Gast-Kommentar

«St.Galler Tagblatt» in der Angstspirale

«St.Galler Tagblatt» in der Angstspirale
Der St.Galler Alt-Nationalrat Peter Weigelt ist Präsident des Referendumskomitees «Mediengesetz Nein»
Lesezeit: 2 Minuten

Zu Beginn der Debatte um das Medienpaket zeigten sich die Zeitungen der CH Medien recht offen. Auch das St.Galler Tagblatt präsentierte die Pro- und Contra-Argumente. Mit den ersten Meinungsumfragen, die das Nein im Vorsprung zeigten, hätte sich das Bild geändert, findet Peter Weigelt in einem Kommentar.

Zuerst wurden die Nein-Argumente immer spärlicher abgedruckt. Im Gegensatz dazu präsentierte man zunehmend mehr Ja-Beiträge, viele davon eher PR-Texte als echte Diskussionsbeiträge. Als sich der Trend weiter zu Gunsten des Neins entwickelte, zogen die «Garanten der direkten Demokratie» aus Angst die Schraube weiter an. So versuchte man in allen CH-Medien die Absender der Nein-Argumente auszugrenzen und in die Nähe von extremen Gruppierungen zu rücken.

Diese Ausgrenzung funktionierte allerdings auch nicht, da Nein-Exponenten wie die Ständeräte Beni Würth (Mitte) und Ruedi Noser (FDP) oder Nationalrätinnen wie Esther Friedli (SVP) und Susanne Vincenz-Stauffacher (FDP) sicherlich nicht in dieses Muster passen.

Lösung: «Totschweigen»

Also mussten die Vertreter des «Qualitätsjournalismus» noch eins drauflegen. Man beschloss die Extremlösung «Totschweigen». So erklärt sich, weshalb man in den Tagblatt-Medien nichts zur Nein-Parole der St.Galler Mittepartei erfahren konnte, obwohl sich die St.Galler Mitte damit gegen ihre Mutterpartei stellt.

Fast schon dreist handelte die Tagblatt-Redaktion, als sie entschied, auch die Medienkonferenz des regionalen Nein-Komitees totzuschweigen. Obwohl mit der Mitte, der FDP und der SVP zwei Drittel der St.Galler Wählerschaft vertreten waren, wurde über den Auftritt von Ständerat Würth, Nationalrat Paganini sowie der Nationalrätinnen Friedli und Vincenz-Stauffacher mit keinem Wort berichtet. Vom Auftritt des Ja-Komitees dagegen wurde kurz zuvor ein Videobeitrag für TVO produziert.

«Peinlich und verwerflich»

Dieses Verhalten ist nicht nur peinlich und verwerflich, sondern steht in krassem Widerspruch zu den Sonntagsreden, die Chefredaktor Schmid und seine Stellvertreter auf Podien und in Interviews verkünden: «Wer, wenn nicht wir, berichtet noch über regionale und lokale Aktivitäten?». Die Antwort ist rasch geben. Es waren diverse «Gratis-Medien», die diese demokratierelevanten Informationen im ganzen Kantonsgebiet weiterverbreiteten.

In der Angstspirale hat das Tagblatt völlig überreagiert und damit nicht nur die eigene Glaubwürdigkeit und Unabhängigkeit massiv beschädigt. Auch in der Debatte für und gegen neue Medien-Subventionsmillionen wurden Weichen gestellt. Ob in der von den CH-Medien gewollten Richtung, wage ich zu bezweifeln.

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