Thurgau

Hypotheken knacken 15 Milliarden-Grenze

Hypotheken knacken 15 Milliarden-Grenze
Fredy Hasenmaile, Chefökonom Raiffeisen Schweiz, Daniel Wessner, Leiter Amt für Wirtschaft und Arbeit des Kantons Thurgau und Reto Inauen, Verbandspräsident Thurgauer Raiffeisenbanken
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In einem herausfordernden Zinsumfeld erzielten die 14 Thurgauer Raiffeisenbanken letztes Jahr einen konsolidierten Geschäftserfolg von rund 88 Millionen Franken. Dazu trug das stetig wachsende Anlagegeschäft bei. An der Bilanzmedienkonferenz vom Donnerstag, 6. Februar 2025, wagten Daniel Wessner, Leiter Amt für Wirtschaft und Arbeit Thurgau, und Raiffeisen-Chefökonom Fredy Hasenmaile einen Blick in die wirtschaftliche Zukunft.

Text: PD/stz.

Auch 2024 verwirklichten viele Thurgauer ihren Wohntraum mit einer Raiffeisen-Hypothek. So wuchs der Hypothekenbestand der 14 Thurgauer Raiffeisenbanken um mehr als eine halbe Milliarde auf erstmals über 15 Milliarden Franken. «Wir haben damit etwas über dem Marktdurchschnitt zugelegt, ohne die Risiken zu erhöhen», sagte Verbandspräsident Reto Inauen.

Er präsentierte in Frauenfeld das konsolidierte Geschäftsergebnis 2024: Der Geschäftserfolg von 87.7 Millionen Franken fliesse wiederum grösstenteils ins Eigenkapital. Damit starten die Thurgauer Genossenschaften mit einer eindrücklichen Kapitalquote von über 24 Prozent ins Jubiläumsjahr: Vor 125 Jahren hatte die erste Raiffeisenbank der Schweiz ihre Geschäftstätigkeit aufgenommen – im thurgauischen Bichelsee. «Dass wir schon so lange erfolgreich unterwegs sind, hat viel mit unserem risikoarmen Geschäftsmodell zu tun», betonte Inauen.

Diversifizierung zeigt Wirkung

Dass der Geschäftserfolg im Vergleich mit dem Vorjahr um neun Prozent tiefer ausgefallen sei, hänge in erster Linie mit dem Zinsumfeld zusammen, erklärte Reto Inauen. Gleich viermal hatte die Schweizerische Nationalbank den Leitzins im vergangenen Jahr gesenkt. Das spürten die Thurgauer Raiffeisenbank in ihrem Kerngeschäft: Der Erfolg im Zinsengeschäft ging um rund zehn Millionen auf 158.5 Millionen Franken zurück.

Inauen ergänzte indes, dass die in den letzten Jahren konsequent vorangetriebene Diversifizierungsstrategie Wirkung zeige: «Den Rückgang im Zinsengeschäft konnten wir fast zur Hälfte mit dem Erfolg im Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft wettmachen.» Dank stetig zunehmenden Anlagen wuchs der Erfolg in diesem Bereich um über vier Millionen auf rund 34 Millionen Franken.

Die wachsende Anlagekompetenz der Thurgauer Raiffeisenbanken zeige sich generell am Depotvolumen, das um 12.4 Prozent zulegte. «Die Investitionen in die Beratungskompetenz im Anlagebereich zahlen sich aus», bilanzierte Inauen.

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Die Thurgauer Raiffeisenbanken in Zahlen
Die Thurgauer Raiffeisenbanken in Zahlen

Über 118'000 Mitglieder

Generell vertrauen die Thurgauer ihr Geld gerne den Raiffeisen-Genossenschaften an: Die Kundeneinlagen kletterten erstmals auf über zwölf Milliarden Franken. Vom Vertrauen zeugt zudem der starke Zuwachs an Genossenschaftern: Die Thurgauer Raiffeisenfamilie zählt neu über 118'000 Mitglieder.

Anlässlich des 125-Jahr-Jubiläums profitierten sie in diesem Jahr von 125 Erlebnissen und Vergünstigungen in der ganzen Schweiz, sagte Reto Inauen. Im Thurgau werde indes nicht nur der 125. Geburtstag der Ur-Raiffeisenbank am Bichelsee gefeiert, sondern auch der 100. Geburtstag der Raiffeisenbank Regio Altnau und der Raiffeisenbank Münchwilen-Tobel.

Wessner hebt starke Präsenz hervor

Daniel Wessner, Leiter des Amts für Wirtschaft und Arbeit im Thurgau, hob die Bedeutung der Thurgauer Raiffeisenbanken hervor: «Mit ihrer starken Präsenz und ihrem dichten Geschäftsstellennetz sind sie ein wichtiger Akteur für die Thurgauer Wirtschaft.» Zuvor hatte er mit Blick auf das letzte Jahr aufgezeigt, dass die schwächelnde Wirtschaft Deutschlands – des wichtigsten Thurgauer Handelspartners – die Umsätze vieler Industrieunternehmen gedrückt habe.

«Trotzdem überwiegt bei einem Grossteil der Unternehmen die Zuversicht, dass es wieder aufwärts geht», betonte Wessner. Sie hielten deshalb weitgehend an ihren Personalbeständen fest. Die Arbeitslosenquote im Thurgau bewege sich mit 2,4 Prozent denn auch unter dem schweizerischen Schnitt von 2,8 Prozent.

Wachstum von 1.3 Prozent möglich

Fredy Hasenmaile, Chefökonom von Raiffeisen Schweiz, blickte auf die Wirtschaftslage der ganzen Schweiz. Er bestätigte, dass die Schweizer Exportwirtschaft weiterhin mit dem schwierigen globalen Umfeld kämpft. «Lediglich der krisenresistente Chemie- und Pharmasektor verzeichnet noch ein Exportplus.»

Einziger Lichtblick für die Exporteure sei die robuste Nachfrage aus den USA. Ein spürbarer Anstieg der Arbeitslosigkeit sei dennoch nicht zu erwarten. Die Aussichten für den Privatkonsum seien ähnlich gut wie im Vorjahr, da die Inflation deutlich zurückgegangen sei und zu Jahresbeginn weiter Richtung Null sinken dürfte.

«Zusätzlich dürften die sinkenden Zinsen im laufenden Jahr die Investitionstätigkeit beleben, insbesondere in der Bauwirtschaft. Damit ist ein Wachstum des Bruttoinlandprodukts von rund 1.3 Prozent möglich, nach rund einem Prozent im Jahr 2024.»

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