Love Brands

Im Olymp der Ostschweizer Marken

Im Olymp der Ostschweizer Marken
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Wenn die Ostschweizer ihr Herz verschenken, hat auch dieser Entscheid Hand und Fuss: Die Love Brands zwischen Bodensee und Säntis haben tatsächlich etwas zu bieten.

Selbstverständlich gibt es in der Ostschweiz nicht wenige Leute, die Erzeugnisse aus Havanna, Bordeaux oder Modena kaufen. Nicht als gewöhnlichen Gebrauchsartikel – sie lieben diese schönen Dinge. Dinge, die aus einer eher zwinglianischen Sichtweise nicht wirklich notwendig sind, die aber dem Leben Farbnuancen schenken, auf die man nicht verzichten möchte. Wenn andere den tieferen Sinn in einem ganz bestimmten Produkt nicht erkennen: So what? Wenn die eigenen Sinne etwas rational und emotional als einen Teil der eigenen Identität definieren, wenn zwischen einer Marke und einem Menschen eine emotionale Beziehung wächst, dann wird die Marke zum Love Brand und hat in den Augen ihrer Fans einen ganz besonderen Stellenwert.

Das hat oft auch mit Nähe zu tun. Wer in der Ostschweiz aufwächst, tschuttet als Dreikäsehoch mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit in einem grün-weissen Trikot auf dem Pausenplatz. Falls das gerade in der Wäsche ist, darf es auch mal eines von Messi sein. Aber kaum eines von Lausanne Sports oder Lugano. Denn für die erste und in der Regel einzige Fussball-Liebe gilt sinngemäss, was die Rheintaler Brauerei Sonnenbräu mit dem Slogan «Bier braucht Heimat» auf den Punkt bringt. Gerade die Antwort auf die Frage nach dem Lieblingsbier hängt sehr vom aktuellen Längen- und Breitengrad ab. Das Bier, das vor der Haustüre gebraut wird, kennt man besser als die Muttermilch.

 

 

Illustre Stichprobe in der Ostschweiz

Herr und Frau Ostschweizer schätzen – ohne für die Annehmlichkeiten der restlichen Welt blind zu sein – das hiesige Schaffen der hiesigen Besten tatsächlich sehr. Und was einst Frank Sinatra über eine nicht Ostschweizer Gemeinde ännet des grossen Teichs trällerte, gilt hier noch viel mehr: «If you can make it there, you'll make it anywhere!» Wer im Ostschweizer Olymp ist, ist oben angekommen. Doch wer hat das eigentlich geschafft?

Der Leader hat zehn bekannte Ostschweizer Köpfe nach ihren Love Brands aus der Region befragt, und wenig überraschend werden gleich zwei unterschiedliche Namen genannt, die wirklich die weltbesten Bratwürste herstellen. Die Umfrage zeigt auch: Man hätte wohl 100 Ostschweizer befragen können und immer noch nicht alle Lieblingsmarken aus diesem beschaulichen, aber eben auch hochkarätigen Erdteil auflisten können, die es verdient hätten. Einzelne Love Brands, die nicht in der Umfrage erwähnt wurden, werden hier kurz thematisiert. Alle Beispiele stehen pars pro toto, stellvertretend für eine ganze Reihe weiterer Namen, bei denen stets auch eine gute Portion anerkennende Würdigung bis zu tiefer Liebe mitschwingt, wenn man sie ausspricht.

 

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Geliebte Technik aus Bussnang

Sinnliche Menschen, die gerne in der Küche wirken, nehmen früher oder später einen Stabmixer zur Hand. Oder eben mehr als das: einen Bamix! Dass ein Gerät mit einer eigentlich simplen Funktion Kult werden kann, bedingt zuerst einmal technisches Know-how der Macher und gute Qualität des Produkts. Der seit den Fünfzigerjahren stets weiter entwickelte Stabmixer erlangte nicht zuletzt durch Präsentationen auf Messen Kultstatus. Bamix wird in Bussnang hergestellt, wo auch Stadler den Hauptsitz hat. Längst hat auch der weltweit tätige Zugbauer Kultstatus; sein Patron Peter Spuhler ist ein Popstar der Industrie-Branche. Durchschnittliche Ostschweizer Haushalte kaufen zwar eher einen Stabmixer als einen Zug, Stadler-Produkte nutzt die Ostschweiz aber fleissig, nicht zuletzt dank der grossen GTW-Flotte von Thurbo, den Tango und Walzer der Appenzeller Bahnen oder den Flirts der Südostbahn. Und wenn die SBB auf der Verbindung von der Restschweiz nach Hause andere Produkte als die von Stadler einsetzen, fühlt man sich als Bahnkunde wahrhaftig verschaukelt.

Es bleibt die Nostalgie

Stadler wuchs zu einem Weltkonzern, als die traditionelle Schweizer Bahnindustrie mit ihren einst legendären Produkten förmlich zerbröselte. Einem anderen Ostschweizer Industrie-Brand blieb der Weg von Stadler verwehrt: Saurer ist eine Legende ohne echte Erben geworden. Die Arboner Marke ist auch Männern ein Begriff, die nicht direkt mit der Transportbranche zu tun hatten – in jungen Jahren wurden sie im Militärdienst selbst zum Transportgut von Saurer-Lastwagen. Der Lastwagen 2DM der Schweizer Armee hatte noch die charakteristische Schnauze – die konstruktionsbedingt viele frühere Lastwagen hatten, aber hierzulande trotzdem reflexartig mit Saurer in Verbindung gebracht wird. Das spätere Militär-Modell 10DM sah moderner und kantiger aus und war nicht mehr so offensichtlich als Saurer zu erkennen. Transpörtler liebten ihre Saurer-Lastwagen, nicht nur, weil sie Made in Eastern Switzerland waren, sondern eben auch technologisch durchdacht und zuverlässig. Da und dort sitzt man deshalb auch heute noch einen betagten Lastwagen im Einsatz.

