Wirtschaft

Vom Olympioniken zum Kägi-CEO

Vom Olympioniken zum Kägi-CEO
Cedric El-Idrissi
Lesezeit: 5 Minuten

Cedric El-Idrissi hat sich unter anderem als Olympionike und als Direktor bei bekannten Marken wie Coca-Cola oder Toblerone einen Namen gemacht. Jetzt zieht es den ehemaligen Hürdenläufer von der internationalen Bühne hin nach Lichtensteig zu Kägi. Der LEADER hat mit dem neuen CEO über Leadership, Spitzensport und natürlich Schokolade gesprochen.

Eine der wichtigsten Fragen, die man einem CEO einer Süsswarenmanufaktur stellen muss, ist natürlich, ob er Schokolade mag. «Natürlich liebe ich Schokolade! Ohne meine tägliche Ration des braunen Golds werde ich unausstehlich!» So die Antwort von Cedric El-Idrissi, dem neuen CEO von Kägi in Lichtensteig. Sein Amt hat er Mitte August 2024 angetreten.

Damit ist auch die erste Hürde aus dem Weg geräumt; denn nicht alle Menschen mögen Schokolade. Bei Cedric El-Idrissi ist die Hürde aber nicht nur metaphorisch, sondern auch physisch: Lange Zeit war der umtriebige CEO nämlich Olympionike im 400-Meter-Hürdenlauf. So hat er unter anderem 2004 an den Olympischen Spielen in Athen teilgenommen. Neben der Rennbahn machte der Schweizer beruflich Karriere und bekleidete leitende Positionen bei internationalen Konzernen. Darunter: Mondelez, Wander, Coca-Cola.

Jede Entscheidung hat Auswirkungen

Die Schokolade zieht sich also wie ein roter Faden durch sein Leben. Am Anfang stand dabei seine erste Stelle bei Wander, international bekannt für das Kultgetränk «Ovo». Das Unternehmen aus dem Kanton Bern lehrte Cedric El-Idrissi viele Erfahrungen in einem KMU. «Insofern kenne ich den Alltag von traditionsreichen Unternehmen bereits sehr gut», stellt El-Idrissi im Hinblick auf seine leitende Position bei Kägi fest.

«Ich schätze es sehr, dass sich bei Kägi alle Funktionen mit der Manufaktur unter einem Dach befinden und Entscheide dank dieser kurzen Wege schnell gefällt werden können.» Es sei unglaublich spannend, eine so starke Marke und gleichzeitig doch ein KMU wie Kägi so direkt führen zu können. Jede Entscheidung habe direkt eine unmittelbare Auswirkung.

Für seine Funktion als CEO kann El-Idrissi also auf einen grossen Erfahrungsschatz bauen. «Später bei Mondelez durfte ich für Markenikonen wie Toblerone und Oreo tätig sein – das erlaubte mir, viele Erfahrungen im Lebensmittel- und Süsswarengeschäft zu sammeln. Dadurch kenne ich auch die damit verbundenen Innovationsprozesse sehr gut.»

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«Muss man die Extrameile gehen, so muss man dies gerne tun.»

Langfristige Ausrichtung macht Grösse wett

Der Wechsel von einem internationalen Konzern hin zu einem lokalen Unternehmen sei daher kein «Umdenken» im klassischen Sinne, sondern vielmehr einfach «die Möglichkeit, bestehende Erfahrungen in ein neues Umfeld einzubringen und auszubauen. Ich freue mich sehr darauf, meine Erfahrungen bei Kägi einzusetzen.»

Mit Erfahrungen sind auch Verbesserungsvorschläge gemeint. Ein kleineres Unternehmen kann doch sicher vom «grossen Bruder» lernen? «Wir müssen uns jedenfalls nicht vor der grossen Konkurrenz verstecken, das ist sicher. Auch wenn wir nicht über die Skaleneffekte eines grossen Unternehmens verfügen, so zeigt sich doch genau hier unsere Stärke. Durch Agilität und die langfristige Ausrichtung können wir vieles wettmachen, was wir in Grösse vermissen lassen.»

