Appenzeller Millionen für Schalke 04
Zunächst einmal wurde die Meldung vom neuen Trikotsponsor des FC Schalke 04 im Ruhrgebiet mit Erleichterung aufgenommen: Nicht mal kurz vor knapp, sondern mehr als rechtzeitig zog der Revierclub einen Nachfolger für Veltins an Land, das sein Engagement als Trikotsponsor beendet hatte.
Die «Minimeals» sind eine komprimierte Mahlzeit und haben eine Form wie ein grösseres Gutsli. Das Werbeversprechen des Schalker Partners Sun AG aus Wolfhalden als Hersteller der «Minimeals»: Acht Stück davon sollen alle notwendigen Nährstoffe eines Tages abdecken – bei nur 800 Kalorien.
«Der Gründer hatte vor mehr als zehn Jahren das Ziel, in die Antarktis zu reisen und hat dafür ein funktionelles Lebensmittel entwickelt, das ihn während der Expedition mit allem versorgt hat, was er zum Überleben gebraucht hat», ist auf der Webseite der Appenzeller zu lesen.
Bei genauerem Hinschauen wüchsen aber bei manchem Beobachter Zweifel ob der Seriosität des neuen Hauptsponsors von Schalke 04, berichtet das Branchenportal schalketotal.de.
Während die WAZ den neuen Hauptsponsor zwar ausführlich porträtiert, fallen einige der alarmierenden Schlagwörter dort in einem Nebensatz. Anders macht es das Blog «Indiskretion Ehrensache» von Thomas Knüwer. Dort erfahre man etwas deutlicher, warum Zweifel am neuen Hauptsponsor zumindest nicht ganz aus der Luft gegriffen zu sein scheinen, so schalketotal.de weiter.
Da ist zu lesen von sogenannten Multi-Level-Marketingsystemen, die bei der Sun AG zur Anwendung kommen. Diese sind im Volksmund auch als Schneeball- oder Pyramidensystem bekannt. Bei der Sun AG wird eine Art Kryptowährung als Bonussystem geführt.
Zudem sei der CEO der Sun AG, Wolfgang Grabher, im Rahmen früherer Aktivitäten von Interpol gesucht worden sein, schreibt Indiskretion Ehrensache zum neuen Geschäftspartner des FC Schalke 04.
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Auch TVO hat den Fall aufgegriffen und ist dem Geschäftsmodell nachgegangen. Für das Nachrichtenportal ist es zumindest fragwürdig, ob die Sun AG wirklich 100 Millionen US-Dollar Jahresumsatz mache – und ob nicht hinter dem Unternehmen schliesslich ein Schneeballsystem stehe.
Ähnlich sieht das auch das «St.Galler Tagblatt», das vorrechnet, dass Schalke-04-Sponsoring mindestens drei Millionen Euro pro Jahr koste. Und: Mindestens fünf Millionen regelmässige Minimeals-Kunden wolle Sun bis 2030 gewinnen.
Für Versprechungen, die sich nicht realisieren lassen, habe Wolfgang Grabher, der Alleininhaber von Sun, ein Faible: Seit über zehn Jahren fänden sich Spurenelemente des Österreichers bei verschiedenen Gesellschaften. Dabei komme es in der Ostschweiz zu einer auffälligen Ballung. Die spezielle Begabung von Grabher scheine es zu sein, «immer neue Investoren für grosse Pläne zu finden», so das «Tagblatt» weiter.
Das scheint ihm nun wieder gelungen zu sein: Kürzlich hat Wolfgang Grabher mit seiner Sun AG das ehemalige HWB-Gebäude in Wolfhalden erworben. Vorher war die Sun AG in einer ehemaligen Bäckerei in Lutzenberg einquartiert.
Immerhin hat der 2.-Bundesliga-Club in einer Hinsicht vorgesorgt: Die erste Charge für das über zwei Saisons abgeschlossene Trikotsponsoring hat Schalke 04 laut Medienberichten bereits erhalten, wäre also von einem späteren Ausbleiben weiterer Zahlungen nicht mehr betroffen.