Green Business Award: 37 Unternehmen setzen Massstäbe für nachhaltige Wirtschaft

Text: PD/stz.
Für den siebten Green Business Award sind 37 Unternehmen mit unterschiedlichen Lösungen nominiert – von aufstrebenden Scale-ups bis hin zu Grossunternehmen, die ihr Geschäftsmodell in Richtung echter Nachhaltigkeit transformiert haben. Unter den Nominierten ist beispielsweise ein Scale-up, das ein Nähgarn entwickelt hat, welches sich unter Einwirkung von Wasser, Druck und Hitze vollständig auflöst – eine Innovation mit grossem Potenzial für die Textilindustrie. Oder ein Familienunternehmen in dritter Generation, das mit einem eigenen Nachhaltigkeitsindex transparent macht, wie umweltfreundlich und kreislauffähig jedes einzelne Möbelstück ist.
Vier Ostschweizer Unternehmen nominiert
Auch in der Ostschweiz entstehen wegweisende Lösungen für eine nachhaltige Wirtschaft – das zeigen die Nominierungen von Delinat, Flumroc, Griesser und I&W Engineering für den Green Business Award 2025. Die vier Unternehmen aus den Kantonen St.Gallen und Thurgau verbinden Umweltverantwortung mit Innovationskraft und zeigen eindrücklich, wie Nachhaltigkeit in verschiedenen Branchen konkret umgesetzt werden kann.
Delinat aus St.Gallen gehört zu den Pionieren des ökologischen Weinbaus. Bereits 1983 entwickelte das Unternehmen eigene Bio-Richtlinien mit dem Ziel, Weinberge in stabile Ökosysteme zu verwandeln. Heute verfolgt Delinat einen ganzheitlichen Ansatz entlang der gesamten Wertschöpfungskette – von der Förderung robuster Rebsorten über strenge Energieeffizienzstandards bis zu einem eigenen Mehrwegsystem für Kartons und Weinflaschen.
Ein weiterer Green-Business-Vorreiter ist die Flumroc AG aus Flums. Das Unternehmen stellt Steinwolle zur Dämmung von Gebäuden her und setzt dabei auf einen Elektroschmelzofen, der vollständig mit Strom aus Schweizer Wasserkraft betrieben wird. Damit reduziert Flumroc die CO₂-Emissionen bei der Steinschmelze um rund 80 Prozent – was jährlich etwa 25'000 Tonnen CO₂ einspart. Die Lösung ist ein wichtiger Beitrag zur Dekarbonisierung des Gebäudesektors.
Einen innovativen Beitrag zur nachhaltigen Bauweise leistet auch die Griesser AG aus Aadorf. Das Unternehmen verwendet bei der Herstellung von Sonnenschutzprodukten sogenanntes Green Aluminium, das zu 65 Prozent aus Recyclingmaterial besteht. Im Vergleich zu herkömmlichem Aluminium sinken die CO₂-Emissionen pro Kilogramm verarbeitetem Material um bis zu 30 Prozent. Griesser zeigt damit, wie auch etablierte Industrieunternehmen durch gezielte Materialwahl einen wesentlichen ökologischen Beitrag leisten können.
Technologisch besonders fortschrittlich ist die Lösung der I&W Engineering AG aus Jona. Das Unternehmen entwickelt kompakte elektrische Fahrantriebe, die Elektroantrieb, Getriebe und Bremse in einer Einheit vereinen. Die platzsparenden Systeme eignen sich ideal für Robotik und automatisierte Fahrzeuge in der Landwirtschaft, Logistik oder im Bauwesen. Mit ihrer hohen Energieeffizienz und der Vermeidung fossiler Antriebe leisten sie einen relevanten Beitrag zur Emissionsreduktion.