Resilienz muss erlernt werden

Auch Cedric El-Idrissis Erfahrung als Olympionike spielt hier eine grosse Rolle. Zwischen dem Spitzensport und der Arbeit als CEO lassen sich nämlich viele Gemeinsamkeiten finden. «Ich denke da vor allem an Fokussierung und den Umgang mit Druck, wenn man vor einem Millionenpublikum seine beste Leistung erbringen muss. Wenn man das schafft, bleibt man auch als CEO in den entscheidenden Momenten ruhig und gelassen.» Auch das Erlernen von Resilienz durch die unzähligen Rückschläge und Verletzungen, aber auch die Erkenntnis, dass hinter jedem Sportler ein starkes Team steht, zählt El-Idrissi als wichtige Erfahrung und setzt diese in seiner Position bei Kägi ein.

«Das Verbindende ist aber, dass man sowohl als Spitzensportler als auch als CEO immer auf der Suche nach Verbesserung ist. Einerseits will man sich um jede Hundertstelsekunde verbessern und andererseits strebt man Wachstum und Effizienz an.» Als letzter und wohl wichtigster Punkt: Es geht nicht ohne Leidenschaft. Leidenschaft für das, was man tut. «Sei es jetzt der Sport oder für einen Love Brand wie eben Kägi. Will man eine Extrameile gehen, so soll man dies auch gerne tun.»

Und was treibt den Spitzensportler persönlich an? «Ich liebe Wachstum. Nicht nur im Sinne von Umsatz und Gewinn, sondern auch das persönliche Wachstum oder wie man als Team gemeinsam stärker wird.» Und wie definiert er den Erfolg? «Erfolg bedeutet für mich, dass ich das machen kann, was ich liebe – und damit Erfolg habe. Bei Kägi dürfen wir für eine starke Marke arbeiten und dabei etwas bewegen.» Ganz im Sinne von «Glück ist ein Kägi.»

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«Es geht nicht ohne Leidenschaft.»

Ein neues Produkt bereits 2025

Grosse Pläne und grosse Träume für den kleinen Traditionsbetrieb und Ostschweizer Love-Brand. Doch bis der Stein so richtig ins Rollen kommt, wird noch etwas Zeit vergehen. Diese nutzt Cedric El-Idrissi, um so richtig im Unternehmen anzukommen. Schliesslich steigt eine neue Person in ein bestehendes Team und ein ganzes Unternehmen ein. Daher gibt es für die ersten Monate ein klares Vorgehen: «Es geht in erster Linie darum, das Unternehmen und das motivierte Team besser kennenzulernen. Zudem stehen Besuche der wichtigsten Partner im Nahen Osten und in Asien an.» Erst diese Schlüsse aus der ersten Phase werden zeigen, in welche Richtung sich Kägi in Zukunft bewegen wird.

Einen ersten Blick in die Kristallkugel gibt es aber dennoch – und zwar auf das Exportgeschäft. «Kägi hat verglichen mit ähnlichen Unternehmen bereits einen grossen Exportanteil. Dass die internationalen Märkte aufgrund des limitierten Schweizer Marktes eine grosse Bedeutung haben und auch in Zukunft haben werden, liegt auf der Hand.» Doch auch die Schweiz an sich bleibt ein wichtiger Markt. Es sei spannend zu sehen, wie Kägi seine starke Position weiter ausbaut, während gleichzeitig international neue Märkte erschlossen werden.

Und auch zu den Produkten und Innovationen lässt sich der CEO etwas in die Karten schauen. «Mit dem Kägi Praliné des Alpes und Kägi Crisp’n Cream hat Kägi bewiesen, dass es über eine hohe Innovationskraft verfügt. Und ebendiese Innovationskraft gelte es jetzt zu fördern.» Auch die kleine und agile Struktur erlaubt eine rasche und flexible Anpassung an die Marktgegebenheiten. «Wir als Kägi können uns aber sicher noch konsequenter an die Bedürfnisse der Kunden richten. Bezüglich Ideen dürfen sich unsere Kunden in den nächsten Jahren auf Überraschungen einstellen. Bereits nächstes Jahr wird mein absolutes Wunsch-Kägi lanciert.»

Was das sein wird? «Nun, lassen Sie sich überraschen!»

Text: Fabian Alexander Meyer

Bild: Marlies Beeler-Thurnheer

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