Katholische Kirche, wie weiter?
Text: Cello Rüegg, textreich
Der Generalsekretär der Römisch-Katholischen Zentralkonferenz der Schweiz (RKZ) gewährte zudem Einblicke in die Struktur der Institution, er zeigte Zusammenhänge auf und informierte sachlich und offen.
Vielfältige Herausforderungen
Bereits seit Mitte des letzten Jahrhunderts nimmt der Einfluss der Kirchen auf die Gesellschaft ab. Menschen sind immer weniger religiös, die Verbindungen von Staat und Kirchen werden gelockert. Zeichen dieser Veränderung sind weniger Taufen – und als sichtbare Konsequenz – mehr Kirchenaustritte.
Zudem fehlt der Nachwuchs. Aktuell erhalten lediglich fünf bis sechs Männer pro Jahr die Priesterweihe. Aussereuropäische Priester und Personen in Laienfunktionen – vor allem Frauen – kompensierten in der Vergangenheit den Mangel an jungen Priestern. Viele von ihnen gehen demnächst in Pension, was die Situation zusätzlich verschärft.
Die katholische Kirche ist immer grossflächigeren Einheiten organisiert. Aus Pfarreien wurden sogenannte Pastoralräume. Die Gemeinschaft vor Ort verliert an Bedeutung – und damit schwindet auch der persönliche Kontakt zu Personen, die für die Kirche arbeiten. «Das ist einer der Hauptgründe für die Kirchenaustritte», erläuterte Urs Brosi.
Spätestens seit der Veröffentlichung der Pilotstudie zu den Missbrauchsfällen in den vergangenen Jahrzehnten ist das Thema in der breiteren Öffentlichkeit wieder präsent. Mit der wissenschaftlichen Erforschung und der Aufarbeitung will die Kirche «ihre Verantwortung gegenüber den Betroffenen und der Gesellschaft wahrnehmen und ihre eigene Vergangenheit aufarbeiten», wie sie auf der entsprechenden Website schreibt.
Tendenz: weniger Bezug zur Kirche
Die Menschen haben immer weniger Bezug zur Kirche, die Religiosität sinkt mit jeder Generation. «Dieser Trend lässt sich nicht stoppen», so Urs Brosi. «Aber die Dynamik kann man beeinflussen.» Ob die katholische Kirche in alten Strukturen verharrt oder kreativ und innovativ die Zukunft angeht, wird sich weisen.