehme. «Wir beraten jede stellensuchende Person individuell. Die RAV-Berater klären die beruflichen Kompetenzen der ukrainischen Stellensuchenden ab und unterstützen diese bei der Stellensuche.»

Bisher konnten 17 Vermittlungen durch das RAV erzielt werden. Weitere Vermittlungen ergeben sich über persönliche Kontakte und Netzwerke.

Übersetzungshilfe

Dass die Kommunikation zwischen den Geflüchteten und den RAV-Beratern sprachlich nicht immer einfach ist, bestätigt Erb. «Wir weisen schon im Vorfeld darauf hin, dass diejenigen, die absolut keine Deutsch- oder Englischkenntnisse haben, einen Übersetzer mitbringen sollen zum Beratungsgespräch. Ansonsten behelfen wir uns mit Hilfsmitteln wie zum Beispiel Google-Translate.»

Nebst den fehlenden Deutschkenntnissen wird das RAV-Team manchmal mit dem Umstand konfrontiert, dass sich die Stellensuchenden nach der Anmeldung nicht mehr melden – sei es aufgrund von veränderten persönlichen Situationen oder allenfalls der Rückkehr in die Heimat.

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Merkblatt in ukrainischer Sprache

Geschätzt wird von den Ukrainern, dass Informationen und Merkblätter auf der Webseite des AWA Thurgau oder beim RAV auch ukrainisch zur Verfügung stehen.

Welche Informationen für die betreffenden Menschen relevant sind, erfuhren Wessner und die RAV-Mitarbeiter in persönlichen Gesprächen mit ukrainischen Geflüchteten sowie Flüchtlings-Organisationen.

Gross ist vor allem der Informationsbedarf in Bezug auf den Arbeitsmarkt. Deshalb erarbeitete das AWA Thurgau ein entsprechendes Infoblatt in ukrainischer Sprache.

«All diese Punkte sind wohl mitverantwortlich, dass die Arbeitsintegration im Thurgau recht gut funktioniert,» fasst Wessner zusammen. Dennoch ist für ihn klar: «Die soziale und wirtschaftliche Integration von Flüchtlingen ist und bleibt aber eine Herausforderung.»

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