Die Nominierten im Überblick
(alphabetische Auflistung)
Unternehmen | Standort | Lösung | Kurzbeschrieb |
---|---|---|---|
Agile Wind Power AG | Dübendorf, ZH | Vertical Sky – vertikale Windturbine | Vertikale Windturbine in der Megawatt-Klasse für lokale, dezentrale Stromerzeugung mit geringer Lärmemission. |
BELIMO Holding AG | Hinwil, ZH | CESIM – kleine Geräte mit grosser Wirkung | Nachhaltige Raumklimalösungen durch Sensorik und intelligente Antriebe. |
Bloom Biorenewables Ltd | Marly, FR | Bloom – effiziente Bioraffinerie | Umwandlung pflanzlicher Biomasse in biobasierte Alternativen zu Erdölprodukten. |
Bordier & Cie | Genf | Green, Climate & Sustainable Bonds | Nachhaltige Investitionen in Partnerschaft mit der Climate Bonds Initiative. |
Climatex AG | Altendorf, SZ | Stitchlock – Nähgarn für die Kreislaufwirtschaft | Selbstauflösendes Nähgarn für besseres Textilrecycling. |
Cowa Thermal Solutions AG | Root D4, LU | Cowa Compact Cell – kompakter Wärmespeicher | Hochkompakter Wärmespeicher für beengte Einbauverhältnisse. |
Delinat | St.Gallen | Gesamtheitlich ökologischer Weinbau | Pionierin im Bioweinbau mit Mehrwegsystemen und eigener Bio-Zertifizierung. |
Enerdrape AG | Renens, VD | Geothermal Panel | Nutzung unterirdischer Räume als erneuerbare Energiequellen. |
Flumroc AG | Flums, SG | Elektroschmelzofen für Steinwolle | 80 % weniger CO₂-Emissionen bei der Steinwolleproduktion. |
FREITAG lab. ag | Zürich | Mono[PA6] – zirkulärer Rucksack | Rucksack aus sortenreinem Nylon, vollständig rezyklierbar. |
Griesser AG | Aadorf, TG | Green Aluminium in Sonnenschutzprodukten | CO₂-reduziertes Aluminium mit 65 % Recyclinganteil. |
HeiQ Materials AG | Schlieren, ZH | Xpectra – wärmereflektierende Lasur | Beschichtung zur Gebäudeoptimierung mit bis zu 74 % Wärmereflexion. |
Hivoduct AG | Kemptthal, ZH | Druckluftkabel für Energieübertragung | SF₆-freie Technologie zur elektrischen Energieübertragung. |
I&W Engineering AG | Jona, SG | Elektrischer Fahrantrieb | Kompakte, integrierte Elektroantriebe für Maschinen und Robotik. |
Jucker Farm AG | Seegräben, ZH | Transformation zur regenerativen Landwirtschaft | Förderung von Bodengesundheit und Biodiversität. |
Kaffeemacher GmbH | Basel | Sozial-ökologische Kaffeeproduktion | Nachhaltiger Kaffee vom Anbau bis zur Tasse inkl. eigener Farm. |
Libattion AG | Glattbrugg, ZH | Energiespeicherlösungen | Flexible Speicherlösungen zur Nutzung erneuerbarer Energien. |
Loosli Gruppe | Wyssachen, BE | Nachhaltige Möbelproduktion mit Index | Transparenter Nachhaltigkeitsindex für jedes Möbelstück. |
Luya Foods AG | Bern | Pflanzliche Fleischalternativen | Upcycling von Okara zu proteinreichen Lebensmitteln. |
Mammut Sports Group AG | Seon, AG | LoopInsulation – ressourcenschonende Isolierung | Isolierung aus Recyclingmaterial inklusive Seilabfällen. |
MAN Energy Solutions | Zürich | Grosswärmepumpen für Fernwärme | Dekarbonisierung urbaner Wärmenetze mit Energiespeicherung. |
Medusoil AG | Lausanne, VD | Zementfreie, kohlenstoffarme Bindemittel | Nachhaltige Bodenstabilisierung durch Biomineralisierung. |
MPower Ventures AG | Zürich | Solarlösungen für Schwellenländer | B2B2C-Plattform für dezentrale Solarprojekte in Afrika. |
Mycrobez AG | Basel | Naturschaumstoff auf Pilzbasis | Myzelbasierter Schaumstoff für Verpackung und Bau. |
Octotronic | Zürich | OctoCore – DataOps für nachhaltige Produktion | Echtzeitdaten zur Optimierung von Prozessen und Reduktion von Emissionen. |
Optiml AG | Zürich | REDI – Immobilien-Entscheidungsintelligenz | Dekarbonisierungsstrategien für Investoren und Asset-Manager. |
Oxyle | Schlieren, ZH | PFAS-Vernichtung aus Wasser | Lösung zur vollständigen Eliminierung von «Ewigkeitschemikalien». |
Pallon AG | Zürich | Sewer Management Plattform | KI-gestützte Analyse für nachhaltige Abwassersysteme. |
Qaptis | Ecublens, VD | Mobile CO₂-Erfassungstechnologie | CO₂-Abscheidung direkt an mobilen und stationären Quellen. |
radicant bank ag | Zürich | Digitale Nachhaltigkeitsbank | Transparente, wirkungsorientierte Finanzdienstleistungen. |
Sika AG | Baar, ZG | SikaFiber® – Betonverstärkung ohne Stahl | Faserverstärkter Beton zur CO₂-Reduktion. |
