Wirtschaft

Sprungbrett für bahnbrechende Start-ups

Sprungbrett für bahnbrechende Start-ups
Dietmar Grichnik
Lesezeit: 4 Minuten

Professor Dietmar Grichnik ist als Prorektor der Universität St.Gallen Präsident der neu gegründeten Stiftung «HSG Start Accelerator», die mit einem Förderprogramm nationale und internationale Start-ups bei der Professionalisierung ihrer Unternehmen unterstützt. Gründungspartner sind die HSG Start Foundation und Switzerland Innovation Park Ost, wo die Stiftung auch angesiedelt ist. Grichnik skizziert, was und wer mit dem Programm erreicht werden soll.

Dietmar Grichnik, was ist das Hauptziel des HSG Start Accelerators und wie unterscheidet er sich von anderen Förderprogrammen für Start-ups?
Mit dem Fokus auf die Skalierung nationaler und internationaler Start-ups erweitert die Stiftung HSG START Accelerator bestehende Angebote in St.Gallen und macht es zu einer Top-Destination für Start-ups in Europa. Das Accelerator-Programm bringt die Stiftung Start-ups mit hochkarätigen Investoren, Mentoren und Unterstützern zusammen. Mithilfe dieser Expertise wird im Rahmen des intensiven, dreimonatigen Programms das Geschäftsmodell weiterentwickelt, Angebote und Produkte geschärft, erste Kundenprojekte umgesetzt, die Teams auf einen Wachstumspfad geführt und die Attraktivität für externe Investments deutlich erhöht (sog. Investor Readiness).

Was gab den Anstoss zur Stiftungsgründung?
Die drei Gründungspartner HSG, Start Foundation und Switzerland Innovation Park Ost haben sich mit dem gemeinsamen Ziel zusammengeschlossen und im Juni 2024 die Stiftung gegründet. Dem ging voraus, dass ein Bedarf im Ökosystem identifiziert wurde. Am Center für Entrepreneurship der HSG haben wir für den Kanton St.Gallen eine Studie durchgeführt und eine Start-up-Strategie entwickelt. Diese beinhaltete mehrere Handlungsempfehlungen zur Entwicklung eines vibranten Start-up-Ökosystems. Die Einführung eines Accelerator-Programms war eines der zentralen Ergebnisse und wurde fortan weiterverfolgt.

Und wer finanziert den HSG Start Accelerator?
Die Stiftung HSG Start Accelerator hat bereits Mittel über andere Stiftungen, Grossunternehmen sowie private Gönner in der Schweiz eingeworben. Der Kanton St.Gallen entscheidet im September final über den Sonderkredit von zehn Millionen Franken zur Unterstützung des Start-up-Ökosystems. Davon sollen 5,4 Millionen in die Stiftung HSG Start Accelerator fliessen.

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«Bislang gab es in der Schweiz keinen branchenunabhängigen Accelerator mit einer europaweiten Ausrichtung.»

Welche Branchen oder Geschäftsmodelle sollen durch den Accelerator besonders gefördert werden?
Der Accelerator präferiert technologiegetriebene Start-ups mit hohem Wertschöpfungspotenzial. Insbesondere gilt es dabei auch, die Multidisziplinarität der Teams zu fördern und technologisches Know-how mit Business-Expertise zu verbinden.

Wie werden Start-ups ausgewählt, um am Programm teilzunehmen?
Das Accelerator-Programm positioniert sich im europäischen Ökosystem und zielt dort auf einen hohen Wirkungsgrad (Outreach). Über ein bereits bestehendes Netzwerk werden besonders vielversprechende Projekte identifiziert und in einem mehrstufigen Prozess ausgewählt. Dabei wird speziell auf das Entwicklungspotenzial in den bevorstehenden drei Monaten geachtet.

