Thurgau

Stadler trotz herausfordendem Umfeld auf Kurs

Stadler trotz herausfordendem Umfeld auf Kurs
Der Stadler-Hauptsitz in Bussnang
Lesezeit: 5 Minuten

Im ersten Halbjahr 2024 verzeichnet Stadler Rail mit Sitz in Bussnang einen Auftragseingang von 2,5 Milliarden Franken, trotz Verzögerungen bei Vertragsunterzeichnungen, der Auftragsbestand erreichte mit 26,8 Milliarden einen neuen Höchststand. Der Umsatz blieb stabil bei 1,3 Milliarden, während die Produktionsleistung um 7 % auf 2,0 Milliarden stieg. Die Bruttomarge blieb nahezu konstant bei 11,9 %, derweil sank die EBIT-Marge aufgrund verschiedener Faktoren auf 2,2 %. Der Free Cashflow war negativ, hauptsächlich wegen hoher Anzahlungen im Vorjahr und negativer Cashflows in der Auftragsabwicklung.

Text: pd

«Trotz des weiterhin anspruchsvollen Umfelds erzielte Stadler im ersten Halbjahr eine solide Performance, unterstützt durch ein diversifiziertes Produktportfolio und Markterfolge im Bereich alternativer Antriebe.», sagt Markus Bernsteiner, Group CEO.

Der Auftragseingang erreichte im ersten Halbjahr 2024 2,5 Milliarden Franken und liegt damit erwartungsgemäss unter dem ausserordentlich hohen Auftragseingang der ersten Jahreshälfte 2023 (H1 2023: 4,7 Milliarden). Während das erste Halbjahr 2023 von einem Grossauftrag geprägt war, kam es im ersten Halbjahr 2024 zu mehreren Verschiebungen von Vertragsunterzeichnungen ins zweite Halbjahr.

Der Auftragsbestand steigt auf einen neuen Höchstwert von 26,8 Milliarden Franken (31. Dezember 2023: 24,4 Milliarden). Im Auftragseingang sowie Auftragsbestand sind nur Aufträge für Fahrzeuge oder Dienstleistungen aus Rahmenverträgen enthalten, die von den Kunden verbindlich abgerufen wurden.

Der Geschäftsgang von Stadler unterliegt einer starken Saisonalität, die typischerweise zu bedeutend höheren Umsätzen und einer höheren Profitabilität in der zweiten Jahreshälfte führt. Dies äussert sich in der Regel darin, dass rund ein Drittel der Umsätze in der ersten, und die restlichen zwei Drittel in der zweiten Jahreshälfte erwirtschaftet werden. Die Umsätze in der ersten Jahreshälfte erreichen mit 1,3 Milliarden erneut das Vorjahresniveau. Negative Währungseffekte haben die Umsatzentwicklung um rund 1 Prozent gebremst.

Ergebnisentwicklung

Die Bruttomarge ist mit 11,9 % minimal tiefer gegenüber 12,1 % in der Vergleichsperiode. Trotz der teilweise noch andauernden Auswirkungen von Inflation, Energie- und Rohstoffpreissteigerungen, Lieferkettenproblemen und geopolitischen Spannungen konnte die Bruttomarge dank der stetigen Optimierung der Produktionsabläufe und dem strikten Fokus auf die Auftragskosten und der Erreichung der Meilensteine praktisch konstant gehalten werden.

Der EBIT erreicht in der ersten Jahreshälfte 28,2 Millionen Franekn gegenüber 47,5 Millionen im ersten Halbjahr 2023. Die EBIT-Marge ist von 3,7 % in der Vorperiode auf 2,2 % gesunken. Grundsätzlich ist die EBIT-Marge aufgrund der Umsatzlegung von Stadler (nach der «Units-of-Delivery»-Methode) und der Verschiebungen im Auftragsmix in der ersten Jahreshälfte nur bedingt aussagekräftig.

Neben der geringfügig tieferen Bruttomarge begründet sich die Verminderung der EBIT-Marge insbesondere durch im Verhältnis zum Nettoerlös höhere Kosten für Entwicklung, Vertrieb und Verwaltung. Hierbei gilt es zu beachten, dass sich diese Kosten nicht proportional zu den Nettoerlösen entwickeln. Diese Aufwendungen beinhalten grösstenteils Fixkosten, während die entsprechenden Umsätze und Deckungsbeiträge aufgrund der Umsatzlegung mit einer mehrjährigen Verzögerung gebucht werden.

Das Konzernergebnis fällt mit 27,5 Millionen Franken um 7 Prozent höher aus als in der Vorjahresperiode mit 25,8 Millionen. Ein positives Zinsergebnis von 7,8 Millionen sowie positive Währungseffekte von 11,6 Millionen haben das Konzernergebnis in der ersten Jahreshälfte gestützt. Zudem fiel der Ertragssteueraufwand tiefer aus als in der Vorjahresperiode.

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Cashflow und Bilanz

Im Geschäftsjahr 2023 konnten sehr hohe Anzahlungen verbucht werden, welche im laufenden Geschäftsjahr verwendet werden. Zusätzlich werden diverse Aufträge mit negativen Cashflows in der Abwicklung hochgefahren. Diese Effekte haben entsprechend den Free Cashflow, das Net Working Capital und die Net Cash Position negativ beeinflusst. Zudem wurde in der ersten Jahreshälfte die Dividende ausbezahlt.

