Die Finanz-Boutique aus St.Gallen
Eduardo Noser, zuerst eine banale Frage: Warum «Cronberg»?
Der neue Name entstand 2018 im Rahmen der Fusion der L.N. Asset Management AG und der RFINANZ Roland Rindlisbacher & Partner AG. Inspiriert wurden wir von einem der schönsten Berge der Ostschweiz, dem Kronberg. Der Ausblick vom Kronberg ist in alle Richtungen einzigartig und symbolisiert die Weit- und Voraussicht in unserem stark unternehmerisch geprägten Denken und Handeln. Wir denken weiter, sehen das grosse Gesamtbild, gerade auch in anspruchsvollen Familienkonstellationen und über Generationen hinweg.
Und warum habe ich als Ostschweizer bis dato nur wenig von der Cronberg AG gehört?
In unserem Bereich spielt Diskretion eine wichtige Rolle. Daher investierten wir in der Vergangenheit eher zurückhaltend in unsere externe Kommunikation.
Sie gewinnen Ihre Kunden also primär durch Empfehlungen?
Das ist so – und auch sehr erfreulich. Am Schluss spielt der Mensch, trotz Digitalisierung und einer sich stark wandelnden Gesellschaft, immer noch die entscheidende Rolle. Es geht im Kern darum, ob sich zwei Parteien gegenseitig vertrauen und miteinander arbeiten möchten. Wenn ein Kunde einen Neukunden empfiehlt, ist das eine schöne Wertschätzung gegenüber unserer Arbeit.
Wird das auch in Zukunft so bleiben?
Ja, davon sind wir überzeugt. Trotzdem möchten wir uns und unsere Kompetenzen als ganzheitlicher Finanzdienstleister vermehrt gegen aussen zeigen.
Gehört zu dieser «Öffnung», dass Sie heuer zum ersten Mal Sponsor des LEADER Digital Awards waren?
Ja, und weil die Idee hinter dem Award sehr gut zu unserer DNA passt: In uns steckt seit unserem Bestehen der unternehmerische Geist. Mit dem Award werden hervorragende unternehmerische Leistungen honoriert und gefördert.
2021 erhielt Cronberg die FINMA-Bewilligung als Verwalter von Kollektivanlagen. Wie gehen Sie mit den veränderten regulatorischen Anforderungen um?
Die regulatorischen Anforderungen an unabhängige Vermögensverwalter sind markant gestiegen. Das ist auch gut so. Wir sehen dies als Chance. Getreu unseren Werten entschieden wir frühzeitig, diesen Bewilligungsprozess anzustossen, und erhielten im April 2021 als eine der ersten Vermögensverwalterinnen in der Schweiz die Bewilligung. Das war definitiv ein Meilenstein in der Geschichte von Cronberg und der Beginn eines neuen Abschnitts.
Was heisst das?
Mit dem Erhalt der FINMA-Bewilligung definierte der Verwaltungsrat eine Vorwärtsstrategie. Diese erforderte auch personelle Anpassungen. Die Erweiterung der Geschäftsleitung mit Alessandro Sgro in der Funktion als Chief Investment Officer ist ein weiterer Schritt in der stärkeren Positionierung der Cronberg AG als führende unabhängige Anbieterin von Dienstleistungen im Bereich Vermögensverwaltung und Treuhand. Alessandro bringt neben seinem Netzwerk und einer ausgeprägten Führungskompetenz langjährige Erfahrungen im Bereich Research mit, sowohl bei verschiedenen Finanzinstituten als auch zuletzt als Chefökonom des grössten Ostschweizer Wirtschaftsverbands. Er versteht genau, wie Unternehmen und Märkte funktionieren. Fundierte Analysen und daraus abgeleitet glasklare Handlungsempfehlungen sind die Grundlage einer erfolgreichen Vermögensverwaltung.
Mit Daniel Schnyder konnten Sie Ihr Team um eine zusätzliche Person erweitern. Was bringt er mit?
Daniel verfügt ebenfalls über langjährige Erfahrungen im Bereich der Analyse als auch im Portfoliomanagement. Mit beiden Anstellungen konnten wir das Team Vermögensverwaltung nicht nur erweitern, sondern vor allem zukunftsgerichtet aufstellen. Am Schluss geht es darum, unseren Kunden den besten Service zu bieten – und die gestiegenen Kundenbedürfnisse zu befriedigen. Dazu ist es notwendig, sich ständig dem Wandel zu stellen und sich weiterzuentwickeln.
Wie haben sich denn die Kundenbedürfnisse verändert?
