Freiheit statt Status: Die Revolution der Generation Y am Arbeitsplatz
Text: Roman P. Büchler
Ein Schlüsselmoment dieser Erkenntnis war für mich das Rheintaler Wirtschaftsforum 2014 in Widnau, St. Gallen, bei dem Kerstin Bund ihr neues Buch «Glück schlägt Geld» vorstellte. Ihre Thesen und Beobachtungen zur neuen Arbeitswelt und New Work haben mich nicht nur überrascht, sondern auch dazu gebracht, damals bis heute meine eigenen Vorstellungen von Führung und Arbeitsumgebung zu hinterfragen.
Die Forderungen der Generation Y als Grundlage heutiger Ansätze
Die Generation Y forderte schon damals mehr Freiräume bei der Arbeit, Zeit für Familie und Freizeit, selbstbestimmtes Arbeiten, Spass und Selbstverwirklichung, regelmässiges Feedback und eine Bewertung, die sich an Ergebnissen orientiert und nicht an der Arbeitszeit. Für sie stand und steht Sinn über Status und Glück ist wichtiger als Geld. Diese neuen Werte und Erwartungen haben die bisherige Führungskultur deutlich herausgefordert und einen tiefen Graben zwischen den Generationen offengelegt.
Traditionelle Ansichten, die auf hartem Arbeiten und Aufstieg im Unternehmen basieren, wurden und werden infrage gestellt. Viele von uns dachten, dass nur wer sich im Unternehmen verdient macht, erfolgreich sein kann. Doch die Generation Y und heute auch die Generation Z zeigen uns, dass es auch anders geht. Sie wollen flexible Arbeitszeiten und Arbeitsorte, die zu ihrer Lebensweise passen, und legen Wert auf persönliche Entwicklung und Sinnhaftigkeit in ihrer Arbeit.
Eine persönliche Perspektive
Meine Erfahrungen als Vater von Kindern, die der Generation Y und Z angehören, bestätigen diese Beobachtungen. Auch sie stellen die oben genannten Anforderungen an ihre Arbeitswelt. Offenbar sind wir, die Generation X und die Baby Boomer, nicht die Vorbilder, denen die jüngeren Generationen folgen wollen.
Vielleicht liegt es daran, dass es uns in der westlichen Welt zu gut geht und wir uns daher mit solchen freiheitsfordernden Ansprüchen auseinandersetzen können.
Die Bedeutung der Arbeitsumgebung und neue Wege in der Führung
Ein besonders interessanter Aspekt dabei ist die Ablehnung von Statussymbolen und prächtigen Büros. Die Generation Y und Z sehen keinen Sinn in ortsgebundener Arbeit. Warum ins Büro kommen, wenn man in Co-Working-Spaces auf Gleichgesinnte trifft oder in der örtlichen Bibliothek arbeiten kann? Die individuelle Arbeitsumgebung ist ihnen wichtiger als ein prestigeträchtiges Büro.
Für uns bedeutet das, dass wir neue Wege in der Führung und Entwicklung unserer Mitarbeiter gehen müssen. Wir müssen uns ihren Respekt und ihre Anerkennung durch Taten verdienen, nicht durch Status. Es ist wichtig, sie aktiv in Entscheidungen einzubeziehen und ihnen Arbeit zu geben, die Sinn stiftet und zur Gesamtvision des Unternehmens beiträgt. Regelmässiges Feedback und echtes Interesse an ihren Anliegen sind entscheidend.
Eigene Bedürfnisse erkennen
Seit wir uns intensiver mit den Bedürfnissen der Generation Y und Z beschäftigen, entdecken wir zunehmend unsere eigenen Bedürfnisse an Arbeit und Freizeit. Auch wir finden Freude an flexiblen Arbeitsmodellen und persönlicher Entwicklung. Obwohl es anspruchsvoll ist, alte Muster und Vorbilder abzulegen, lassen wir aktiv Feedback und Freiräume zu. Unsere jungen Kollegen schätzen das enorm und zeigen Nachsicht, wenn wir in alte Gewohnheiten zurückfallen.
Diese Veränderung hat uns geholfen, unsere Leadership-Bestimmung zu erkennen und nach und nach erfolgreich umzusetzen. Indem wir auf die Bedürfnisse der Generation Y und Z eingehen, schaffen wir eine Arbeitsumgebung, die allen zugutekommt – und somit eine Zukunft, in der Glück wirklich Geld schlägt.
In meinem Buch «Die neue Leadership-DNA: Prinzipien für einen radikalen Umbau der Führung» erhaltet ihr viele Impulse, wie die Führung sich transformieren kann und sich schon heute für morgen ausrichtet.