Klartext von SVS: Willkommen in der Politik

Nun ja, damit könnte ich wohl gut leben. Doch diese Intervention hat mich unweigerlich zur Frage gebracht, ob Politik denn wirklich gar nichts mit Wirtschaft zu tun hat: Wie war das mit den Rahmenbedingungen, die die Wirtschaft für ihre mannigfaltige, wertschöpfende Tätigkeit braucht und die von der Politik gesetzt werden? Wie verhält es sich zum Beispiel mit der Energieversorgungssicherheit, die für einen stabilen Wirtschaftsstandort entscheidend ist? Oder mit den sonstigen Infrastrukturen wie Schulen, Spitälern, Strassen und dem öffentlichen Verkehr? Ganz zu schweigen von den steuerlichen Regelungen in den Kantonen oder auf eidgenössischer Ebene?
All das wird «in der Politik» erarbeitet, ausgehandelt und kontrolliert – von den Stimmbürgerinnen und -bürgern sowie in unserem Milizsystem von vielen, die dies neben einer beruflichen Tätigkeit tun. Das bedeutet, dass ein nicht geringer Anteil der Freizeit in die politische Arbeit investiert wird.
Und so komme ich – bei allem Respekt für die unternehmerische Leistung des besagten Unternehmers – zum Schluss, dass wir gut daran tun, zwischen Wirtschaft und Politik keine künstliche, starre Grenze zu ziehen. Vielmehr sollten wir im Gegenteil eng zusammenarbeiten.
Deshalb freue ich mich immer, wenn Unternehmer nicht in erster Linie kritisieren, was Politiker alles falsch machen oder anders machen sollten, sondern wenn sie sich selbst für ein politisches Amt zur Verfügung stellen. Die nächsten Wahlen kommen bestimmt – und ich bin gespannt, wie viele Frauen und Männer aus der Wirtschaft sich auf den unterschiedlichsten Listen zur Wahl stellen und sich damit auch in den Wind stellen.
Jetzt schon: Herzlich willkommen in den Räten und Parlamenten!
Text: Susanne Vincenz-Stauffacher