«Weitreichende Transformationen auf dem Arbeitsmarkt»
Text: pd
Im Kanton Thurgau fokussiert sich das AWA laut Amtsleiter Daniel Wessner bezüglich digitaler Transformation bereits seit einiger Zeit auf die Arbeit 4.0. Er erklärt: «Unternehmen suchen in Zukunft vorwiegend nach digitalen Skills und kognitiven Qualifikationen. Manuelle Routinetätigkeiten werden hingegen immer mehr an Bedeutung verlieren.»
Bei seiner Aussage stützt sich Wessner auf die AMOSA-Studie ab. Anhand von umfangreichen Befragungen bei Arbeitgebern zu den von ihnen gesuchten Skills sowie aufgrund von Feedbackgesprächen mit Stellensuchenden erstellte die AMOSA – unter Beteiligung des AWA Thurgau – einen aussagekräftigen Bericht zum Thema «Arbeit 4.0 – The Future of Work».
Veränderter Stellenmarkt
Jetzt schon wirken sich die einschneidenden Veränderungen auf den Stellenmarkt aus. Während Industrieunternehmen händeringend nach Fachkräften mit digitalen Kompetenzen suchen, melden sich bei den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) vorwiegend geringqualifizierte Produktionshilfskräfte, die aufgrund der gestiegenen beruflichen Anforderungen vor hohe Hürden gestellt werden.
Diesbezüglich gibt Marcel Schaer, Leiter der AWA-Abteilung Arbeitsmarktliche Massnahmen, zu bedenken: «Mit dem wachsenden Einsatz der künstlichen Intelligenz werden in wenigen Jahren selbst die aktuell begehrten Erwerbstätigen mit Tertiärabschluss die weitreichenden Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt spüren.»
Das traditionelle Bild der Arbeit ändert sich ausserdem durch den gesellschaftlichen Werte-Wandel der Digital-Natives. Jüngere Arbeitskräfte fordern neue Arbeitsmodelle, sowohl in Bezug auf die Arbeitszeit als auch auf die Arbeitsweise.
Interne und externe Handlungsfelder
Aus der AMOSA-Studie zieht Wessner für das AWA Thurgau bedeutsame Schlüsse, die sowohl interne als auch externe Handlungsfelder erfordern. Die Auswirkungen des digitalen Wandels betreffen die Mitarbeiter der drei Regionalen Arbeitsvermittlungszentren genauso wie die Stellensuchenden.
Konkret werden deshalb einerseits die RAV-Mitarbeiter digital fit gehalten, andererseits sollen die digitalen Kompetenzen der stellensuchenden Personen erkannt und gefördert werden. Marcel Schaer verdeutlicht: «Wir stellen zum Beispiel niederschwellige Angebote zur Förderung von digitalen Grundkompetenzen bereit und unterstützen Stellensuchende wie auch Arbeitskräfte, mögliche Skills-Lücken zu identifizieren respektive gezielt anzugehen.»
Wessner weist auf einen weiteren Punkt hin: «Bei der Rekrutierung oder Vermittlung von Arbeitskräften müssen wir uns vermehrt auf spezifische Kompetenzen anstatt auf formelle Abschlüsse und Berufe abstützen. Unser Ziel ist die Erarbeitung eines praxisnahen, kantonsübergreifenden Kompetenzkatalogs – eine Art Kompetenznomenklatur.»
Im AWA Thurgau ist man sich bewusst, dass die digitale Transformation die Arbeitsmarktbehörden, Verbände, Unternehmen und Bildungseinrichtungen gleichermassen herausfordern wird.
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