Thurgauer Schreinerbeitriebe sehr gut ausgelastet
Text: Christof Lampart
An der Generalversammlung 2023, die am Freitagabend in Egnach stattfand, zog Kantonalpräsident Heinz Fehlmann, Müllheim, für die Branche ein überaus positives Fazit. Die Auftragslage sei in der ganzen Schweiz nach wie vor hervorragend und eine markante Abkühlung nicht in Sicht.
«Obwohl die Hypothekarzinsen markant gestiegen sind und die Zeit von Minuszinsen vorbei ist, sind die Auftragsbücher der Schreiner voll», so Heinz Fehlmann vor 33 Stimmberechtigten und einigen Gästen im Landgasthof Seelust.
Teilzeit bringt Betriebe in Bedrängnis
Deutlich mehr Sorge macht – gerade in Zeiten einer sehr guten Auslastung – der Fachkräftemangel. Und das nicht, weil Schreinerinnen und Schreiner an sich fehlten, sondern weil sich die Arbeitsgewohnheiten der Jungen heute gewandelt hätten.
«Wir haben in der Schweiz ein Luxusproblem. Viele junge, gut ausgebildete Menschen wollen nicht mehr zu 100 Prozent arbeiten. Auch ältere Mitarbeitende reduzieren ihr Arbeitspensum zusehends», kommentierte Fehlmann den Wandel in der Arbeitswelt. Heute seien die Löhne so gut, dass man es sich leisten könne, Teilzeit zu arbeiten.
Dies sei im Grunde genommen ja nichts Schlechtes, aber «es fehlt uns dann wieder ein gewisses Arbeitspensum, denn der Frauenanteil in unserer Branche ist immer noch verschwindend klein, um dies kompensieren zu können», so Fehlmann.
Berufsbildungscampus: Der Kanton sperrt sich noch
Heinz Fehlmann orientierte auch über den Stand der Planungsarbeiten beim Berufsbildungscampus Ostschweiz in Sulgen. Bis anhin hätten sich mehr als 50 Unternehmen für die Teilnahme am Architekturwettbewerb gemeldet, dessen Anmeldefrist am 26. Mai endet. Im Juni/Juli finden die Jurysitzungen statt und im Juli/August wird es eine Ausstellung der Projekte geben. Nach der Prämierung wird eine Planungskommission mit den verschiedenen Fachbereichen gebildet und in der Planungsphase werden sich die Berufsverbände dann definitiv entscheiden müssen, ob sie beim Campus mitmachen wollen.
Für den Kantonalpräsidenten ist das Mitmachen der Schreiner am Berufsbildungscampus Ostschweiz alternativlos: «Wir streben ein Stockwerkeigentum an, indem wir uns, zusammen mit den Holzbauern, uns ein Gebäude teilen», sagte Heinz Fehlmann.
Nicht ganz reibungslos verläuft hingegen aktuell die Umzonung des Baugebiets. «Der Campus ist darauf angewiesen, dass er dreistöckig gebaut werden kann. Dafür wäre eine Ausnahmebewilligung nötig, welche die Gemeinde bereits erteilt hat, aber der Kanton sperrt sich noch dagegen», erklärte Fehlmann. Welche negative Konsequenz hätte denn ein nur zweistöckiger Bau? «Dann wäre der Landverbrauch um ein Drittel höher und das kann ja, in Zeiten, in denen man überall verdichtet baut, niemand wirklich wollen», so Fehlmann.