Vergeblicher Anlauf für TV-Konzession
Übers Rheintal hinaus wachsen
Im Rheintal mit einem Einzugsgebiet von 100´000 Menschen deckt Galledia das Publikum bereits so eng und gut ab, wie es geht. Der Einstieg beim Portal «Die Ostschweiz» war deshalb eine erste Möglichkeit, über das Rheintal hinaus im Werbemarkt und im Lesermarkt zu wachsen. Der neue publizistische Blick in die ganze Ostschweiz liess weitere Gedanken reifen: «Daraus resultierte die Überlegung, dass auch ein Regionalfernsehen ein passender Schritt wäre», sagt Galledia-CEO Daniel Ettlinger. «Das hätte uns nochmals eine Expansionsmöglichkeit und ein Wechselspiel zu den bestehenden Medien gegeben.» Daraus wird nun zumindest in den nächsten Jahren nichts, das Eidgenössische Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) hat in der Ostschweiz wie in den meisten anderen Regionen die Konzession dem bisherigen Inhaber erteilt. Im Entscheid hält das UVEK fest, dass die Bewerbung von TVO sowohl bei den Angaben zur Anzahl der Programmmacher überzeugender ausfiel als auch bei Ausführungen zum Informationsauftrag.
Dem Entscheid ging eine intensive Bewerbungsphase voraus: Ein wahrhaft entzückender Einfall des Bundesamts für Kommunikation (Bakom) war es, die Konzessionsbewerber die Bewerbung der jeweiligen Konkurrenten kommentieren zu lassen und diese Eingaben öffentlich zu machen. Auch die beiden Bewerber um die Ostschweizer TV-Konzession schenkten sich da nichts.
Zweifel am Personalbestand
Galledia hat in einem zweieinhalbseitigen Schreiben unter anderem die Personalangaben des bisherigen Konzessions inhabers angezweifelt: «Irritiert haben die widersprüchlichen Zahlen beim Personalbestand von TVO. Auf der Website von TVO vom 13. Juli 2023 sind 25 Mitarbeiter mit Bild aufgeführt. Im Gesuch listen die Verantwortlichen 45 Angestellte resp. 3460 Stellenprozente auf.»
Natürlich nutze die neue Bewerberin auch den Umstand, dass der bestehende Sender bereits zum zweiten Mal gerüffelt wurde, die Konzessionsvorgaben nicht einzuhalten: «Gemäss aktuellem Verfahren des Bakom hat der konzessionierte Sender TVO beinahe eine halbe Stunde an regionalen Informationen nicht gesendet. (…) Wir werten die fehlenden Minuten als Zeichen, dass TVO aufgrund zu knapper Ressourcen einerseits Mühe bekundet, genügend attraktive Beiträge aus der Region zu erstellen, andererseits aber auch nicht über die notwendige Qualitätssicherung verfügt, um zu bemerken, dass der Leistungsauftrag des Bakom nicht erfüllt worden ist.»
Galledia weist auch darauf hin, dass die Bewerbung für TVO zwar von der NZZ-Mediengruppe abgeschickt wurde, der Sender de facto aber zu CH Media gehöre, die bereits zwei andere TV-Konzessionen halte. Die Konzessionsvorgaben sehen vor, dass ein Medienhaus maximal zwei TV-Konzessionen und zwei Lokalradiokonzessionen halten darf.
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TVO betont Erfahrung
Auf gleich einem Dutzend Seiten zerpflückt TVO die Bewerbung des neuen Konkurrenten und streicht immer wieder genüsslich dessen fehlende Erfahrung in TV-Geschäft heraus. «Im Unterschied zu Galledia Regionalmedien AG ist die TVO AG seit über 20 Jahren eine verlässliche TV-Informations- und Unterhaltungsquelle für Zehntausende Zuschauer in der Ostschweiz. TVO verfügt entsprechend über langjährige Erfahrung im TV-Bereich und kann auch aufgrund der bewährten Zusammenarbeit mit CH Media Gewähr für die Umsetzung des in der Bewerbung umschriebenen Programms leisten.»
Weiter kritisiert TVO: «Nebst den (zu) hochgesteckten Zielen und der grossen Abstraktheit fällt bei der Konkurrenzbewerbung von Galledia Regionalmedien AG für den Sender OTV die starke Anlehnung an den von uns betriebenen Sender TVO auf. Bezeichnend hierfür ist bereits der Name des Senders, der mit OTV kaum ähnlicher hätte gewählt werden können. Dasselbe gilt für die Bezeichnung der Flaggschiff-Nachrichtensendung, die ‹Ostschweiz aktuell› heissen soll.»
Inzwischen hat sich der Rauch wieder verzogen. «Wir haben ein gutes, partnerschaftliches Verhältnis mit CH Media, das durch die Fernseh-Geschichte etwas getrübt wurde», sagt Daniel Ettlinger. Die Absichten habe man vorgängig CH-Media-Verleger Peter Wanner erläutert. «Wir sondierten auch für eine allfällige Kooperation, aber das wollte CH Media nicht. Also haben wir unsere Konzessionseingabe gemacht.»
Text: Philipp Landmark
Bild: Pixabay