Ein Leben für Zigarren
Sein Grossvater pflanzte noch selbst Tabak an, sein Vater war im Tabakgrosshandel tätig, und Urs Portmann (*1949) hat als Ausläufer sein Sackgeld verdient: Per Velo versorgte er Hotels, Läden und Private mit feinsten Tabakwaren. Sein erster prägender Moment in der Zigarrenwelt ereignete sich 1971 bei einem Besuch bei Zino Davidoff in Genf. «Dieser hat mich überzeugt, dass die Zigarre ein Genussmittel von exzellenter Qualität ist», erinnert sich Urs Portmann. Nach einer Ausbildung von nur zwölf Stunden in Genf war ihm klar, dass er denselben Weg einschlagen wollte wie sein berühmter Mentor.
Südamerika und Karibik
Die Leidenschaft für Zigarren führte Portmann nach Südamerika und in die Karibik, insbesondere nach Kuba. 1975 besuchte er dort zum ersten Mal verschiedene Tabakbauern und unterhielt sich mit ihnen über die Herausforderungen des Tabakanbaus. «Diese Ehrlichkeit der Tabakbauern hat mich tief beeindruckt», sagt Portmann. Die Erfahrungen vor Ort prägten sein Verständnis für die harte Arbeit und die Probleme, die mit dem Tabakanbau verbunden sind.
Urs Portmanns Erfolg basiert jedoch nicht nur auf seinem Wissen und seiner Leidenschaft für Zigarren, sondern auch auf der engen Beziehung zu seiner Kundschaft. Viele Kunden begleiten ihn seit mehr als vierzig Jahren und sind zu Freunden geworden. «Diese enge Bindung ist das grösste Lebenselixier für mich», sagt Portmann. «Aus langjährigen Kunden sind Freunde geworden, die immer wieder gerne zu uns ins Geschäft nach Kreuzlingen oder St.Gallen kommen.» Sein Unternehmen pflege seit 1971 das Motto, dass es keine Kunden, sondern Gäste habe. Diese persönliche Note und der enge Kontakt zu den Gästen haben wesentlich zu Portmanns Erfolg beigetragen.
Mehr als Luxus
Für Portmann ist der Genuss einer Zigarre mehr als nur ein Luxus. «Pfeifen- und Zigarrenraucher sind gemütliche, ausgeglichene Menschen, die sich die Zeit nehmen, ein gutes Produkt zu geniessen», erklärt er. Für ihn persönlich bedeutet das Rauchen einer Zigarre, dem hektischen Alltag zu entfliehen und sich eine Auszeit zu gönnen – ein Ritual, das er nur dann voll und ganz geniessen kann, wenn er Zeit hat. «Pfeifen und Zigarren kann man nur geniessen, wenn man innere Ruhe hat.» Über die Jahre hinweg hat Urs Portmann ein ausgeprägtes Gespür für die Auswahl der richtigen Zigarren entwickelt. Qualität, eine enge Beziehung zu den Produzenten und das Feedback seiner Kunden sind für ihn entscheidend, wenn es darum geht, neue Produkte zu finden. Seine zahlreichen Reisen nach Südamerika brachten ihn oft mit der Armut der dortigen Bevölkerung in Berührung. «Die Grosszügigkeit dieser armen, aber fröhlichen und gutherzigen Menschen hat unser Unternehmen tief geprägt», sagt Portmann. Das Wohl der Menschen und die Qualität der Produkte standen für ihn stets im Vordergrund, nicht der finanzielle Gewinn.
Die Welt des Rauchens hat sich über die Jahre verändert, insbesondere durch gesetzliche Einschränkungen und Gesundheitsdebatten. Urs Portmann und seine Söhne Thomas und Marc haben sich diesen Veränderungen angepasst, auch wenn sie nicht immer leichtfielen. «Wir haben versucht, diese Thematik durch persönliche Gespräche zu entschärfen», erklärt er. Trotz dieser Herausforderungen bleibt Portmann optimistisch und stolz auf das, was er und seine Familie in den vergangenen 55 Jahren aufgebaut haben.
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«Cigar Man of Merit»
Die kürzlich verliehene Auszeichnung als «Cigar Man of Merit» für Portmanns Lebenswerk ist ihm eine grosse Ehre. Sie stehe nicht nur für seinen persönlichen Erfolg, sondern auch für die Leistung seiner Familie und Mitarbeiter. «Diese Anerkennung bedeutet uns viel», sagt er.
Zum Abschluss betont Portmann, dass zwei Zigarren ihn sein Leben lang begleitet haben: Eine kubanische Punch Punch, die er 1971 genoss – «die mir aber zwei Stunden Zeit gestohlen hat, da ich sie falsch geraucht und einen Nikotinschub bekommen habe» – und die Davidoff, deren Entstehung eng mit seiner persönlichen Beziehung zu Zino Davidoff verknüpft ist. Diese beiden Zigarren liebt er bis heute – die Davidoff für den Tag und die Punch Punch für den Abend nach einem feinen Nachtessen.
Text: Stephan Ziegler
Bild: zVg