Weltwirtschaft in Bedrängnis

Weltwirtschaft in Bedrängnis
Christian Brenner
Lesezeit: 3 Minuten

Die Schweiz verzeichnete 2024 ein unterdurchschnittliches Wachstum, während Deutschland und Österreich mit einer Rezession kämpften. In den USA sorgt Donald Trump mit einer aggressiven Zollpolitik für Unsicherheit auf den Märkten. Christian Brenner, CEO des Wittenbacher Edelmetallhändlers Philoro, analysiert für den LEADER die wirtschaftlichen Folgen dieser Entwicklungen.

Die wirtschaftliche Lage bleibt angespannt: Laut SECO wuchs die Schweizer Wirtschaft 2024 nur um 0,8 Prozent, weit entfernt vom langjährigen Durchschnitt. Besonders die chemisch-pharmazeutische Industrie galt als Stütze, während andere Branchen stagnieren. Die KOF der ETH Zürich spricht von eingetrübten Perspektiven, und der IWF erwartet für 2025 lediglich ein Wachstum von 1,3 Prozent.

Der IWF erwartet für 2025 lediglich ein Wachstum von 1,3 Prozent.»

Deutschland und Europa unter Druck

Christian Brenner sieht die Entwicklung in der Schweiz im Zusammenhang mit der schwachen Konjunktur in Europa. «Unsere Exportwirtschaft ist eng mit unseren Nachbarländern verflochten. Wenn Deutschland und Österreich schwächeln, bleibt das nicht ohne Auswirkungen.» Deutschland verzeichnete im vierten Quartal 2024 ein negatives Wachstum von minus 0,2 Prozent, ebenso wie Österreich. Besonders die Autoindustrie verliert Marktanteile an China, und die Transformation zu wettbewerbsfähigen Elektroautos gerät ins Stocken.

Österreich steht ebenfalls unter Druck, während die Eurozone mit hohen Energiekosten, strengen Vorgaben und schwacher Binnennachfrage kämpft. Die Inflation bleibt eine Belastung für Konsumenten und Unternehmen. Auch in den USA zeigt sich eine wirtschaftliche Abschwächung: Das Wachstum sank im vierten Quartal auf 2,3 Prozent, während die Inflation im Januar 2025 um 0,5 Prozent stieg. Besonders Lebensmittel verteuerten sich stark, etwa Eier mit einem Anstieg um 53 Prozent.

«2024 exportierte die EU 819’000 Fahrzeuge in die USA, während nur 258’000 aus den USA in die EU gingen.»

Trump setzt auf Protektionismus

Präsident Trump sorgt mit seiner Zollpolitik für Unsicherheit. Nach seinem Amtsantritt drohte er den BRICS-Staaten mit Zöllen von 100 Prozent, sollte eine eigene Währung als Alternative zum US-Dollar eingeführt werden. Gleichzeitig kündigte er eine Erhöhung der Zölle auf Importe aus Mexiko, Kanada und China an. Werden Zölle auf Stahl, Aluminium sowie Auto- und Halbleiterimporte auf breiter Front eingeführt, hat das massive Auswirkungen auf den Welthandel. «Unternehmen müssen sich auf drastisch veränderte Rahmenbedingungen einstellen. Auch Europa könnte das hart treffen», warnt Brenner.

Die europäische Automobilindustrie würde noch stärker in Mitleidenschaft gezogen: 2024 exportierte die EU 819'000 Fahrzeuge in die USA, während nur 258'000 aus den USA in die EU gingen. Während die US-Zölle auf Autoimporte bisher bei 2,5 Prozent lagen, erhebt Europa zehn Prozent auf amerikanische Fahrzeuge. Donald Trump plant drastische Zollerhöhungen, um diese Asymmetrie auszugleichen. «Für deutsche Autobauer könnte das ein schwerer Schlag sein. Die Exportzahlen sind bereits rückläufig und neue Handelsbarrieren verschärfen die Lage.»

Auch andere Branchen stehen vor Herausforderungen. «Sollten pharmazeutische Produkte und Halbleiter mit 25 Prozent Zoll belegt werden, wäre das ein massiver Eingriff in den globalen Markt. Diese Industrien sind hochgradig international verflochten; protektionistische Massnahmen könnten Lieferketten erheblich stören», befürchtet Brenner.

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Investoren flüchten in Sicherheit

Angesichts der wirtschaftlichen Unsicherheiten rechnen Experten mit weiteren Marktturbulenzen. «Wir sehen bereits, dass Investoren sich vermehrt in Sicherheit flüchten. Die Reaktion der Notenbanken auf die schwache Konjunktur bleibt entscheidend. Während die EZB Zinssenkungen signalisiert hat, bleibt die US-Notenbank Fed vorsichtig. Sollte die Inflation hoch bleiben, könnte eine Zinssenkung dort wieder länger auf sich warten lassen.»

Ein Gewinner der unsicheren Lage ist Gold: Ende Februar 2025 lag der Goldpreis bei 2641 Franken pro Feinunze. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht dies einem Anstieg von 47,3 Prozent. «In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit suchen Anleger nach stabilen Werten. Gold hat sich über Jahrhunderte als Wertspeicher bewährt und bleibt eine der sichersten Anlagen», sagt Brenner.

Wie sich die Weltwirtschaft entwickelt, bleibt offen. «Wir stehen auf jeden Fall vor einem Jahr voller Unsicherheiten. Die wirtschaftliche Entwicklung in Europa, die US-Handelspolitik und geldpolitische Entscheidungen werden die Märkte erheblich beeinflussen», fasst Brenner zusammen.

Text: Stephan Ziegler

Bild: zVg

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