Laut dem mittlerweile gelöschten Leserbrief soll Merz um 2005 an der HSG Vorlesungen in Wirtschaftswissenschaften gehalten haben. Dies sei jedoch auf massive Beschwerden von Studenten gestossen, weshalb die Universität das Arbeitsverhältnis beendet habe.
Fake News über Friedrich Merz und die HSG

Text: stz.
Im Zuge des Wahlkampfs zur Bundestagswahl in Deutschland kursieren zunehmend Fake News. Jüngstes Beispiel ist ein Leserbrief im Nachrichtenmagazin «Spiegel», der behauptet, CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz sei als Honorarprofessor an der Universität St.Gallen tätig gewesen – mit miserabler Qualität, was angeblich zur vorzeitigen Beendigung seines Lehrverhältnisses geführt habe.
Doch: Die Geschichte ist frei erfunden.
Kurz nach der Veröffentlichung kamen Zweifel an der Glaubwürdigkeit auf:
- Friedrich Merz war 2005 Bundestagsabgeordneter und hätte kaum regelmässig in St.Gallen unterrichten können.
- Der erwähnte Masterstudiengang existierte damals noch nicht – die Abschlüsse erfolgten zu jener Zeit noch mit einem Lizenziat.
- Merz ist kein Ökonom – dass er in Wirtschaftswissenschaften lehrte, ist höchst unwahrscheinlich.
Die Universität St.Gallen selbst stellte schnell klar: Friedrich Merz hatte nie eine Honorarprofessur an der HSG.
Allerdings sei er vereinzelt bei Veranstaltungen aufgetreten oder virtuell zugeschaltet gewesen.
Der «Spiegel» entfernte den Leserbrief wenige Tage nach der Veröffentlichung und gestand ein, dass dieser nicht hätte erscheinen dürfen. Eine interne Prüfung ergab, dass Merz 2007 an einer Tagung der HSG teilgenommen hatte, ebenso wie der damalige Schweizer Bundesrat Hans-Rudolf Merz.
Der Leserbriefschreiber stützte sich auf Gespräche mit seinem Sohn und auf Chatbot-Abfragen.
Dem «Spiegel» zufolge habe er ChatGPT und DeepSeek befragt, die fälschlicherweise bestätigten, dass Merz an der HSG unterrichtet habe.
Man zimmert sich offenbar immer öfter seine Wahrheiten, wie sie für das eigene Weltbild passen – und produziert so Fake News.