Olma-Messen müssen noch mehr sparen

Olma-Messen müssen noch mehr sparen
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Die Genossenschaft Olma Messen St.Gallen streicht aufgrund ihrer verschärften wirtschaftlichen Situation drei Messen und acht Stellen.

Die Massnahmen des Bundes zum Schutz der Bevölkerung vor der Corona-Pandemie verbieten weiterhin fast alle Formen von Veranstaltungen auf unbestimmte Zeit. Auf dem Messeplatz St.Gallen wurden deshalb alle grossen Veranstaltungen bis Mitte Jahr abgesagt. Der Genossenschaft Olma Messen St.Gallen fehlen damit im ersten Halbjahr 2021 erneut fast sämtliche Einnahmen.

Drei Messen gestrichen

Entgegen der bisherigen Planung haben diese Ertragsausfälle den Druck erhöht, weitere Sparmassnahmen umzusetzen. Drei Messen, die unter von der Pandemie schwer beeinträchtigten Märkten leiden und die schon vor der aktuellen Krise eine negative Entwicklung aufwiesen (die Grenzenlos (Bild) sowie die Fest- und Hochzeitsmesse in St.Gallen und Zürich), werden deshalb aus dem Veranstaltungsprogramm gestrichen. Mit diesem Entscheid verbunden ist ein Personalabbau im Unternehmen.

Seit Ende Oktober, als die Covid-19-Fallzahlen stark anstiegen, ist in der Schweiz die Durchführung von Messen und anderen öffentlichen Veranstaltungen generell verboten. Trotz angelaufener Impfkampagne, umfangreichem Testregime und vorbereiteten Schutzmassnahmen ist zurzeit keine Voraussage möglich, wann der Veranstaltungsbetrieb wieder aufgenommen werden kann. Die Olma Messen St.Gallen mussten deshalb alle im ersten Halbjahr 2021 geplanten Messen absagen. Auch Generalversammlungen von bekannten Ostschweizer Firmen, sämtliche grossen Kongresse und viele weitere geplante Anlässe finden nicht statt. Zugelassen sind einzig die Sitzungen von Kantonsrat und Stadtparlament sowie die Produktion von Anlässen, deren Publikum in digitaler Form zugeschaltet ist.

Die Olma Messen St.Gallen haben damit nach 70 % Umsatzverlust im Jahr 2020 erneut während eines halben Jahres fast die ganzen budgetierten Erträge verloren. Die Durchführung der bereits vorher defizitären Ferienmesse Grenzenlos und der Fest- und Hochzeitsmesse in St.Gallen und Zürich würde aufgrund der Marktentwicklung in den nächsten zwei bis drei Jahren jährliche Verluste im sechsstelligen Bereich verursachen; deshalb werden sie aufgrund des akuten wirtschaftlichen Druckes eingestellt.

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Anschlusslösungen gesucht

Die drei Messen hatten sich aufgrund von Marktveränderungen schon vor der Corona-Pandemie negativ entwickelt. Rückläufige Ausstellerzahlen und Flächenerträge über mehrere Jahre liessen sich durch Sparmassnahmen nicht kompensieren. Die Märkte, in denen diese themenorientierten Publikumsmessen angesiedelt sind, wurden durch die globale Krise zusätzlich in ihrem Kern getroffen: Die Reisetätigkeit ist weltweit extrem eingeschränkt. Hochzeiten und Festanlässe sind aufgrund der Kontaktbeschränkungen kaum mehr möglich und wurden in grosser Zahl abgesagt und in die Zukunft verschoben.

Zwar wird die Nachfrage nach Tourismus- und Event-Dienstleistungen mit Abflauen der Pandemie sicher rasch wieder zunehmen. Viele Unternehmungen, die in diesen Branchen tätig sind, waren aber durch den Strukturwandel bereits geschwächt und wurden in der Pandemie zusätzlich durch den langen Ausfall fast sämtlicher Einnahmen in ihrem Kern getroffen. Sie werden sich nur langsam von der Krise erholen. Mit einem Wiedererstarken der betreffenden Messen kann auf Jahre hinaus nicht gerechnet werden.

Geschäftsleitung und Verwaltungsrat der Olma Messen St.Gallen sind deshalb zum Entschluss gekommen, die drei Messen aufgrund der vorhersehbaren Marktentwicklung nicht mehr durchzuführen. Für die Campingmesse OCA, die von Drittveranstaltern parallel zur Grenzenlos durchgeführt wird und von diesem Entscheid nicht betroffen ist, wird nach einer Lösung auf dem Messeplatz St.Gallen gesucht. Auch bei der Fest- und Hochzeitsmesse werden Ansätze für eine Anschlusslösung mit interessierten Kreisen diskutiert.

Acht Stellen abgebaut

Aufgrund des dauerhaft reduzierten Messeprogramms werden weniger Personalressourcen gebraucht. Deshalb werden im Stellenplan der Olma Messen St.Gallen acht Stellen abgebaut, davon vier in der Messeorganisation und vier im Betriebsdienst. Die Führung des Unternehmens bedauert diesen einschneidenden, aber wirtschaftlich notwendigen Schritt ausserordentlich.

Die Olma Messen St.Gallen sind als Genossenschaft organisiert und stehen im Besitz der öffentlichen Hand und zahlreicher Firmen und Organisationen aus allen Sektoren. Sie sind sich bewusst, dass sie eine Verpflichtung haben, für die Ostschweizer Wirtschaft und Bevölkerung Plattformen zu schaffen, die der Begegnung, dem Handel, der Information und dem Austausch und somit dem Wohlergehen der ganzen Region dienen. Wenn Messen nicht mehr stattfinden, dann fehlen den Anbietern der betroffenen Branchen wertvolle Präsentationsmöglichkeiten und dem Ostschweizer Publikum wichtige Informationsquellen und gesellschaftliche Treffpunkte. Trotzdem sind in der aktuellen Situation Einschnitte notwendig, um ergänzend zu den Finanzbeiträgen von Stadt und Kanton St.Gallen und den Genossenschaftern einen Beitrag zur Überwindung der in Folge der Corona-Krise erlittenen finanziellen Notlage zu leisten. Damit werden die Voraussetzungen geschaffen, dass der Messeplatz St.Gallen nach Aufhebung des Veranstaltungsverbots zu einer erfolgreichen Tätigkeit als Messe- und Event-Standort zurückkehren kann.

Von den Sparmassnahmen nicht betroffen sind die Bauarbeiten an der Autobahnüberdeckung und der neuen Halle 1, welche planmässig weitergeführt werden. Für dieses Projekt besteht eine gesicherte, separate und zweckgebundene Finanzierung.