Sie wenden sich an nationale und internationale Start-ups. Ein Sitz im Kanton St.Gallen ist also keine Bedingung?
Der Accelerator ist europäisch ausgerichtet und unterstützt zum einen Start-ups aus der Region auf ihrem Wachstumskurs in internationalen Märkten. Zum anderen zieht das Programm Start-ups nach St.Gallen, weil es ihnen einen Mehrwert durch ein herausragendes Netzwerk aller Beteiligten und einen attraktiven Heimatmarkt bieten wird. Die Destination des Accelerators ist in St.Gallen, die der Start-ups international, idealerweise mit einer Verwurzelung in der Region.

«Der HSG START Accelerator macht St.Gallen zu einer Top-Destination für Start-ups in Europa.»

Welche Art von Unterstützung bietet der Accelerator den teilnehmenden Start-ups?
Die Start-ups durchlaufen ein intensives, dreimonatiges Programm ab dem Frühjahr 2025. In diversen Formaten erhalten die Unternehmen massgeschneiderte Betreuung durch hochkarätige Experten sowie professionelle Inhalte. Am Ende des Programms präsentieren sie ihren Fortschritt bei einem öffentlichen «Demo Day» mit der Chance, eine Finanzierung durch die Stiftung HSG Start Accelerator und auch durch externe Investoren zu erhalten.

Welche Methoden verwenden Sie, um den Fortschritt der Start-ups während des Programms zu messen?
Es gibt zum einen regelmässige Touchpoints mit den Coaches und Mentoren, die den Fortschritt verfolgen. Zum anderen werden Tools wie der St.Galler Start-up-Navigator und insbesondere der Scale-up-Navigator angewendet. Mithilfe dieser Tools durchlaufen die Start-ups systematisch verschiedene Entwicklungsstufen im Programm.

Wird die Ostschweiz vom Accelerator-Programm profitieren?
Ja, langfristig. Start-ups aus anderen Ökosystemen werden die Ostschweiz kennen und hoffentlich lieben lernen. Der Accelerator wird zur Destination für Top-Start-ups und erzeugt somit eine grosse Ausstrahlung für die Region. Wie die HSG zu einer der ersten Adressen für Studenten in Europa geworden ist, so soll auch der HSG Start Accelerator die Anlaufstelle für ambitionierte Gründer werden.

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Und wie will der Accelerator die Vernetzung zwischen Start-ups und etablierten Unternehmen in der Region fördern?
Die Stiftung HSG START Accelerator ist im Innovationspark Ost angesiedelt. Hier treffen die Newcomer auf Unternehmensvertreter aus der Region. Ebenso finden sich etablierte Unternehmen bereits auf der Liste der Förderer der Stiftung. Wirtschaft und Politik signalisieren schon vorab grosses Interesse.

Wie sieht das ideale Teilnehmerprofil für den HSG Start Accelerator aus?
Die Start-ups sollten eine innovative Technologie entwickelt haben, die einen potenziell grossen Markt bedienen kann. Dies sollten sie bereits mit ersten Aktivitäten und Traktion am Markt vorweisen können. Das Team sollte komplementär besetzt sein. Zudem dürfen sie gerne bereits Inkubationsprogramme wie bei Startup@HSG oder Startfeld durchlaufen haben. Eventuell haben sie auch bereits eine erste Finanzierung durch Business Angels, Stiftungen oder Grants erhalten. Der HSG Start Accelerator soll nicht weniger als «das führende Accelerator-Programm in Europa werden».

Ist die Konkurrenz so klein – oder der Accelerator so gut?
Beides in gewisser Weise. Bislang gibt es in der Schweiz keinen branchenunabhängigen Accelerator mit einer europaweiten Ausrichtung. Hier können wir eine Vorreiterrolle einnehmen und mit einem qualitativ ausserordentlich hochwertigen Programm führend werden. St.Gallen besticht durch seine Stärke, Vorhaben schnell mit der Unterstützung von Wirtschaft, Forschungseinrichtungen und Politik in enger Kooperation umzusetzen. Das gibt uns einen «Unfair Advantage»!

Text: Stephan Ziegler

Bild: zVg

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