Vernetzte Planung auch im Holzbau

Text: Meinrad Gschwend
«BIM und KMU?» Dieser Titel lockte zahlreiche Hölzige in den historischen Tröckneturm in St.Gallen, wo Lignum Holzkette St.Gallen zum Kaminfeuergespräch eingeladen hatte. «Das Bauen muss günstiger werden, und die Bauwirtschaft muss sich ändern», so startete Pascal Scheidegger, Architekt in Winterthur, sein Inputreferat. Doch wie soll das angesichts steigender Materialpreise und hoher Lohnkosten gehen? Die Antwort lautet: Planungs- und Fertigungskosten sind zu optimieren, Doppelspurigkeiten sind auszumerzen und vor allem sind Fehler zu vermeiden. Dabei kann BIM helfen.
Die drei Buchstuben stehen für «Building Information Modeling». Das beschreibt eine Arbeitsmethode für eine vernetzte Planung mittels Software. Das Bauwerk wird dabei als virtuelles Modell geometrisch visualisiert. In den vergangenen Jahren hat BIM stark an Bedeutung gewonnen. Die Vermeidung von Planungsfehlern und Ausführungsfehlern sowie der Zeitgewinn erweisen sich als grosse Vorteile von BIM. Doch die riesigen Datenmengen und der Umgang mit diesem Instrument stellen besonders für kleine und mittlere Unternehmen eine grosse Herausforderung dar.
«BIM führt zu einem neuen Prozessverständnis; man denkt vom Ziel her rückwärts», betonte Anne Nyffeler, Expertin für digitale Prozesse und Verantwortliche beim Innosuisse-Projekt BIMwood. Sie ermunterte in ihrem Referat die Anwesenden, nicht zu warten, bis BIM als Muss an einen herangetragen werde, sondern sich aktiv damit auseinanderzusetzen.
Dass gerade kleinere Unternehmen noch wenig BIM-Erfahrungen haben, zeigt eine Umfrage unter den Anwesenden.
Unter der Leitung von Erwin Ganz diskutierten Johanna Deinet, Architektin in St.Gallen, Holzbauingenieur Philipp Pradella aus Bühler und Daniel Gutknecht, Supporter aus Herisau, mit den Referenten.
Dabei wurde auch betont, dass BIM einen verbesserten Einbezug der Bauherrschaft ermöglicht. Und vor allem, dass zahlreiche, oft unnötige Schnittstellen eliminiert werden könnten. «Wenn man die gleichen Informationen nicht mehr zwei- oder dreimal eingeben werden müssen, dann werden der Aufwand und Fehlerquellen reduziert. Damit trägt BIM zu einer Optimierung des Planungs- und Bauprozesses bei.»
Pascal Scheidegger ermahnte, dass letztendlich wohl kaum ein Weg an BIM vorbeiführen würde. Es werde vermehrt Ausschreibungen geben, bei denen BIM einfach Voraussetzung sei. Genau deswegen sei es wichtig, offen auf dieses neue Instrument zuzugehen und sich - allenfalls zuerst nur in kleinen Schritten – mit BIM vertraut zu machen. Philipp Pradella regte an, einen Leitfaden zu erstellen, an den sich kleine Unternehmen halten könnten.
«BIM ist auf jeden Fall eine Chance und vor allem es ein gutes Werkzeug», erklärte Daniel Gutknecht. Doch es ist wie jedem Werkzeug, es bringt nur etwas, wenn es gebraucht wird – und vor allem, wenn es sachgerecht und kompetent angewendet wird.
Mit diesem Anlass hat Lignum Holzkette St.Gallen die Reihe seiner Kaminfeuergepräche fortgesetzt. Sie dienen nicht nur dem Informationsaustausch unter den Holz-Betrieben und Holzanwendern, sondern zeigen immer auch neue Wege im Umgang mit dem einheimischen Werkstoff Holz auf.