Von der KV-Lehre bis zum Master
Vor bald 100 Jahren wurde die erste Benedict-Schule in Lausanne gegründet; heute hat die Schule Ableger in vielen grösseren Schweizer Städten, so auch in St.Gallen. Hier belegt die Benedict-Schule fast das ganze Gebäude im Neumarkt 1. «Es gibt uns seit 40 Jahren in St.Gallen, wir sind eine der ältesten Privatschulen hier», sagt Pascal Hauser, der sich die Geschäftsleitung von Benedict St.Gallen mit Jan Fuchs teilt. Fuchs betreut die Akademische Leitung und Medizinischen Lehrgänge; Hauser ist für den ganzen kaufmännischen Teil und die Verkaufsleitung zuständig.
In St.Gallen bietet Benedict ein breites Schulungsprogramm für die für Ostschweiz an, das vom Deutsch-Einsteigerkurs bis zu Bachelor und Master im kaufmännischen Bereich reicht. Die Schule gliedert sich in vier etwa gleich grosse Abteilungen: KV-Grundbildung; Medizin und Gesundheit; Handel und Kader (Erwachsenenbildung KV) und die Sprachabteilung. Diese ist vom Kanton St.Gallen für Deutschkurse akkreditiert, bis Niveau B2 hat man die Möglichkeit, vom Kanton Kursvergünstigungen zu bekommen. Auch für Firmenkurse besteht die Möglichkeit von kantonalen Subventionen.
Arbeiten und lernen gleichzeitig
Als Privatschule muss die Benedict-Schule St.Gallen die Preisentwicklung im Markt verfolgen, «alle zwei, drei Monate machen wir eine Konkurrenzanalyse», sagt Pascal Hauser. «Wir prüfen, ob wir mit unseren Preisen konkurrenzfähig sind.» Der grössere Teil der Weiterbildungskunden sind Selbstzahler, ein Jahr Erwachsenenbildung berufsbegleitend liegt meistens zwischen 6000 und 8500 Franken. «95 Prozent unserer Teilnehmer arbeiten neben dem Unterricht», hält Pascal Hauser fest, «deshalb sind unsere Unterrichtszeiten sehr flexibel.»
Meist einjährige Lehrgänge
Die meisten Weiterbildungslehrgänge der Benedict-Schule sind auf ein Jahr angelegt, an dessen Ende es ein Zertifikat gibt. Damit kann dann oft eine weiterführende Ausbildung in Angriff genommen werden. Kleinere Lehrgänge von nur einem Semester gibt es für HR-Assistent, auch in der Ernährungs- und Fitnessberatung benötigt man pro Methode jeweils ein Semester. Andere Zeitrechnungen kennt der Sprachbereich, hier gibt es verschiedene Formate bis zu Intensivkursen mit kompletten Sprachniveaus wie Deutsch A1 innerhalb von zehn Wochen; «dann hat man von Montag bis Freitag jeweils einen halben Tag Unterricht», erklärt Pascal Hauser. Für Firmen bietet die Benedict-Schule auch individuelle Programme an; «wenn fünf Kaderleute ein Leadership-Modul machen sollen, dann können wir ihnen in abgesprochenen Lektionen die Grundlagen vermitteln.»
Bis zum Master
Im kaufmännischen Bereich bietet Benedict mit der Handelsschule VSH eine Möglichkeit für Quereinsteiger, unter an- derem Leute, die eine Lehre in einem anderen Berufsfeld abgeschlossen haben. «Da werden kaufmännische Grundlagen vermittelt», erklärt Pascal Hauser. Wer möchte, kann sich darauf aufbauend ein höheres Wirtschaftsdiplom VSK erarbeiten sowie Lehrgänge für technische Kaufleuten mit eidg. Fachausweis oder zum Betriebsökonom belegen. Auch ein Logistik-Fachausweis und ein Verkaufs-Marketing-Fachausweis werden angeboten; Zahlen-Affine können sich zu Fachleuten Finanz- und Rechnungswesen weiterbilden.
Auch Bachelor- und Master-Abschlüsse sind bei Benedict möglich. «Wir bieten da einen alternativen Weg zu Berufsmatur und Fachhochschule», sagt Pascal Hauser: Nach dem Eidgenössischen Fähigkeitszeugnis, dem Lehrabschluss, folgen in drei einzelnen Jahren erst das Höhere Wirtschaftsdiplom VSK, dann der Betriebsökonom und schliesslich der Bachelor. «Jedes Jahr endet mit einem Abschluss», erklärt Hauser. Die beiden ersten Diplome sind Verbandsdiplome; der Bachelor wird in Zusammenarbeit mit der Robert Gordon University in Aberdeen, Schottland, vergeben. Der Unterricht für das Bachelor-Jahr wie für ein allfälliges Master-Jahr findet jeweils am Hauptsitz bei der Benedict-Schule in Zürich statt.
Das Aus- und Weiterbildungsangebot der Benedict-Schule ist über die Jahre hinweg recht konstant, «aber wir gehen mit der Zeit und bauen immer wieder neue Lerninhalte ein», sagt Pascal Hauser. Der Kern vieler Weiterbildungen richtet sich nach Vorgaben von Verbänden, die auch die entsprechenden Zertifikate erteilen. «Im kaufmännischen Grundbildungsbereich haben wir in erster Linie die Vorgaben vom Amt für Berufsbildung, da können wir nicht einfach selbst etwas schustern», sagt Pascal Hauser. «Wir haben so zwar etwas weniger Freiheit, aber für die Absolventen ist der Wert eines Diploms höher.» Zertifiziert sind die Lehrgänge unter anderem vom Verband Schweizer Handelsschulen, vom Verband Schweizer Kaderschulen und im medizinischen Bereich vom Verband Spitäler Schweiz, H+.
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Auch in der Berufsbildung tätig
Benedict St.Gallen engagiert sich nicht ausschliesslich im Weiterbildungsbereich, jedes Jahr starten im August rund 60 Jugendliche ihre berufliche Grundbildung, also eine Lehre. Zum einen gibt es im medizinischen Bereich die Lehre als Medizinische Praxisassistentin EFZ. In der Regel werden 24 künftige MPA ausgebildet, «dabei arbeiten wir mit Hausärzten von Davos bis Zürich zusammen», sagt Pascal Hauser.
Die Lehrlinge besuchen in dieser Version der MPA-Lehre erst während vier Semestern die Schule und absolvieren dann für zwei Semester ein Praktikum. Auch die KV-Grundbildung verläuft bei der Benedict-Schule nach einem etwas anderen Muster als eine übliche Lehre: Die dreijährige Vollzeitausbildung teilt sich in eineinhalb Jahre Vollzeit Schule, dann folgt ein einjähriges Langzeitpraktikum, schliesslich noch einmal ein Semester Schule als Vorbereitung auf den Abschluss. Die Vorgaben für eine KV-Lehre wurden gerade stark überarbeitet, einige Betriebe bieten aber noch keine Lehrstelle nach neuem Muster an. «Für uns war das eine Chance», sagt Pascal Hauser, «wir zählen fast doppelt so viele KV-Lehrlinge wie letztes Jahr.» Über drei Jahrgänge zählt Benedict St.Gallen rund 180 Auszubildende in der Lehre. In der Erwachsenenbildung (ohne Sprachkurse) werden ungefähr 800 bis 1000 Schüler pro Jahr gezählt. Darunter auch solche, die das Haus schon als Lehrling kennengelernt haben.
Text: Philipp Landmark
Bild: Marlies Beeler-Thurnheer