Mediennutzung nimmt dramatisch ab

Text: persoenlich.com
Der Anteil jener Leute, die kaum noch Nachrichten konsumieren, ist auf einen neuen Höchststand von knapp 46 Prozent gestiegen. Dieser Befund stammt aus dem aktuellen Jahrbuch «Qualität der Medien», das am 21. Oktober 2024 an der Uni Zürich vorgestellt wurde.
Die Forscher halten die Zunahme der sogenannten News-Deprivierten für «demokratiepolitisch bedenklich». Ein geringer Nachrichtenkonsum führe zu weniger demokratischer Partizipation und geringerem Vertrauen in Institutionen, so das Forschungszentrum Öffentlichkeit und Gesellschaft (Fög), berichtet persoenlich.com.
Abnehmende Sachlichtkeit wird nicht goutiert
Diejenigen, die noch Medien nutzen, schenken ihnen ein grosses Vertrauen: 41,2 Prozent der Schweizer vertrauen den meisten Nachrichten «eher» oder «völlig». Besonders hohes Vertrauen geniessen die öffentlichen Sender SRF und RTS sowie die Qualitätszeitungen NZZ und Le Temps
Die gemessene Qualität der Schweizer Medien bleibt stabil. Die Gesamtqualität sinkt im Vorjahresvergleich um 0,2 Scorepunkte. Am deutlichsten zeigt sich die Verschlechterung bei der Qualitätsdimension «Professionalität», wo der Wert so tief ist wie noch nie. Die Ursache dafür liege «in der abnehmenden Sachlichkeit, das heisst in der Zunahme von Beiträgen, die gefühlsbetont, appellierend oder gar polemisch verfasst sind», heisst es dazu im Jahrbuch.
Ein weiteres Problem ist die zunehmende Medienkonzentration: In der Deutschschweiz kontrollieren die drei grössten Anbieter TX Group, SRG und CH Media zusammen einen Marktanteil von 74,6 Prozent. In der Westschweiz liegt der Anteil der Top 3 sogar bei 87,3 Prozent.
Bis zu 50 Prozent der Artikel werden mehrfach verwendet
Parallel dazu nimmt die inhaltliche Vielfalt ab: Immer mehr identische Artikel erscheinen in verschiedenen Medientiteln. Im Deutschschweizer Pressemarkt stieg der Anteil geteilter Beiträge von 10 Prozent im Jahr 2017 auf 28,5 Prozent im Jahr 2023. Bei Medien der TX Group werden mittlerweile sogar über 50 Prozent der Artikel mehrfach verwendet.
Besonders ausgeprägt ist die inhaltliche Konzentration in der nationalen und internationalen Berichterstattung. Bei der demokratierelevanten nationalen Politikberichterstattung beträgt der Anteil geteilter Artikel 38,6 Prozent. Aber auch im Regionalbereich nimmt die Konzentration zu, was die Forscher als «besonders problematisch» einstufen.
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Google und Meta profitieren
Die Finanzierung des Journalismus bleibt schwierig. Zwar ist die Zahlungsbereitschaft für Online-Nachrichten in der Schweiz mit 17 Prozent im europäischen Vergleich leicht überdurchschnittlich. Allerdings stagniert dieser Wert seit Jahren. Zudem würden viele Nicht-Zahlende maximal fünf Franken pro Monat für Online-News ausgeben – deutlich weniger als die üblichen Abopreise.
Gleichzeitig fliesst ein Grossteil der Online-Werbeeinnahmen zu globalen Tech-Plattformen wie Google und Meta. Deren geschätzte Werbeerlöse in der Schweiz übersteigen mittlerweile die gesamten Werbeeinnahmen der Schweizer Medienanbieter. Die Studie schliesst daraus, dass der Schweizer Journalismus kein primäres Qualitäts- oder Vertrauensproblem hat, sondern vor allem ein Reichweitenproblem.