Gesundheit am Arbeitsplatz

Stress kostet sechs Milliarden Franken

Stress kostet sechs Milliarden Franken
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Mehr als ein Viertel der Erwerbstätigen in der Schweiz verspürt im Arbeitsalltag ungesunden Stress, was sich negativ auf die Produktivität auswirkt.

Wenn ein Mitarbeiter mit dem Gabelstapler dem Kollegen über die Zehen brettert, ist das Ergebnis im Röntgenbild eindeutig sichtbar. Aber wie lässt sich Stress abbilden? Die von Kantonen und Versicherungen getragene Stiftung Gesundheitsförderung Schweiz führt in Zusammenarbeit mit der Universität Bern und der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) seit 2014 alle zwei Jahre eine Studie durch, die unter anderem arbeitsbezogenen Stress sichtbar macht. Für die 2022 letztmals durchgeführte repräsentative Stichprobe wurden 3022 Erwerbstätige befragt.

Um Stress messbar zu machen, stellt der Job-Stress-Index Ressourcen und Belastungen (Stressoren) gegenüber. Als Ressourcen gelten Handlungsspielraum, Ganzheitlichkeit der Aufgaben, unterstützendes Vorgesetztenverhalten und allgemeine Wertschätzung. Belastungen sind Zeitdruck, unklare Arbeitsaufgaben, arbeitsorganisatorische Probleme, qualitative Überforderung, spezielle Belastungen durch Vorgesetzte und soziale Belastungen durch Arbeitskollegen. Nicht verwunderlich gilt als kritisch, wenn die Belastungen grösser als die Ressourcen sind, konkret ab einem Wert über 54,1 von 100 Punkten. Das betrifft hochgerechnet 1’438’200 Erwerbstätige (28.2 Prozent) in der Schweiz, während 1’346’400 Er-werbstätige (26,4 Prozent) dem vorteilhaften Bereich zugerechnet werden, also über mehr Ressourcen als Belastungen verfügen. Beim Grossteil der 5,1 Millionen Erwerbstätigen in der Schweiz halten sich Ressourcen und Belastungen in etwa die Waage, diese 2’315’400 Personen (45,4 Prozent) werden dem sensiblen Bereich zugerechnet.

Über alles weist der Job-Stress-Index 2022 einen Wert von 50,66 aus, das ist leicht unter dem Wert von 2020 mit 50,83, aber doch ungünstiger als 2014, damals lag der erstmals gemessene Mittelwert des Job-Stress-Index bei 50,0.

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Hohe emotionale Erschöpfung

Der Anteil der Erwerbstätigen mit emotionaler Erschöpfung ist seit 2014 kontinuierlich leicht gestiegen und lag 2022 bei 30,3 Prozent. Viele dieser Erschöpften, nämlich 56,6 Prozent, haben auch einen hohen Stress und kommen aus der Gruppe derjenigen, die mehr Belastungen im Arbeitsalltag bewältigen als sie über Ressourcen verfügen. Nur 9,6 Prozent der emotional erschöpften Erwerbstätigen haben mehr Ressourcen als Belastungen, bei 25,9 Prozent ist das Verhältnis ausgeglichen.

Weitere erhobene Werte sind die Belastung durch Sorgen: 62,6 Prozent haben keine Sorgen, 21,3 Prozent wenig. 10,9 Prozent stufen ihre Sorgen als «mittelmässig» ein. Immerhin haben 3,9 Prozent der Befragten starke und 1,3 Prozent sehr starke Sorgen. Zur modernen Arbeitswelt gehören auch Erwartungen an die Erreichbarkeit. Fast nie empfinden 28,3 Prozent diese Erwartung als Belastung, bei 32,4 Prozent ist dies selten der Fall, bei 21,8 Prozent immerhin manchmal. 12,5 Prozent sind oft belastet, und immerhin 5,0 Prozent fast immer.

Anteil der Erwerbstätigen im kritischen, sensiblen und vorteilhaften Bereich des Job-Stress-Index. Daten: Gesundheitsförderung Schweiz, Job-Stress-Index 2022.
Anteil der Erwerbstätigen im kritischen, sensiblen und vorteilhaften Bereich des Job-Stress-Index. Daten: Gesundheitsförderung Schweiz, Job-Stress-Index 2022.

Produktionsverlust

Der Job-Stress-Index macht nicht nur Stress sichtbar, er beziffert auch die wirtschaftlichen Folgen davon. Aus krankheitsbedingten Absenzen sowie «Präsentismus» – Anwesenheit am Arbeitsplatz trotz Krankheit – wird der Anteil an Arbeitszeit errechnet, der als Produktionsverlust gilt. Daraus leitet sich dann das ökonomische Potenzial ab, das durch Reduktion von Stress theoretisch genutzt werden könnte. 2022 liegt dieses bei 6,5 Milliarden Franken.

Text: Philipp Landmark

Bild: MetroComm

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