Noch einprägsamer und mit idyllischsten Schweiz-Bildern verbunden waren und sind Saurer-Fahrzeuge als Busse, insbesondere Postautos. Noch heute werden Saurer-Oldtimer gerne für besondere Anlässe wie Hochzeiten eingesetzt. Und wenn Kinder gelbe Spielzeug-Postautos schieben, steht dahinter sicher die Gotte mit verklärtem Blick und singt «Düü-Daa-Doooo».

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Elegante, starke Frauen

Es gibt weitere Beispiele, wie die per se nicht sonderlich sinnliche, sondern höchst rationale Industrie heissgeliebte Werte erschafft. Weltbedeutung hatte damit einst die St.Galler Textilindustrie erlangt, und noch heute geht in den obersten Sphären der Mode kaum etwas ohne edle Stoffe und Stickereien aus St.Gallen. Marken wie Forster Willi, Interspitzen oder Jakob Schläpfer, heute unter dem Dach von Forster Rohner vereint, oder Namen wie Bischof Textil sind vorwiegend Kennern der Materie bekannt. Die Love Brands beim Publikum sind internationale Couture-Labels. Nun, auch da kann die Ostschweiz im Olymp mitspielen: Das Label Akris gilt auf dem ganzen Globus als Inbegriff von Eleganz. Stil, Können und die Handschrift von Creative Director Albert Kriemler lassen die in St.Gallen entworfenen Kollektionen einzigartig erscheinen.

Akris geht auf das 1922 von Alice Kriemler gegründete Nähatelier zurück; auch heute steht das Modehaus für ein Bild von starken Frauen: Akris verkleidet keine Püppchen,  sondern unterstreicht die Persönlichkeit von «Women with purpose». Künstlerinnen, Unternehmerinnen, Sportlerinnen, Politikerinnen – weltweit und natürlich auch im Universum Ostschweiz wählen selbstbewusste Frauen gerne die selbstverständliche Eleganz von Akris.

Kaum da und schon geliebt

Wer nach Ostschweizer Love Brands fragt, kann mit einer gewissen Zuverlässigkeit Nennungen aus einem recht beachtlichen Kreis von üblichen Verdächtigen rechnen. Geliebt werden aber auch Brands, die es erst seit Kurzem gibt. Genannt werden in der Umfrage zwei Start-ups, deren Geschäftsmodell nicht auf einer weltbewegenden Erfindung, sondern auf einer klug aufgebauten Dienstleistung und einem sorgfältig konzipierten Angebot beruht: Das Flawiler Unternehmen Feey ist eine Versandgärtnerei, die nicht zuletzt Kunden ohne «grünen Daumen» im Visier hat. PopUp Piazza aus Uzwil hat ein modulares System zur Gestaltung von Aussenräumen entwickelt. Die gerade mit dem Reddot-Design-Award ausgezeichneten Möbel sind auch in der Ostschweiz anzutreffen (Fachhochschule Ost beim Bahnhof St.Gallen, Beizen «Gustav Gleis» in St.Gallen und «Gustav Kahn» in Romanshorn, Shopping Arena).

Andere Unternehmen sind schon lange da und werden dennoch nie ein Love Brand bei Endverbrauchern, weil ihr Know-how viel früher in der Wertschöpfungskette eingesetzt wird. Beispielhaft dafür steht Bühler Uzwil: Der Ostschweizer Weltkonzern stellt die Maschinen und Geräte her, auf den täglich die Lebensmittel für zwei Milliarden Menschen produziert werden. Auf der Schoggi des Konsumenten fehlt der Hinweis auf Uzwil jedoch. Die Maschine ist unverzichtbar; sie wird aber nicht geliebt.

Angeblich soll Liebe durch den Magen gehen, doch vermutlich liegt das dafür verantwortliche Sinnesorgan eher im Gaumen, wie die Beispiele zeigen. Edle Tranksame oder feine Schoggi-Kreationen wirken hier. Und da es eine Kunst für sich ist, aus den besten den Tropfen dieser Welt den genau passenden zu finden, sind nicht nur bestimmte Weine Love Brands, auch der Weinhändler des Vertrauens kann diesen Status erreichen.

 

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Rationale Liebe

Wenn es die emotionale Verbindung zu starken Marken ist, die Love Brands ausmacht, dann gilt das auch für Bodensee und Säntis, das Appenzellerland, das Unesco-Weltkulturerbe und die Stiftsbibliothek. Ganz sicher darf der Olma und dem Open Air St.Gallen diese Emotionalität zugesprochen werden, während sich die St.Galler Festspiele einen solchen Status erst noch erarbeiten müssen.

Die Liste der Ostschweizer Love Brands kann je nach Sichtweise variieren, doch sie wird in jedem Fall lang. Die Namen, die in diesem Schwerpunkt stellvertretend genannt werden, zeigen eine wesentliche Gemeinsamkeit auf: Bei all diesen Love Brands geht es nicht um viel heisse Marketing-Luft, sondern um herausragende Produkte, Dienstleistungen und Events. So gesehen ist die Liebe zu diesen Marken auch sehr rational – typisch Ostschweiz eben.

Text: Philipp Landmark

Bild: zVg, Pixabay

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