Der Free Cashflow sinkt in der Berichtsperiode auf -384,7 Millionen Franken gegenüber 303,4 Millionen in der ersten Jahreshälfte 2023. Das Net Working Capital bleibt negativ mit -479,2 Millionen (31.12.2023: -855,6 Millionen). Die Net Cash Position per 30. Juni 2024 beträgt -107,5 Millionen gegenüber 398,9 Millionen per 31. Dezember 2023.

Segment «Rolling Stock»

Der Auftragseingang im Berichtssegment «Rolling Stock» erreicht in der ersten Jahreshälfte 2024 2,0 Milliarden Franken und liegt damit 44 Prozent unter der Vorjahresperiode. Der im Vergleich zum Vorjahr tiefere Auftragseingang ist auf einen Grossauftrag im Wert von über 2,0 Milliarden im ersten Halbjahr 2023 zurückzuführen.

Der Auftragsbestand im Berichtssegment wächst im Vergleich zum Jahresende 2023 um 9 Prozent auf 20,0 Milliarden (31. Dezember 2023: 18,4 Milliarden). Das Berichtssegment «Rolling Stock» erreichte im ersten Halbjahr 2024 einen Umsatz von 1,0 Milliarden Franken. Damit liegt der Umsatz um 3 Prozent unter der Vorjahresperiode (H1 2023: 1,0 Milliarden).

Segment «Signalling»

Im ersten Halbjahr 2024 liegt der Auftragseingang im Segment «Signalling» bei 33,0 Millionen Franken gegenüber 37,0 Millionen im ersten Halbjahr 2023. Der Auftragsbestand steigt auf 169,6 Millionen Franken von 162,2 Millionen am Jahresende 2023. Das Berichtssegment «Signalling» erwirtschaftete im ersten Halbjahr 2024 Umsätze von 42,3 Millionen, ein Anstieg von 60 Prozent gegenüber 26,4 Millionen im ersten Halbjahr 2023.

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Ausblick 2024 bis 2026 bestätigt

Aufgrund einer Überflutung von zwei Schweizer Produktionsstätten von Constellium, einem bedeutenden Hersteller von hochspezialisierten Aluminiumstrangpressprofilen, ist es bei Constellium zu Force Majeure bedingten Produktionsunterbrüchen und Lieferverzögerungen gekommen. Stadler setzt solche Strukturprofile insbesondere in der Herstellung von Aluminiumwagenkästen ein. Stadler arbeitet eng mit Constellium zusammen, um die Produktion an einem anderen Standort hochzufahren.

Zusätzlich wurden interne Gegenmassnahmen eingeleitet, um mögliche Lieferengpässe in den betroffenen Aufträgen bestmöglich zu kompensieren. Gemäss Pressemitteilung vom 19. August 2024, geht Constellium aktuell davon aus, dass die Produktion frühestens Ende Oktober wieder hochgefahren werden kann. Falls keine weiteren signifikanten Verzögerungen gegenüber einem Hochfahren der Produktion im Oktober eintreten, wird der Ausblick 2024-2026 unverändert bestätigt.

Für das laufende Geschäftsjahr erwartet Stadler Umsätze zwischen 3,5 und 3,7 Milliarden Franken und eine mit dem Jahr 2023 vergleichbare EBIT-Marge. Aufgrund des hohen Auftragseingangs rechnet Stadler mit Investitionen von circa 200 Millionen. Der mit dem Anstieg der Produktionsleistung verbundene Aufbau der Aufträge in Arbeit hat im laufenden Geschäftsjahr trotz Fortschrittszahlungen aus laufenden Aufträgen einen möglichen negativen Einfluss auf den Free Cashflow. Weiterhin erwarten wir aber wiederum solide Anzahlungen aus neuen Aufträgen und verbesserte Zahlungsbedingungen in den laufenden Aufträgen.

Für das Geschäftsjahr 2025 erwartet Stadler Umsätze zwischen 4,0 und 4,2 Milliarden Franken sowie eine EBIT-Marge von circa 7 Prozent. 2025 erwartet Stadler zudem Investitionen in der Höhe von rund 200 Millionen.

In Verbindung mit dem starken Anstieg der Anzahl Fahrzeugabnahmen erwartet Stadler im Geschäftsjahr 2026 Umsätze zwischen 5,0 und 5,5 Milliarden bei einer EBIT-Marge zwischen 7 und 8 Prozent sowie Investitionen von rund 200 Millionen.

Bis 2026 geht Stadler von einer durchschnittlichen Book-to-bill-Ratio von 1.5x aus und an der Dividendenpolitik mit einer Ausschüttung von rund 60 Prozent des Konzernergebnisses hält Stadler weiterhin fest. Stadler ist nach wie vor überzeugt, dass unter normalen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen mittelfristig eine EBIT-Marge von 8 bis 9 Prozent erreicht werden kann.

Sämtliche Angaben zum Ausblick gelten unter der Annahme stabiler Rahmenbedingungen, insbesondere hinsichtlich Lieferketten, der Währungssituation und der globalen geopolitischen Spannungen.

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