Wirtschaft

Optimistisch in die nähere Zukunft

Optimistisch in die nähere Zukunft
Céline Koster
Lesezeit: 4 Minuten

Die wirtschaftliche Lage bei den Ostschweizer Unternehmen hat sich im Frühjahr stabilisiert, nachdem sie sich zu Jahresbeginn weiter abgeschwächt hat. In den exportorientierten Branchen besteht nach wie vor ein Mangel an Aufträgen aus dem Ausland. Allerdings scheine der Tiefpunkt erreicht, analysiert Céline Koster vom Konjunkturboard Ostschweiz: «Der Optimismus nimmt wieder zu.»

Der Binnenmarkt ist zwar weiter robust und wird von der guten Lage auf dem Arbeitsmarkt gestützt. «Die Abkühlung in der Ostschweizer Wirtschaft fand im letzten Quartal aber eine erneute Fortsetzung», kommentiert Céline Koster, Mitglied des Konjunkturboards Ostschweiz, die aktuelle Konjunkturumfrage St.Gallen-Appenzell des KBO. «Dies ist in erster Linie der weiterhin schwachen konjunkturellen Lage im Exportsektor geschuldet», so die Konjunkturexpertin der St.Galler Kantonalbank. Im Frühjahr habe sich die wirtschaftliche Lage bei den Ostschweizer Unternehmen aber nicht weiter eingetrübt.

«Weiter solide, aber nicht mehr ganz so rund läuft es im Bausektor.»

Export herausfordernd, IT optimistisch

In der Industrie trübte sich die Stimmung im ersten Quartal 2024 nochmals ein und wird noch knapp als «befriedigend» eingeschätzt. Die Auftragslage, insbesondere im Export, erweist sich weiterhin als herausfordernd. «Vier von zehn Ostschweizer Industrieunternehmen berichten von einem zu kleinen Auftragsbestand», so Koster. Vor allem im Maschinenbau entwickelten sich die Auslandsaufträge weiter rückläufig.

Es zeigten sich aber auch erste Aufhellungstendenzen in einzelnen Industriezweigen, betont Céline Koster. «Positive Zeichen kommen vornehmlich aus der Datenverarbeitungs- und Elektronikbranche, welche oft früh auf konjunkturelle Veränderungen reagiert.» Dort haben sich sowohl Geschäftslage als auch die Erwartungen jüngst deutlich verbessert. Weiterhin robust zeigt sich auch die Nahrungs- und Genussmittelindustrie.

Die ersten positiven Signale aus der Industrie dürften sich in den kommenden Monaten weiter verstärken, ist Koster überzeugt. Die geopolitischen Risiken, die punktuell immer wieder für Störmanöver beim Warenfluss sorgen können, bleiben zwar weiter präsent. «Die im Juni beschlossene Zinssenkung in der Eurozone und die Aussichten auf eine erste Zinssenkung in den USA gegen Ende des Jahres sowie das Abklingen des Lagerabbauzyklus dürften der globalen Nachfrage nach Ostschweizer Industriegütern aber sanften Schub verleihen», blickt sie in die Zukunft. Auch im wichtigen Abnehmermarkt Deutschland hätten sich die Erwartungen teilweise leicht verbessert, «wenn auch ausgehend von einem tiefen Niveau».

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Industrie freut sich aufs zweite Halbjahr

Die Abwertung des Schweizer Frankens seit Jahresbeginn – nicht zuletzt aufgrund des SNB-Leitzinsentscheids – nimmt etwas Druck von der Exportindustrie. Sobald sich die Unsicherheit erhöht, ist der Franken sofort wieder gesucht. So legte der Franken etwa aufgrund der Europawahlen anfangs Juni gegenüber dem Euro an Wert zu. «Die Ostschweizer Industrieunternehmen rechnen trotzdem mit einer leicht verbesserten Geschäftslage für die nächsten sechs Monate», zitiert Céline Koster die aktuelle KBO-Studie. «Einen erneuten Boom erwarten wir zwar nicht. Aber die positiven Impulse dürften sich, ausgehend aus den USA und China, im zweiten Halbjahr verstärken.»

Weiter solide, aber nicht mehr ganz so rund läuft es im Bausektor. Die Auftragslage ist weiterhin gut und reicht bis weit ins zweite Halbjahr hinein. «Allerdings ist insbesondere im Baunebengewerbe eine gewisse Normalisierung nach dem Boom bei energetischen Sanierungen festzustellen», sagt Koster. Die Stimmungslage habe sich «auf hohem Niveau etwas eingetrübt».

Das Bild bestätigt sich in der Tendenz auch auf gesamtschweizerischer Ebene, wenn auch nicht so ausgeprägt. «Das Hauptproblem der Baubranche bleibt aber nach wie vor der Mangel an Arbeitskräften. Weiterhin ist rund jedes zweite Unternehmen davon betroffen», so die SGKB-Konjunkturexpertin.

«Gastronomie und Hotellerie vermelden eine leicht verschlechterte Geschäftslage.»

Energie und Personal als Kostentreiber

Sowohl die Gastronomie als auch die Hotellerie vermelden eine leicht verschlechterte Geschäftslage. «Die Verschlechterung in der Ostschweizer Hotellerie kommt allerdings ausgehend von einem Beinahe-Rekordjahr an Übernachtungen im Jahr 2023», gibt Koster zu bedenken. Belastend wirkten zudem weniger die Nachfrage «als vielmehr die kostenseitigen Treiber wie Energie und Personal». Der wichtigen Sommersaison blicken die Ostschweizer Hotels zudem mehrheitlich optimistisch entgegen.

Wieder besser läuft es im Detailhandel. Insbesondere das Geschäft mit Nahrungs- und Genussmitteln sowie IT-Geräten wird als gut bewertet. «Eher schwierig ist das Geschäft mit Haushaltsgeräten und Kraftstoffen an Tankstellen», geht Céline Koster ins Detail. Laut der Detailhandelsumsatzstatistik ist der inflationsbereinigte Umsatz in den letzten zwei Quartalen leicht gewachsen. Damit konnte der seit Sommer 2021 beobachtete Abwärtstrend aufgefangen werden. «Auch die Erwartungen der Ostschweizer Detailhändler sind nach wie vor positiv», freut sich Koster für den hiesigen Verkauf. Die befragten Unternehmen äussern sich sowohl zur erwarteten Geschäftslage als auch zum erwarteten Gesamtumsatz optimistisch. «Die hohe Arbeitsplatzsicherheit sowie die wieder vorherrschende Preisstabilität stützen den privaten Konsum», begründet sie.

Text: Stephan Ziegler

Bild: Lisanne Vreeke

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