Appenzell Ausserrhoden

Der Patron ist nicht mehr

Der Patron ist nicht mehr
Ernst Jüstrich, 30.7.1932 – 22.11.2023
Lesezeit: 3 Minuten

Am vergangenen Dienstag verabschiedete sich in Walzenhausen eine grosse Trauergemeinde von Ernst Jüstrich-Stopp. Als Unternehmer alter Schule hat er während eines halben Jahrhunderts die heute weltweit tätige Just-Gruppe geführt und ausgebaut.

Text: Peter Eggenberger

1930 gründete Ulrich Jüstrich in Walzenhausen die Firma Just. Ab Anfang war der Betrieb den Grundlagen Qualität, Verlässlichkeit und Vertrauenswürdigkeit verpflichtet. Diese festen Werte prägten auch das unternehmerische Wirken von Sohn Ernst, der nach einer soliden kaufmännischen Ausbildung 1956 ins Familienunternehmen eintrat.

Als würdiger Nachfolger seines Vaters erweiterte er die Just zur weltweit tätigen Firma und zum geschätzten Arbeitgeber. Trotz der Internationalität aber wurde der Standort Walzenhausen nie infrage gestellt, und das Appenzeller Vorderland ist und bleibt die Heimat von Just.

Als Just-Berater im Einsatz

Geboren wurde Ernst am 30. Juli 1932 in Walzenhausen, wo er mit seinen Geschwistern Margrit und Hansruedi eine unbeschwerte Jugendzeit erlebte. Schon früh hiess es in Vaters Betrieb anpacken, und als junger Erwachsener stand auch er als Just-Berater im Einsatz.

Mit dem Musterkoffer besuchte er unzählige Haushaltungen in der Westschweiz, wo er in Walzenhausen hergestellte Bürsten-, Reinigungs- und Pflegeprodukte verkaufte und so den Direktvertrieb als eine der wichtigen Spezialitäten der Firma von Grund auf kennen lernte.

1959 schloss er mit Margreth Stopp den Bund der Ehe, dem die Kinder Esther, Irene, Hansueli und Marcel entsprossen. Der Unfalltod von Tochter Irene im Jahr 1982 war ein schwerer Schicksalsschlag, und im Frühling 2023 hatte sich Ernst auch mit dem Ableben seiner geliebten Gattin abzufinden.

Erschliessung neuer Märkte im Ausland

Nach verschiedenen Weiterbildungen und Praktika im In- und Ausland übernahm er nach dem Rücktritt von Vater Ueli im Jahr 1984 gemeinsam mit Bruder Hansruedi die volle Verantwortung für die blühende Firma. Zügig und kompetent wurden Märkte in verschiedenen europäischen Ländern und in Übersee erschlossen.

In Walzenhausen war bereits Anfang der 1960er-Jahre das erste moderne Fabrikationsgebäude entstanden, und 1991 wurde in Rheineck eines der ersten Hochregallager der Region mit Platz für 5200 Paletten gebaut.

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Appenzeller Präsenz in Argentinien

Ein weiterer grosser Wurf war die 1995 erfolgte Eröffnung einer neuen Just-Fabrik in Argentinien, womit die appenzellische Präsenz in Südamerika verstärkt wurde. Gross war Ernsts Genugtuung, als 1996 die Söhne Hansueli und Marcel die Firma übernahmen und so als Vertreter der dritten Generation die Weiterführung der grossen Familientradition sicherten.

In diesen Zeitraum fällt das Ausscheiden von Bruder Hansruedi, dessen Familienstamm sich künftig auf das sich von der Just abspaltende Unternehmen Nahrin AG konzentrierte. Im Ruhestand verblieb Ernst nun vermehrt Zeit, sich seinen sorgfältig gepflegten Oldtimer-Autos zu widmen, und eine grosse Freude war ihm auch das Gedeihen seiner Enkelkinder.

Höhepunkt Generationenbau

Mit tiefer Befriedigung verfolgte er den im Sinn und Geist des Gründers erfolgenden Weiterausbau des Unternehmens unter der Leitung seiner Söhne. Höhepunkt für die Familie und die Belegschaft war der 2016 erfolgte Bezug der neuen Fabrik mit der Bezeichnung Generationenbau. Als Markstein zum 90. Geburtstag freute er sich über die Eröffnung der einzigartigen Just-Welt, die als lebendiges Museum die Firmenentwicklung nachzeichnet.

Bis zuletzt lebte Ernst im Haus in der Klosen hoch über Walzenhausen, das seinerzeit sein Vater erbaut hatte. Hier freute er sich über Besuche und die Schönheiten der Natur, und hier schloss sich am 22. November sein Lebenskreis. Als erfolgreicher Unternehmer mit Visionen, aber auch als Mensch mit Ecken und Kanten bleibt Ernst Jüstrich unvergessen.

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