«Kunst muss passen»

Myriam Waldvogel, Sie haben die Online-Kunstgalerie «next-ART» im Herbst 2019 gegründet. Was gab den Ausschlag zu dem Schritt?
Sabeth Holland! Sabeth fragte mich anfangs 2019 an, ob ich mit ihr zusammenarbeiten möchte. Ich fühlte mich richtig geehrt! Und noch bevor ich von ihr erfahren haben, in welche Richtung dies gehen könnte, sagte mein Lebenspartner Hans Meli, geschäftsführender Partner der St.Galler Webagentur Next AG, er mache für mich «die perfekte Online-Kunstgalerie». Da ich viele seiner Projekte kenne, wusste ich: Das wird etwas Einzigartiges werden. Auch Sabeth war schnell begeistert. Erst vor Kurzem habe ich von ihr erfahren, dass sie mich seinerzeit «nur» anfragen wollte, ihre Botschafterin zu sein … Dies bin ich nun auch, einfach auf andere Art. Und ich mache es mit grösster Freude!
Jetzt gehören zu einer Galerie auch Künstler, die einem ihre Werke anvertrauen. Wie haben Sie sich da Ihr Netzwerk aufgebaut?
Ich habe während meiner früheren und jetzigen Anstellung ein grosses Netzwerk aufbauen können und dadurch einen ebensolchen Bekanntenkreis. Es ging sozusagen Schlag auf Schlag, fliessend, und auf einmal hatte ich eine Handvoll Künstler. Auch dies mit Unterstützung von Sabeth Holland, denn sie hat mir viele Türen geöffnet. Ich musste dann aber selber die Künstler überzeugen. Und hier kommen mir meine Direktheit, Offenheit und Gradlinigkeit sehr zugute.
Und sind Sie auch offen für neue Künstler?
Klar! Aber es gibt Einschränkungen: Wichtig ist etwa, dass sich die Künstler gegenseitig nicht konkurrenzieren. So hatte ich zum Beispiel kürzlich eine Bewerbung, wo es wirklich aussah, als kopierte der Maler Bilder von einem Kunstschaffenden auf meiner Plattform. So etwas geht natürlich nicht. Mir sind Qualität und Einzigartigkeit wichtig.
Gibt es dazu regionale oder genre-mässige Einschränkungen?
Ich bevorzuge Künstler aus der Region und fahre damit sehr gut. Nach dem Motto «Weshalb in die Ferne schweifen, wenn das Gute so nahe liegt?». Da ich mit jedem Künstler einen intensiven Kontakt pflege und für jeden, wenn er es wünscht, da sein möchte, bin ich persönlich natürlich auch froh, dass die Künstler in der Gegend zu Hause sind. Genre-mässig gibt es keine Einschränkungen. Jedoch muss ich hinter der Kunst stehen können, die ich für meine Kunden auswähle. Es geht mir darum, Begeisterung und Einzigartigkeit auf einen Nenner zu bringen.
Kommen die meisten auf Sie zu oder «entdecken» Sie auch selbst?
Das ist ziemlich ausgeglichen. Einige sind auf mich zugekommen, andere habe ich durch Bekannte oder Kunstschaffende entdeckt. Nun fliesst es einfach.
Gab es auch schon Anfragen, die Sie ablehnen mussten?
Ja, wenn sich Künstler konkurrenzieren. Oder wenn schlichtweg die Chemie nicht stimmt und ich merke, dass es zu kompliziert wird. Wenn es am Anfang «chögelet», dann kommt es sicher nicht mehr richtig in Fahrt. Ebenfalls habe ich schon Anfragen von Kunstschaffenden ausserhalb der Ostschweiz abgelehnt.
Sie verknüpfen online und offline, indem Sie Ihren Kunden auch ermöglichen, die Künstler persönlich kennenzulernen, richtig?
Das ist das Spezielle an meinem Angebot: online und doch persönlich. Auch hier habe ich ein gutes Beispiel: Ein Zürcher Paar interessierte sich per Mail für ein Bild von Sabeth Holland. Ich verabredete mich mit ihm in Sabeths Atelier. Ein paar Minuten später hatte das wunderschöne Bild neue Besitzer. Und das Paar erzählte uns, wie ungern sie in eine Galerie gehen, weil sie da immer hören müssten, dass sie nichts von Kunst verstünden … Das ist bei next-ART nie der Fall. Wir sind weder belehrend noch besserwisserisch, sondern beraten und fühlen uns in die Interessenten hinein. Ein Vorteil ist, dass ich ein Gespür für Ästhetik habe und nur etwas verkaufen kann, was wirklich passt und gefällt. Kunst muss passen, da gibt es keinen Kompromiss!
Dann beraten Sie Interessierte auch vor Ort. Wie muss man sich das vorstellen?
