Abschaffung des Eigenmietwerts stärkt Wohneigentümer, belastet Baugewerbe
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Text: PD/stz.
Die zweitgrösste Schweizer Bankengruppe hat die geplante Abschaffung der Besteuerung des Eigenmietwerts bei selbst genutztem Wohneigentum untersucht. Das Bundesparlament hat in der Wintersession im Dezember 2024 den Systemwechsel bei der Wohneigentumsbesteuerung beschlossen. Nun hat das Volk an der Urne das letzte Wort.
Sollte die Vorlage angenommen werden, würden Wohneigentümer beim aktuellen tiefen Zinsniveau je nach Haushaltstyp erhebliche Steuerersparnisse erzielen, so Raiffeisen. Der Wohnkostenvorteil von Wohneigentum gegenüber der Miete nehme stetig zu und könnte im Jahresverlauf auf bis zu 30 Prozent steigen.
Die Bank erwartet, dass Wohneigentum im aktuellen Marktumfeld spürbar an finanzieller Attraktivität und folglich auch an Wert gewinnen würde. Allerdings könnten sanierungsbedürftige Eigenheime durch den Wegfall latenter Steuerabzüge an Wert verlieren.
«Zu den potenziellen Verlierern der Reform zählt auch das Baugewerbe», so Fredy Hasenmaile, Chefökonom von Raiffeisen Schweiz. «Dieses dürfte zwar in der Übergangsphase bis zum Inkrafttreten der Reform kurzfristig von vielen Last-Minute-Aufträgen profitieren, doch langfristig werden wegen des Wegfalls eines Grossteils der steuerlichen Unterhaltsabzüge weniger Mittel in die Sanierung von Wohngebäuden fliessen.»
Bleibe das aktuelle Zinsumfeld bestehen, hätte auch der Fiskus aufgrund der Reform auf Jahre hinaus mit Mindereinnahmen in Milliardenhöhe zu rechnen.
Der Eigenmietwert ist eine spezielle Steuerform, die es nur in der Schweiz gibt. Dabei müssen Wohneigentümer den theoretischen Mietwert ihrer selbst genutzten Immobilie als Einkommen versteuern, obwohl sie tatsächlich keine Mieteinnahmen erzielen. Der Staat behandelt das Wohnen im eigenen Haus also so, als ob man sich selbst eine Miete zahlen würde.
Diese Regelung wurde ursprünglich eingeführt, um eine Gleichstellung zwischen Mietern und Wohneigentümern zu schaffen. Doch gerade in Zeiten hoher Immobilienpreise und niedriger Zinsen sorgt der Eigenmietwert zunehmend für Kritik. Viele bezeichnen ihn als «Neidsteuer», da er Eigentümer für das Wohnen in den eigenen vier Wänden belastet – ein Modell, das international kaum zu finden ist.
Die geplante Abschaffung des Eigenmietwerts könnte Wohneigentum finanziell attraktiver machen, während sie gleichzeitig zu Steuerausfällen und geringeren Investitionen in Sanierungen führen könnte. Die endgültige Entscheidung darüber liegt beim Schweizer Stimmvolk.