Während bei der älteren Generation die Performance eine stärkere Rolle spielte, möchte die jüngere Generation bewusster nach Nachhaltigkeitskriterien investieren. Sie ist sehr gut informiert und setzt hohe Ansprüche an die Nachhaltigkeit. Hier den Spagat zu finden und den unterschiedlichsten Ansprüchen gerecht zu werden, ist anspruchsvoll und treibt uns tagtäglich an. Wir sind dem langfristigen Vermögenserhalt und -transfer von der älteren auf die jüngere Generation verpflichtet und tun dies mit höchster Sorgfalt und Weitsicht.
Sie selbst sind 1996 in das Unternehmen eingetreten, 2006 wurden Sie Geschäftsführer. Was hat sich seither in der Vermögensverwaltung hauptsächlich verändert?
Ironische Stimmen behaupten ja, dass die Erfindung des Bancomats Anfang der 1960er-Jahre die letzte wirkliche Innovation in der Finanzbranche war …
… was wohl etwas überspitzt ist.
Genau. Gerade im Bereich der Vermögensverwaltung passierte in den vergangenen Jahren einiges. Die Möglichkeiten, sein Vermögen gewinnbringend anzulegen und damit seine finanziellen Ziele zu erreichen, sind trotz anspruchsvollem Umfeld äusserst vielfältig geworden. Auf der anderen Seite stieg die Komplexität. Das löste bei vielen Kunden das Bedürfnis nach Vereinfachung aus. Hier sind wir gefragt, diese Komplexität wieder zu reduzieren, abgestimmt auf die persönlichen Bedürfnisse einen langfristigen, nachhaltigen Plan zu erarbeiten und diesen dann gemeinsam zu verfolgen. Hier hilft uns die Nähe zwischen den Bereichen Treuhand und Vermögensverwaltung massgeblich.
Ein Newsportal hat die Cronberg AG einst als «Finanz-Boutique» bezeichnet. Stimmen Sie dieser Benennung zu?
Das trifft es gut, ja. Ich glaube, wir unterscheiden uns doch wesentlich von unseren Mitbewerbern und vor allem auch von den Banken.
Worin genau?
Unser grosser Vorteil ist es, dass wir unseren Kunden alles aus einer Hand bieten können. Unsere Kompetenzen und langjährigen Erfahrungen als Family-Office, in dem es per se schon um eine umfassende Betreuung geht, sind die ideale Basis, unsere Kunden sehr persönlich und ganz auf die individuellen Bedürfnisse zugeschnitten zu begleiten.
Das heisst konkret?
Das fängt bei der klassischen Vermögensverwaltung an, geht über Finanzplanungen oder steuerliche Aspekte für Private sowie Unternehmen bis zu Themen wie Ehe-Erbrecht und Willensvollstreckung. Wir sind aufgrund unserer Grösse und Organisation in der Lage, unseren Kunden ein Gesamtpaket zu bieten. Diese Flexibilität schätzen unsere Kunden sehr – unabhängig davon, ob es sich um eine Familie, eine Privatperson oder einen institutionellen Kunden handelt. Zudem konnten wir in der Vergangenheit immer wieder damit punkten, wie wir im Bereich Vermögensverwaltung die Titelauswahl treffen. Hier unterscheiden wir uns ganz bewusst von der Masse.
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Sie verfolgen hier einen qualitativen Growth-Ansatz.
Genau. Wir sind immer auf der Suche nach Unternehmen mit einer soliden finanziellen Basis, die über ein überdurchschnittliches Wachstumspotenzial verfügen. Sind die von uns definierten Kriterien erfüllt, wählen wir anhand ausgewählter Kennzahlen diejenigen Titel aus, die gerade Schwung aufnehmen. Dahinter steckt eine eigens über viele Jahre entwickelte Systematik.
Das tönt doch sehr komplex?
Ist es im Grunde aber nicht. Es ist das disziplinierte Befolgen klarer und sehr bewährter Kriterien. Wir konnten über einen längeren Zeitraum beweisen, dass die Selektionsmethode sehr gut funktioniert. Unsere Fonds sind bereits mehrmals mit den Lipper-Awards ausgezeichnet worden – einem Gütesiegel in der Fondsbranche. Auch in diesem Jahr verzeichnen wir bis dato mit beiden Produkten eine deutliche Outperformance. Mit dem Cronberg Strategy Fund Balanced resultierte unter allen Vergleichsprodukten in der Schweiz Rang 1.
Vermögensverwaltungen hängt immer etwas Elitäres an. Ab welchem Betrag macht für mich als Privatperson eine Zusammenarbeit mit Cronberg Sinn?
Das ist jetzt zum Schluss die Fangfrage (lacht). Das hängt definitiv nicht von einem bestimmten Betrag ab. Entscheidend sind die Bedürfnisse und Wertvorstellungen der Kunden. Wer unternehmerisch, ganzheitlich und lösungsorientiert denkt und mehr Individualität, persönliche Nähe und eine erhöhte Flexibilität sucht, ist bei uns sicher richtig.
Text: Stephan Ziegler
Bild: Thomas Hary