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KMU Forum zu Gast in Lutzenberg: «Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz ist eine Investition in die Zukunft»

KMU Forum zu Gast in Lutzenberg: «Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz ist eine Investition in die Zukunft»
Mireille Félix, Stiftung Gesundheitsförderung Schweiz, Annette Nitsche, Geschäftsstelle Forum BGM Ostschweiz, Yves Noël Balmer, Ausserrhoder Gesundheitsdirektor, und Monica Sittaro Zentrumsleiterin Reha Lutzenberg
Lesezeit: 3 Minuten

Qualifizierte Fachkräfte und langfristig zufriedene und gesunde Mitarbeiter zu finden, gehört heute zu den Herausforderungen für Unternehmen. Vor diesem Hintergrund wird es immer wichtiger, in die betriebliche Gesundheitsförderung zu investieren. Welche Möglichkeiten es gibt, darüber haben am 18. November rund 50 Teilnehmer am KMU Forum diskutiert. Zu Gast war die Veranstaltung des Forums BGM Ostschweiz im Rehabilitationszentrum Lutzenberg.

Text: PD/stz.

«Aktuell sind 330 Ostschweizer Betriebe bei uns Mitglied», begrüsst Annette Nitsche vom Forum BGM Ostschweiz (FBO) die Teilnehmer am 18. November 2024 am KMU Forum im Rehabilitationszentrum Lutzenberg. «Als wir 2007 anfingen, in den Betrieben über Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) zu informieren, hat das hingegen noch niemanden interessiert», sagt sie.

Umso mehr freue es sie, dass 59 Prozent der Mitglieder des Forums BGM Ostschweiz KMUs sind. Die übrigen Unternehmen hätten über 250 Mitarbeiter. «Gerade in kleineren und mittleren Unternehmen fehlen oft die Ressourcen, um eine eigene BGM-Stelle zu schaffen. Wir stellen Ihnen heute daher viele Angebote und Tools vor, wie sich niederschwellig und unkompliziert ein Arbeitsumfeld gestalten lässt, das die Mitarbeiter gesund erhält», sagt Nitsche.

Wie wichtig das ist, betonte auch der Ausserrhoder Gesundheitsdirektor Yves Noël Balmer. Er bezeichnete betriebliche Gesundheitsförderung als einen Regenschirm und eine Investition, die es in der Zukunft immer brauchen werde, gerade auch, da sich die Schweiz immer mehr zu einem Dienstleistungsland wandle.

Harte Geschichten hinter der Drogensucht

Im Zentrum des regelmässig stattfindenden KMU Forums steht jeweils der Erfahrungsaustausch der Teilnehmer. So konnten diese an einem «Ideen-Marktplatz» Herausforderungen an ihrem Arbeitsort in der betrieblichen Gesundheitsförderung diskutieren und unter anderem das Rehabilitationszentrum Lutzenberg mit 35 Plätzen besichtigen, das Drogenabhängige mit einer Langzeittherapie unterstützt. Ziel ist deren berufliche und soziale Integration. Zum Rehabilitationszentrum gehören eigene Betriebe wie eine Bäckerei, Gartenbau und eine Werkstatt.

«In Zeiten des Fachkräftemangels wird es immer relevanter, gute Mitarbeiter zu finden», sagt Zentrumsleiterin Monica Sittaro. Daher lohne es sich, in die Gesundheit der Mitarbeiter zu investieren. Das Rehabilitationszentrum sei ein anspruchsvoller Arbeitsort. Die Geschichten, die hinter einer Drogensucht stecken, seien hart und auch belastend.

Zu den gesundheitsfördernden Massnahmen für die 44 Mitarbeiter gehören nebst vielen weiteren Punkten regelmässige Supervisionen, eine offene Feedbackkultur, Team-Tage, an denen man sich inhaltlich mit bestimmten Punkten auseinandersetzt, sowie die Partizipation und die Einbindung der Mitarbeiter in Entscheidungsprozesse. «Wer in betriebliche Gesundheitsförderung investiert, profitiert direkt davon. Hat man glückliche Mitarbeiter, bedeutet das weniger Absenzen und weniger Kündigungen», sagt Sittaro.

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Zwischenmenschliches in den Fokus

Betriebliche Gesundheitsförderung ist heute auch daher wichtig, weil sich Arbeitsumfelder extrem schnell wandeln. Annette Nitsche vom Forum BGM Ostschweiz nannte als Faktoren die Digitalisierung und Künstliche Intelligenz, veränderte Märkte und unsichere Kontexte. Zudem hätten sich die Krankheitsbilder in den vergangenen Jahren stark gewandelt. Jede zweite IV-Anmeldung erfolge mittlerweile aufgrund von psychischen Erkrankungen. «30 Prozent der Erwerbstätigen fühlen sich emotional erschöpft. Die Stressbelastung ist seit 2014 kontinuierlich gestiegen», sagt sie.

Positiv sei, dass vielen Betrieben mittlerweile bewusst sei, dass es bei der betrieblichen Gesundheitsförderung nicht nur um die körperliche, sondern auch um die psychische Gesundheit gehe. Die soziale Gesundheit gehe allerdings oftmals vergessen. «Konflikte im Team oder mit Vorgesetzten, Konkurrenzdenken, die soziale Eingebundenheit und viel Zwischenmenschliches können die Mitarbeiter stark belasten», sagt Nitsche.

Komplimente zum Abreissen

Unternehmen, die in ihr Betriebliches Gesundheitsmanagement investieren möchten, finden beim Forum BGM Ostschweiz und bei der Stiftung Gesundheitsförderung Schweiz Anlaufstellen. Letztere hat verschiedene Instrumente entwickelt, mittels denen Unternehmen eine Standortbestimmung und Analyse im Bereich BGM machen können.

Am KMU Forum stellte Mireille Félix zudem mit der HR-Toolbox und dem Leadership-Kit zwei kostenlose niederschwellige Angebote vor, wie sich im Arbeitsalltag einfach ohne grossen Aufwand umsetzen lassen. Dazu gehören etwa «Komplimente to go» - kleine Zettel mit Komplimenten zum Abreissen.

Weitere Möglichkeiten sind «Let’s talk Karten» für Teamgespräche sowie «Jeden Monat eine gute Tat», die sich Geschäfts- oder Teamleiter regelmässig per Mail schicken lassen können. Das Forum BGM Ostschweiz unterstützt Unternehmen mit Informationen, Kampagnen, Weiterbildungen, der Vermittlung von Fachpersonen und Veranstaltungen.

Bei einem abschliessenden Apéro hatten die Teilnehmer des KMU Forums die Möglichkeit, sich persönlich über die Angebote zu informieren, sich untereinander zu vernetzen und auszutauschen.

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