Fokus MEM

Ein Grosser verabschiedet sich

Ein Grosser verabschiedet sich
Daniel Wüest
Lesezeit: 3 Minuten

Mitte April gab Arbonia bekannt, ihre Division Climate an die chinesische Midea-Gruppe verkaufen zu wollen. Die Division entwickelt und produziert Produkte und Systeme für Wärme- und Kälteerzeugung, Speicherung von Wärme, Kälteverteilung sowie für Lüftung und Luftfilterung. In Arbon will sich künftig auf das Türengeschäft konzentrieren. Arbonia-CFO Daniel Wüest begründet den Rückzug aus der MEM-Branche.

Daniel Wüest, warum hat sich Arbonia entschieden,  die Climate Division an Midea zu verkaufen?
Bei der Prüfung mehrerer unaufgeforderter Kaufangebote hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass wir langfristig nicht mit der finanziellen Schlagkraft internationaler Grosskonzerne konkurrieren können. Dabei hat sich am Ende jenes Angebot durchgesetzt, das sowohl für die Aktionäre als auch für die Division Climate langfristig das attraktivste war.

Midea erhielt den Zuschlag nach einem Bieterverfahren, hat mit 760 Millionen Euro also am meisten geboten. Eine Schweizer Lösung war kein Thema?
Nein, leider nicht. Mit den Käufern aus China haben wir jemanden gefunden, dem wir unseren Teilbereich mit gutem Gewissen anvertrauen und uns darauf verlassen können, dass er ihn so gut weiterführt, wie wir es wollen. Jetzt müssen nur noch die Details geklärt werden, damit der Verkauf formell abgeschlossen werden kann.

Welche Rolle spielen künftig die nicht betriebsnotwendigen Immobilien der Climate Division, die nicht Teil des Verkaufs waren?
Der Name sagt es bereits: Diese Teile sind nicht-betriebsnotwendig und waren nicht Teil des «Deals»; daher werden sie auf einen mittelfristigen Zeitraum hinweg verkauft.

 

Midea plane, weiterhin in die bestehenden Standorte, Mitarbeiter und F&E-Kompetenz der Division Climate zu investieren. Das heisst, Arbeitsplätze und Standorte bleiben bestehen?
Richtig, an den Arbeitsplätzen und den Standorten wird nicht gerüttelt. Es war uns wichtig, dass sich für die Mitarbeiter nichts ändert und wir wie gewohnt weiterfahren können – auch wenn jetzt ein Teil der Gruppe an Midea verkauft wurde.

In welcher Weise wird die italienische Clivet Group, die ebenfalls zur Midea Group gehört, mit der Climate Division zusammenarbeiten?
Clivet wird sich mit unserer Climate Division unter dem Dach der Midea zusammenschliessen; gemeinsam werden wir dann die europäischen Märkte bedienen. Damit möchten wir unseren Kunden weiterhin die besten Lösungen auf dem Markt anbieten und den guten Namen weitertragen.

Welche strategischen Vorteile verspricht sich Arbonia von der Konzentration auf das Türengeschäft nach dem Verkauf?
Zunächst fällt der Konglomeratsabschlag weg, das heisst unsere Aktionäre erhalten den wahren Wert für ihre Investition. Das Türengeschäft ist zudem ein eher regionales Geschäft, einerseits aufgrund des Gewichts und der Grösse von Türen – ein langer Transportweg ist einfach nicht wirtschaftlich. Andererseits liegt das auch an unterschiedlichen Bautraditionen und Geschmäckern. Zudem gehört die Arbonia heute schon zu den grössten Anbietern in Europa, sodass es sich lohnt, hier die Kräfte zu bündeln.

 

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Welche weiteren Wachstums- und Entwicklungsziele hat Arbonia für die Division Türen?
Wir möchten im Türengeschäft unsere marktführende Stellung in den heutigen Märkten ausbauen und eine solche Position gleichzeitig auch in anderen interessanten europäischen Märkten erlangen. Auf dem Weg dahin wollen wir wieder einen ähnlichen Umsatz erreichen, den wir vor dem Verkauf der Climate Division hatten – nur mit besseren Margen. 

Wie wird der Verkauf die Bilanz von Arbonia beeinflussen?
Mit dem Erlös aus dem Verkauf werden wir einerseits die bestehende Verschuldung reduzieren und einen weiteren Teil der Division Türen zur Erreichung ihrer Ziele zur Verfügung stellen. Ein Grossteil des Erlöses wird aber an die Aktionäre ausgeschüttet. Das war uns wichtig, schliesslich vertrauen sie seit Jahren auf uns und begleiten uns auf unserem Weg.

Welche Genehmigungen sind noch erforderlich, um den Verkauf abzuschliessen?
In unseren Märkten sind die jeweiligen kartellrechtlichen Prüfungen abzuschliessen, bevor der Verkauf formell abgeschlossen werden kann. Diese Prüfungen dürften bis in das zweite Halbjahr andauern, sodass wir das Closing für den Herbst erwarten.

Text: Fabian Alexander Meyer

Bild: zVg

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