Ostschweiz

Aufgehellte Stimmung bei Ostschweizer Wirtschaft

Aufgehellte Stimmung bei Ostschweizer Wirtschaft
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Die Ostschweizer Unternehmen blicken wieder positiver in die Zukunft. Die Gründe für die Verbesserung sind zum einen die entspanntere Energielage sowie weniger Stress bei den Lieferketten. Die globale Abkühlung wie auch den wirtschaftlichen Rückgang in Deutschland spürt die Ostschweizer Wirtschaft weiterhin nur punktuell.

Text: Konjunkturboard Ostschweiz

Die wirtschaftliche Situation ist bei den Ostschweizer Unternehmen weiterhin gut. Die Auftragslage präsentiert sich in fast allen Branchen zufriedenstellend, wenn auch die Nachfrage aus dem Ausland etwas abflacht.

«Die konjunkturelle Entwicklung in der Ostschweiz präsentiert sich trotz Nachfrageschwäche im Ausland, Preisdruck, Zinswende und dem Fach- und Arbeitskräftemangel erfreulich», sagt Beat Schiffhauer, Konjunktur- und Finanzexperte der St.Galler Kantonalbank. «Die befürchtete Energiemangellage in der Schweiz wie auch in der EU hat sich nicht bewahrheitet. Das hat massgeblich zu den positiveren Einschätzungen der Unternehmen beigetragen», so Schiffhauer.

Belastend wirken jedoch der weiterhin andauernde Preisdruck sowie die zunehmend hohen Lagerbestände, welche die Unternehmen im Zuge des Lieferkettenstresses vorausschauend aufgebaut haben.

Beat Schiffhauer
Beat Schiffhauer

Baugewerbe spürt den Preisdruck

Die Auftragslage für das Ostschweizer Baugewerbe ist weiterhin sehr gut. Viele Unternehmen vermelden bis weit ins Jahr hinein Aufträge. Trotz steigender Zinsen sind die Kapazitäten der Unternehmen gut ausgelastet. Hier dürften auch strukturelle Veränderungen eine entscheidende Rolle spielen.

«Die Installation von Wärmepumpen und Solarpanels sowie energietechnische Renovationen sorgen für volle Auftragsbücher», sagt Jan Riss, Chefökonom der IHK St.Gallen-Appenzell. Belastend wirkt neben dem andauernden Fach- und Arbeitskräftemangel der weiterhin hohe Preisdruck. Die Weitergabe von steigenden Materialkosten und höheren Lohnkosten gelingt vielen Unternehmen nur zeitverzögert und belasten die Margen.

Entspannen dürfte sich mit der Öffnung der chinesischen Wirtschaft hingegen beim Bau die Situation bei den Lieferketten.

Grosshandel erwartet Verbesserung der Lieferfristen

Eine Entspannung bei den Lieferfristen erwarten auch die Ostschweizer Grosshändler. Zum einen hat man sich an längere Lieferfristen gewöhnt, zum anderen haben mit der Öffnung der chinesischen Wirtschaft und der gleichzeitig global schwächeren Nachfrage zwei gewichtige Faktoren zur Entspannung beigetragen.

Gleichzeitig sind die Transportkosten von China nach Europa deutlich gesunken. Die durchschnittlichen Kosten für einen Container bewegen sich fast wieder auf Vorkrisenniveau. Die globalen Logistikketten normalisieren sich zügig, auch wenn die hohen Infektionsraten in China weiterhin punktuell eine Belastung darstellen.

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Jan Riss
Jan Riss

Lageraufbau könnte zur Belastung werden

Unterdessen vermeldet ein erheblicher Teil der Ostschweizer Unternehmen, dass ihr Lagerbestand an Vorprodukten deutlich zu hoch ist. «Dies ist in vielen Fällen gewollt», erläutert Schiffhauer. «Ein Grossteil der Unternehmen hat sich in Folge der anhaltenden Lieferprobleme der vergangenen Jahre ein Lager an Vorprodukten aufgebaut». Zudem haben viele ihr Lieferantennetzwerk diversifiziert. Dies dürfte trotz der Entspannungssignale aus China vorerst so bleiben.

«Eine schnelle Rückkehr zur Just-in-Time-Produktion erwarten wir nicht», sagt Schiffhauer. «Mittelfristig ist die hohe Lagerhaltung aber eine Kosten- und Liquiditätsfrage und bei einer anhaltenden Stabilisierung dürften die Unternehmen bald wieder zu früheren Praktiken zurückkehren», fügt er an.

Herausfordernd für die Unternehmen werden aber im Zuge einer sich abschwächenden Nachfrage die hohen Lagerbestände an Fertigprodukten. Je nach Produktzyklus müssen die Unternehmen die Bestände zügig abbauen, was oft mit einer Belastung der Profitabilität einhergeht.

Preisdruck dürfte weitere Zinserhöhungen der Zentralbanken nach sich ziehen

Die Inflationszahlen in der Schweiz notieren weiter auf hohem Niveau. Viele Ostschweizer Unternehmen erwarten zudem, dass die Einkaufspreise weiter steigen werden. «Viele sehen gute Chancen, die höheren Einkaufspreise weitergeben zu können, was die Preisentwicklung weiter anheizt», sagt Jan Riss.

Die Kerninflation, also die Preisentwicklung ohne Nahrungsmittel und Energie, stieg deshalb im Gegensatz zur Gesamtinflation zuletzt weiter an. «Vor allem auf die Preise für Dienstleistungen richtet die Schweizerische Nationalbank (SNB) ein besonderes Augenmerk. Denn dort sind die Löhne die wichtigste Kostenkomponente», führt Riss aus.

Bis Ende Jahr dürfte die Inflation zwar leicht zurückgehen. Entscheidend für die Teuerungsentwicklung sei aber nicht zuletzt das gepflegte Narrativ. «Setzten sich die ständigen Preis- und Lohnerhöhungen einmal in den Köpfen der Wirtschaftsteilnehmer fest, ist es schwierig, diesen Geist wieder in die Flasche zu bringen», fügt er an. Dies würde einen erheblichen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Schaden nach sich ziehen. Entsprechend wird die SNB weiter an der Zinsschraube drehen.

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