Noch lange vor dem Start von next-ART hatte mein Chef Peder Koch, CEO und Delegierter des Verwaltungsrates der Berit Klinik AG, Bilder von Sabeth Holland für sein neues Büro erworben. Schon damals durfte ich als Mitglied der Kunstkommission der Berit Klinik beratend zur Seite stehen. Ich kann sehr gut beurteilen, ob etwas räumlich passt und wie es auf Menschen wirkt. In der Berit Klinik haben wir beispielsweise immer ein volles Haus. Es ist nicht wichtig, dass Bilder in den öffentlichen Räumen einzelne Personen ansprechen – sie müssen den Grossteil der Besucher erfreuen. Auch bei meiner letzten Stelle in einem Grossunternehmen ist mir dies gelungen. In einem privaten Haus ist es meist umgekehrt. Aber auch hier gibt es Käufer, die nicht nur sich selber, sondern auch ihren Gästen Freude machen wollen. Auch dies durfte ich bereits umsetzen.
Ihre Kontakte zu den Künstlern sind so eng, dass Sie auch Kunstwerke auf Bestellung anbieten oder Events – privater oder geschäftlicher Natur – in deren Ateliers organisieren können. Wie gefragt sind diese Dienstleistungen?
Da schlummert grosses Zukunftspotenzial! Starten durfte ich bei Sabeth Holland, und wir haben schon anlässlich des ersten Anlasses mehrere Bilder verkauft. Vor wenigen Wochen hatte ich einen privaten Anlass bei uns zu Hause. Ich habe spontan Adrian Laich eingeladen mit der Bitte, einige seiner Kunstwerke mitzubringen. Es wurde gekauft und bestellt … Unser eigener Fundus an schönen Kunstwerken wächst seit dem Start von next-ART übrigens auch laufend (lacht). Einen der nächsten Anlässe werde ich bei Markus Buschor machen. Es geht unter die Haut, wenn man in sein Atelier tritt, vor den grossen, alten Baumstämmen steht und dann das wunderbare Endprodukt vor sich sieht.
Eine Künstlerin, die von Anfang an bei next-ART dabei war, ist die international bekannte Künstlerin Sabeth Holland aus St.Gallen. Frau Holland, wie ist es zur Zusammenarbeit mit Myriam Waldvogel gekommen?
Mir war es schon lange ein Anliegen, meine Werke auch in der Region bekannter zu machen sowie Kunstinteressierte persönlich und direkt zu erreichen. Myriam Waldvogel mit ihrer herzlichen Art, ihrem Sinn für das Schöne, ihrer langjährigen Erfahrung und ihren geschätzten Kontakten schien mir die perfekte «Botschafterin» für meine Kunst und mich. Zudem kennen wir uns lange Jahre und haben schon mehrfach schöne Projekte ausführen dürfen.
Und was hat Sie am Konzept von next-ART besonders überzeugt?
Ganz klar Myriam Waldvogel mit Hans Meli an ihrer Seite! Zusammen bilden sie ein unschlagbares Team, das neue Ideen tatkräftig und spannend umsetzt. Mir gefallen ihr wertschätzendes Vorgehen und ihre Emotionen genauso wie ihr Geschäftssinn. Bei next-ART wird Klartext geredet und umgehend gehandelt. Einfach toll! next-ART kann ich vertrauen, auch wenn vieles neu und unkonventionell daherkommt. Es ist überwältigend, wie erfolgreich und dynamisch schon unser erst Jahr lief.
Wie wichtig sind denn Online-Galerien für Künstler?
Transparenz und Verfügbarkeit beim Verkaufen von Kunst spielen eine zunehmend wichtigere Rolle. Kunstkunden wollen sich erst einmal ein Bild machen, von dem was sie später zu sich holen. Da hilft ein starker Internetauftritt mit tollen Werkabbildungen, Hintergrundinformationen und Preisorientierung sehr. Es wird verglichen und abgewogen, bevor man aus der Anonymität des Netzes zur persönlichen Kontaktaufnahme übergeht.
Spielt es für einen Künstler eine Rolle, ob er sein Kunstwerk mit oder ohne persönlichen Kontakt zum Käufer verkauft?
Als selbstständig erwerbende Künstlerin ist es essenziell, dass sich meine Werke überhaupt verkaufen, denn davon bestreite ich meinen Lebensunterhalt. Darum bin ich jedem meiner Verkäufer und Käufer sehr dankbar und herzlich verbunden. Wenn meine Arbeiten weit weg verkauft werden, lerne ich die Kunstsammler manchmal nur via E-Mail kennen. Doch ich wage zu behaupten, dass ich von all meinen Werken die Erstbesitzer in irgendeiner Form kenne. Diese Verbundenheit dauert an und geht meist tief. Mir schenkt das Motivation und Kraft. Denn Kunstwerke verkaufen sich nun mal nicht wie frische Brötchen. Darum ist mir auch meine neue Kunstvermittlerin und Online-Galeristin so wichtig: Genau wie ich will sie den Erfolg, der nachhaltig ist.
Zum Schluss: Werden Sie weiterhin «nur» online tätig sein, Myriam Waldvogel, oder werden Sie in naher Zukunft auch ein physisches Lokal eröffnen?
Solche Gedanken mache ich mir noch nicht, aber jetzt, wo die Frage gestellt wird… (schmunzelt). Ich bin ein absoluter Gegenwartsmensch, und das kommt mir immer wieder zugute. Lassen wir uns also überraschen.Wollen Sie immer aktuell informiert sein? Dann abonnieren Sie den next-ART-Newsletter per Mail an myriam.waldvogel@next-art.com.