Sucafina AG | Genf | IMPACT – nachhaltiges Beschaffungsprogramm | Verlässliche Lieferketten für Kaffee mit messbarem Impact. |
upVolt GmbH | Basel | E-Bike Akku-Service und Aufbereitung | Reparatur statt Neukauf – für längere Akkulaufzeit und weniger Elektroschrott. |
Urban Sympheny AG | Winterthur, ZH | Sympheny – Energiesystem-Planung | Optimierung urbaner Energiesysteme durch digitale Zwillinge. |
Voltiris | Epalinges, VD | Solarmodule für Gewächshäuser | Lichtfiltertechnologie zur gleichzeitigen Energie- und Nahrungsmittelproduktion. |
vyzn AG | Zürich | Optimierungssoftware für Bauprojekte | CO₂-arme Planung durch KI und BIM-Technologie. |
Yuon Control AG | Oberburg, BE | Yuon Optimizer – intelligente Fernwärmesteuerung | Reduktion von CO₂-Emissionen durch adaptive Heizsysteme. |
Innovationen im Energiebereich
Auffällig sind in diesem Jahr die vielen nominierten Lösungen aus der Energiebranche. Eine vertikale Windturbine setzt neue Massstäbe in der Energiegewinnung, während geothermische Panels unterirdische Räume wie Parkhäuser in erneuerbare Wärme- und Kältequellen verwandeln. Eine wärmereflektierende Lasur reduziert Heizkosten und verbessert so die Energieeffizienz von Gebäuden. Das ist ein wichtiger Fortschritt, denn laut dem Bundesamt für Umwelt ist der Gebäudesektor für rund 23 Prozent der Treibhausgasemissionen in der Schweiz verantwortlich¹.
«Technologische Innovationen im Energiebereich leisten einen wichtigen Beitrag zur notwendigen Energiewende», sagt Doris Leuthard, Alt-Bundesrätin und Jurypräsidentin des Green Business Award. «Die Nominierten zeigen auch dieses Jahr wieder, wie vielfältig und wegweisend die Lösungen sind. Sie sind eine Inspiration für die gesamte Wirtschaft, den Wandel aktiv mitzugestalten.»
Die Bedeutung von Impact Investing nimmt zu
«Mich persönlich freut es sehr, dass in diesem Jahr auch einige nachhaltige Lösungen von Unternehmen aus dem Finanzsektor vertreten sind», sagt Cédric Habermacher, Direktor von Green Business Switzerland. «Das zeigt, dass das Thema Impact Investing weiterhin wichtig ist und wir mit unserer neuen Strategie auf dem richtigen Weg sind.»
Seit einem Jahr wird der Green Business Award gemeinsam mit Impact Gstaad verliehen. Die Finalisten erhalten am Finale die Möglichkeit, ihre Lösungen vor sehr finanzkräftigen Investoren zu pitchen, um Wachstumskapital zu erhalten.
Der Auswahlprozess für den Green Business Award erfolgt in einem einzigartigen, mehrstufigen Verfahren. Nachdem rund 40 Partnerorganisationen des Awards – etwa das Bundesamt für Umwelt, Solar Impulse, Swiss Textiles oder der WWF – ihre Nominationen eingereicht haben, zeichnet eine Vorjury die fünf besten Lösungen mit dem Label «Green Business Excellence» aus. Diese fünf Firmen präsentieren ihre Lösung mit einem Pitch vor der Hauptjury unter dem Präsidium von Doris Leuthard. Der Gewinner wird am 13. Februar 2026 am Impact Circle Event in Gstaad präsentiert.
Der Green Business Award zeichnet seit 2019 jährlich die innovativsten Schweizer Unternehmen aus, die ökologischen Impact mit ökonomischem Erfolg verbinden. In der ersten Phase des Auswahlprozesses nominieren rund 40 nationale Scouts aus Wirtschaft und Wissenschaft die besten Lösungen ihrer Branche für den Award. Daraus zeichnet eine interdisziplinär zusammengesetzte Fachjury die fünf besten Lösungen mit dem Label Green Business Excellence aus. Diese fünf Firmen präsentieren sich mit einem Pitch vor der Hauptjury unter dem Vorsitz von Alt-Bundesrätin Doris Leuthard. Dieser Jury gehören 14 weitere bekannte Persönlichkeiten an, u.a. Reto Knutti (ETH-Professor für Klimaphysik), Michèle Rodoni (CEO Die Mobiliar) und Wirtschaftsjournalistin und Unternehmerin Patrizia Laeri. Drei dieser fünf Firmen werden zu Finalisten des Green Business Award gekürt, wovon wiederum ein Unternehmen am 13. Februar 2026 im Rahmen des Impact Circles von Impact Gstaad die begehrte Auszeichnung verliehen bekommt.
Um die hohen Anforderungen im Auswahlprozess der besten Lösungen weiter auszubauen, arbeitet Green Business Switzerland seit 2024 mit der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) als Wissenschaftspartnerin zusammen.