Metzler-Arnold und Wolf: Die Swiss-Olympic-Kandidaten über die Zukunft des Schweizer Sports
Text: PD/stz.
Im Jubiläumsjahr diente die 30. Ausgabe des Sport Forum Schweiz erneut als zentrale Plattform für Akteure des Schweizer Sports. Neben spannenden Debatten, die auf drängende Fragen der Branche eingingen, rückte das Forum die beiden verbleibenden Kandidaten für das Swiss-Olympic-Präsidium ins Rampenlicht: Ruth Metzler-Arnold, ehemalige Bundesrätin und Verwaltungsratspräsidentin, und Markus Wolf, der als erfolgreicher Nationaltrainer und Sportmanager seine eigene, praxisnahe Sicht auf die Zukunft von Swiss Olympic mitbrachte. Sergei Aschwanden, der seine Kandidatur kürzlich zurückgezogen hatte, nutzte ebenfalls die Gelegenheit, an der Diskussion teilzunehmen.
Grossevents als Impulsgeber oder Last?
Grossveranstaltungen wie die Frauenfussball-Europameisterschaft 2025, die Eishockey-Weltmeisterschaft und die mögliche Olympiakandidatur 2038 waren zentrale Themen der Diskussion. Während Markus Wolf Grossveranstaltungen als «unverzichtbare Meilensteine für den Sportstandort Schweiz» bezeichnete, die «breite mediale Aufmerksamkeit und wirtschaftliche Impulse schaffen», stellte Metzler-Arnold kritisch die Frage nach der Akzeptanz in der Bevölkerung und der finanziellen Tragbarkeit.
Metzler-Arnold: «Sicherheit bei Grossevents ist ein grosses Thema, aber es ist machbar. Wichtig ist, dass wir auch die Bevölkerung vorbereiten müssen, denn am Ende des Tages muss sie es mittragen.»
Auch das Thema Sicherheit und die hohen Kosten für Infrastruktur und Organisation kamen zur Sprache. Wolf betonte die Notwendigkeit einer zentralisierten Organisation von Event-Services, um Ressourcen effizienter zu nutzen und Veranstaltungen nachhaltiger zu gestalten.
Markus Wolf: «Wir haben im Schweizer Sport eine Brain Drain-Thematik. Wir machen viele grosse Events und haben viele fähige Leute, die wissen, wie man Grossevents erfolgreich organisiert und durchführt, aber beim nächsten Grossevent sind diese Leute wieder weg. Dadurch fängt man wieder bei null an. Eine Servicegesellschaft mit erfahrenen Leuten wäre hier ein guter Lösungsansatz.»
Spitzensport und Nachwuchsförderung – Reformen gefordert
Die Diskussion um den Spitzensport in der Schweiz zeigte, dass beide Kandidaten die Notwendigkeit von Reformen sehen. Die Förderung des Nachwuchses sei, so Wolf, in der heutigen Form oft zu wenig zielgerichtet und könne von besseren Strukturen und frühzeitiger Talentförderung profitieren.
Metzler-Arnold brachte zudem das Thema Finanzierung ins Spiel, da sich Swiss Olympic immer stärker an privatwirtschaftlichen Modellen orientieren müsse, um mit den steigenden Kosten und Anforderungen an den Spitzensport Schritt zu halten. Sergei Aschwanden sieht dringenden Handlungsbedarf: «Man braucht hier deutlich mehr Geld. Leistungssport ist das Spiegelbild von der Gesellschaft. Es kann nicht sein, dass man mit acht Medaillen zufrieden ist. Wir waren auf Platz 48 im Medaillenspiegel – das geht nicht.»
Wolf hob hervor, dass neue Einnahmequellen künftig eine grössere Rolle spielen könnten, wobei dies klare strategische Überlegungen und verlässliche Partnerschaften erfordere. Beide Kandidierenden waren sich einig, dass die Regeln des IOC überarbeitet werden müssen, sodass Athleten auch bei Olympischen Spielen ihren langjährigen Sponsoring- und Werbepartnern Kommunikationsleistungen bieten können.
Breitensport stärken – neue Konzepte für eine neue Generation
Ein weiterer Schwerpunkt lag auf der Rolle des Breitensports, der in der Schweiz stark in Vereinsstrukturen organisiert ist. Hier zeigte sich Metzler-Arnold besorgt. Sie sprach von der Notwendigkeit, den Vereinssport attraktiver zu machen und ihn stärker mit der Prävention im Gesundheitswesen zu verknüpfen.
«Wir müssen junge Menschen für den organisierten Sport begeistern: Das Wichtigste ist jedoch, dass diese dem Sport erhalten bleibt. In welcher Form, in welchem Sport oder wo ist egal – sie müssen einfach dem Sport erhalten bleiben.»
Beide waren sich einig: Digitale Lösungen können helfen, junge Leute weiter in Sportorganisationen nach der aktiven Karriere zu belassen. Durch mehr Digitalisierung und mehr Datenpunkte kann man hier gezielteres Marketing betreiben und Leute gezielt ansprechen.
Die Wahl des Swiss-Olympic-Präsidiums am 22. November wird damit nicht nur eine personelle Entscheidung, sondern auch die Weichenstellung für die künftige Ausrichtung des Schweizer Sports.