KI im Realitätscheck

Ostschweizer Spin-off im Höhenflug

Ostschweizer Spin-off im Höhenflug
Fabi Riesen
Lesezeit: 2 Minuten

Diesen Sommer hat die amerikanische Flugsicherungsbehörde FAA einem Flugsimulator der Loft Dynamics AG die Qualifikation erteilt – als erstem VR-Flugsimulations-Trainingsgerät überhaupt.

Das Gerät von Loft Dynamics ist gleichzeitig auch der einzige von der europäischen Flugsicherungsbehörde EASA zugelassene VR-Flugsimulator. Damit hat das Unternehmen, das mittlerweile über 100 Ingenieure und weitere Fachleute beschäftigt und neben dem Hauptsitz in Dübendorf auch eine Niederlassung in Santa Monica, USA, hat, eine einzigartige Position erlangt. «Die beispiellose Qualifikation unserer Technologie durch die FAA und die EASA unterstreicht die Sicherheit und Realitätsnähe von VR für die Pilotenausbildung», liess sich der Gründer und CEO von Loft Dynamics, Fabi Riesen, im Schweizer Luftfahrtportal Skynews.ch zitieren. Grosse Freude an der «Riesen-Erfolgsstory» hat auch der Leiter des Instituts für angewandte Künstliche Intelligenz der OST, Guido Schuster, denn Loft Dynamics wurde 2016 aus seinem Labor heraus gegründet.

Entwickelt in Rapperswil

Fabi Riesen tüftelte schon Ende der neunziger Jahre an einem Loksimulator, später baute er im Wohnzimmer mit seinen Kindern eine Bewegungsplattform für Flugsimulatoren. 2013 kamen die ersten Virtual-Reality-Brillen auf den Markt, Riesen ersetzte damit die bisherigen Bildschirme seines Simulators – allerdings mit dem Effekt, dass den Benutzern übel wurde.

An der damaligen Hochschule für Technik in Rapperswil, die heute Teil der OST ist, gelang es dann einem Team um Professor Guido Schuster, eine VR-Brille auf einer bewegten Plattform zu betreiben, ohne dass sich den Benutzern der Magen drehte.  Loft Dynamics entwickelte eine realistische Flugsimulation mit Virtual-Reality-Technik, den Durchbruch brachte das Pose-Tracking-System, das Körper und Hände des Piloten als Avatar in der virtuellen Welt in Echtzeit darstellte. Dadurch wird dem Piloten im Cockpit eine intuitive Bedienung der Köpfe und Touch-Screens ermöglicht, ohne dass weitere Hilfsmittel wie Handschuhe oder Tracker nötig wären.

«Das Generieren des Avatars in Echtzeit basiert auf der AI-Computer-Vision aus unserem Labor», sagt Guido Schuster. Entwickelt wurde diese Technologie vor über zehn Jahren in der Ostschweiz, zu einer Zeit also, als «Künstliche Intelligenz» noch nicht in aller Munde war.

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Besser und günstiger

Der VR-Flugsimulator wurde vorerst für einige gängige Helikopter-Modelle konfiguriert. Die Vorteile sprachen sich in der Aviatik-Szene rasch herum, Guido Schuster fasst sie so zusammen: «Altmodische Flugsimulatoren sind etwa zwanzigmal grösser und etwa zehnmal teurer. Und auch etwa zehnmal schlechter.» Da Loft Dynamics für die visuelle Darstellung nur eine VR-Brille einsetzt, sind die Simulatoren des Unternehmens sehr viel kompakter als herkömmliche Simulatoren, die eine aufwendige Dom-Projektion haben und dadurch sehr viel Platz benötigen. Die dreidimensionale Sicht mit der VR-Brille ist zudem besser als in der Projektion und erlaubt eine uneingeschränkte 360-Grad-Sicht wie in einem richtigen Helikopter.

Klassische und eben teure Helikopter-Simulatoren gibt es in Europa kaum mehr als ein halbes Dutzend. Trainingscenter mit VR-Flugsimulatoren von Loft Dynamics gibt es inzwischen in den USA, der Schweiz, Deutschland, Norwegen, Frankreich, Italien, Grönland und weiteren Ländern. In Europa hat das junge Schweizer Tech-Unternehmen mehr Helikopter-Simulatoren ausgeliefert als alle anderen Hersteller zusammen. Die Eroberung des wichtigen amerikanischen Marktes hat gerade angefangen. So nutzt das Los Angeles Police Department einen VR-Simulator für die sichere und effektive Ausbildung seiner Piloten.

Text: Philipp Landmark

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