Mit der schnellsten Zahnradbahn der Welt durch die Schöllenenschlucht

Text: PD/stz.
Aus dem Innovationsprojekt zwischen der Matterhorn Gotthard Bahn (MGBahn) und Stadler ist das neue Zahnradbremssystem «v+» hervorgegangen. Heute wurde in Andermatt der erste ORION-Triebzug mit dieser Technologie öffentlich vorgestellt. Der Zug verkehrt ab sofort auf der Zahnradstrecke Andermatt–Göschenen (Kanton Uri) mit einem Gefälle von 181‰. Neu kann bergab mit bis zu 30 km/h gefahren werden – bisher waren auf dieser Strecke gemäss Eisenbahnverordnung maximal 21 km/h zulässig.
Durch die erhöhte Bremskraft ermöglicht das neue System kürzere Fahrzeiten und zugleich ein sicheres Anhalten innerhalb der gesetzlichen Vorgaben. Die Reisezeit zwischen Andermatt und Göschenen verkürzt sich um rund 4 Minuten (bisher ca. 15 Minuten). Diese Zeitersparnis erhöht nicht nur die Pünktlichkeit und Anschlussqualität, sondern bringt auch betriebliche Vorteile: Die MGBahn kann den Halbstundentakt perspektivisch mit einem einzigen Fahrzeugumlauf abdecken. In einem ersten Schritt dient die optimierte Fahrzeit der Stabilisierung des Fahrplans.
«Das neue Zahnradbremssystem stellt sowohl für Bahnbetreiber als auch für Fahrgäste einen grossen Mehrwert dar. Es ermöglicht kürzere Fahrzeiten, effizientere Taktungen und stabilere Fahrpläne. Vom innovativen System können künftig auch andere Zahnradbahnen bei Neuanschaffungen profitieren», erklärt Christoph Leiterer, Leiter Engineering Bereich Tailor Made bei Stadler. «Wir feiern heute Innovation. Vielen Dank an die MGBahn für die hervorragende Zusammenarbeit.»
Ein Projekt, zwei Spezialisten
«v+» steht für «höhere Geschwindigkeit». Das neue Zahnradbremssystem ist das Ergebnis der engen Zusammenarbeit zwischen MGBahn und Stadler. Ziel des Projekts war es, bestehende Technologien weiterzuentwickeln, um den Bedürfnissen der Bahnbetreiber und Fahrgäste nach höherer Taktfrequenz und mehr Pünktlichkeit gerecht zu werden. Die MGBahn initiierte das Projekt, Stadler entwickelte die technische Umsetzung. Einer der neuesten ORION-Triebzüge diente als Prototyp. Der Bund unterstützte das Vorhaben finanziell, das Bundesamt für Verkehr (BAV) erteilte die Zulassung.
Ivan Pfammatter, Leiter Rollmaterial & Traktion der MGBahn, zeigt sich mit dem Ergebnis sehr zufrieden: «Unsere Ambitionen und Zielsetzungen konnten vollumfänglich umgesetzt werden – wir sind auf der Zahnstange künftig schneller unterwegs, die Gäste profitieren von stabileren Verbindungen, und wir können den Betrieb effizienter gestalten.»
Nach der erfolgreichen Inbetriebnahme hat die MGBahn entschieden, alle 25 neu bestellten ORION-Triebzüge, die ab 2026 ausgeliefert werden, direkt mit dem Zahnradbremssystem «v+» auszustatten. Auch die bestehenden 11 ORION-Triebzüge werden identisch nachgerüstet.