Ostschweizer Wirtschaft erholt sich partiell
Text: fam
Nahezu die Hälfte der Ostschweizer Industrieunternehmen empfindet den Auftragsbestand aus dem Ausland als zu tief. Noch düsterer sieht es bei der Elektronik und der Optik aus. Hier sind rund 81 Prozent der Unternehmen unzufrieden.
Fehlende Auslandaufträge
Doch wo liegen die Gründe? Laut «konjunkturboard.ch» gibt es derer mehrere. Deutschland und China sehen sich mit verschiedenen Schwierigkeiten konfrontiert – unglücklicherweise ausgerechnet wichtige Handelspartner.
Erschwerend kommt der starke Franken hinzu. Was im ersten Moment positiv klingt, stellt eine Gefahr für die Wirtschaft dar. Letztes Jahr konnte die Eurozonen-Inflation den erstarkenden Franken noch etwas ausgleichen. Dieses Jahr sieht es anders aus.
Seit November erstarkt der Franken zusehends, was für die ausländischen Kunden mit einer Teuerung einhergeht. Dies wirkt sich auch auf die Schweizer selbst aus. Denn aufgrund dieser Teuerung fürchten sie um ihre Wettbewerbsposition auf dem internationalen Markt.
Düstere Aussichten mit Silberstreifen
«Eine Entspannung an der Währungsfront ist nicht zu erwarten, der Franken wird weiter in Richtung Stärke neigen», so Beat Schiffhauer, Konjunktur- und Finanzexperte der St.Galler Kantonalbank.
Nichtsdestotrotz gibt es einen Silberstreifen am Horizont. «Der Lagerabbauzyklus ist in vollem Gange, was wieder vermehrt Bestellungen nach sich ziehen wird.» Zeitgleich werden auch die Lagerbestände an Vorprodukten immer kleiner. Dadurch erwarten die Ostschweizer, dass die Bestellungen in den nächsten sechs Monaten wieder zunehmen werden – wenn auch nur leicht.
Starke Impulse aus dem Ausland werden aber nicht erwartet. «Der Tiefpunkt in der deutschen Industrie dürfte noch nicht erreicht sein, die Aussichten stimmen wenig optimistisch.» Aus China kommen erhebliche Unsicherheiten rund um den Immobiliensektor. Die USA wiederum unterstützen die globale Konjunktur.
Positiver Arbeitsmarkt
Anders sieht es beim Arbeitsmarkt aus. Dieser ist positiv. «Die Arbeitslosenquote in der Ostschweiz liegt mit 1.8 Prozent weit unter dem langjährigen Mittel», lässt sich Fabio Giger, Research Analyst der IHK St.Gallen-Appenzell zitieren.
Die Anfragen für Kurzarbeit zeigen sich rückläufig. Auch wenn Ostschweizer Unternehmen ihre Mitarbeiterzahl vermehrt als «zu gross» bezeichnen, gibt es momentan keine Anzeichen für grössere Verwerfungen. Im Bau-, Gast- und Detailhandelsgewerbe bleibt der Fachkräftemangel ein grosses Problem.
Fachkräftemangel nach wie vor problematisch
Der Binnenmarkt profitiert vom privaten Konsum, welcher von der Arbeitsplatzsicherheit geschützt ist. Der Detailhandel blickt auf ein erfolgreiches Weihnachtsgeschäft zurück. Gleichzeitig verlangsamt sich der Abwärtstrend im Gastgewerbe. Die Banken und Versicherungen befinden sich weiterhin auf Erfolgskurs.
Der Bausektor bewertet seine Lage als «gut» und das Nebengewerbe hat volle Auftragsbücher. Dies vor allem dank energetischer Sanierungen bestehender Immobilien. Im Hauptgewerbe werden Geschäfts- und Auftragslage positiv eingeschätzt, mit Anzeichen einer leichten Abkühlung.
Auch wenn der Auftragsbestand leicht rückläufig ist, wird von einer guten Auftragsreichweite gesprochen. Dadurch ist man weiterhin robust gegenüber den gestiegenen Zinsen und den dadurch verteuerten Finanzierungsbedingungen.
Ostschweiz stark trotz Unsicherheiten
Das globale Umfeld stellt eine Herausforderung dar. Angriffe auf Containerschiffe im roten Meer zeigen, dass die geopolitischen Risiken auch weiterhin bestehen. Damit einher gehen auch gesteigerte Frachtkosten und Lieferverzögerungen.
Auch wenn sich die Inflation rückläufig zeigt, ist sie hartnäckig. Das macht sich auch hierzulande bemerkbar. Strompreise, Mehrwertsteuer und Krankenkassenprämien sind angestiegen. Schon bald werden auch die Mietzinsen folgen aufgrund des hypothekarischen Referenzzinssatzes.
«Trotz aller Widrigkeiten hält sich die Ostschweizer Wirtschaft robust und zeigt einmal mehr Widerstandsfähigkeit. Nach zwei sehr starken Jahren, ausgelöst durch pandemiebedingte Nachholeffekte, befindet sich die Ostschweiz jetzt in einer Konsolidierungsphase», so Fabio Giger.