Wirtschaft

Informations- und Angebotslücken schliessen

Informations- und Angebotslücken schliessen
Karin Jung
Lesezeit: 4 Minuten

Mit einer neuen Innovationsförderstrategie will der Kanton St.Gallen Innovation für KMU besser greifbar, verständlich und zugänglich machen und damit ihre Wettbewerbsfähigkeit stärken. Wie das funktionieren soll, erklärt Karin Jung, Leiterin des Amts für Wirtschaft und Arbeit des Kantons St.Gallen.

Karin Jung, was war der ausschlaggebende Grund für die Entscheidung, Innovation bei KMU gezielt zu fördern?
KMU bilden das Rückgrat unserer Volkswirtschaft. Konkret stellen die KMU zwei Drittel aller Arbeitsplätze im Kanton bereit, tragen massgeblich zu den Exporten bei und sind ein wichtiger Motor für Innovation und Wettbewerbsfähigkeit. Gleichzeitig hat die Komplexität der Innovationsprozesse in den vergangenen zwanzig Jahren deutlich zugenommen. Erwähnenswert sind der Wettbewerbs- und Digitalisierungsdruck, steigende Kundenansprüche und der Fachkräftemangel.

Was bedeutet das für die KMU?
Sie müssen strategisch planen und anpassungsfähig bleiben, um ihre Marktposition zu sichern. Vor dem Hintergrund ihrer begrenzten Ressourcen ist das keine einfache Aufgabe. Es ist entscheidend, dass sie dabei entsprechende Unterstützung erhalten. Schon in der Vergangenheit standen St.Galler KMU diverse Angebote zur Verfügung. Ziel der Innovationsstrategie ist es, noch vorhandene Informations- und Angebotslücken zu schliessen.

Rund 100 KMU waren in den Entwicklungsprozess der neuen Innovationsstrategie involviert. Wie lange dauerte dieser?
Die vorliegende Strategie ist im Wesentlichen das Resultat eines zweistufigen Prozesses über rund eineinhalb Jahre. In einem ersten Schritt wurden intensive Gespräche mit Experten aus St.Galler Unternehmen geführt und konkrete Vorschläge erarbeitet. Die KMU erhielten in einem zweiten Schritt die Möglichkeit, diese Ideen im Rahmen von Roundtables und einer Online-Mitwirkung zu bewerten. Die grösste Herausforderung besteht nach wie vor darin, dass nicht alle Unternehmen ihr eigenes Innovationspotenzial kennen. Bei vielen KMU dominiert verständlicherweise das intensive Alltagsgeschäft, was den Blick für die Möglichkeiten von Innovation verstellen kann.

 

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«Die Strategie ist das Resultat eines Prozesses über rund eineinhalb Jahre.»

Die vom Kanton entwickelte Strategie enthält acht Massnahmen. Welche sind das?
Dazu gehören der Aufbau eines Innovationsportals, die Stärkung der Netzwerkbildung, die Finanzierung von Innovationsprojekten, die Weiterentwicklung der Innovationsinfrastruktur, die Vermarktung des Innovationsstandorts, die Förderung von Talentbildung, die Definition von wirtschaftlichen Schlüsselthemen sowie die Optimierung des Innovationsökosystems. Diesen Massnahmen wurden drei übergeordnete strategische Stossrichtungen zugewiesen: «Informieren», «Impulse setzen» und «Unterstützen». Diese Stossrichtungen dienen gleichzeitig als Leitbild für die Innovationsförderstrategie.

Was genau ist in Sachen «Informieren» vorgesehen?
Hier bietet der Kanton St.Gallen KMU einen vereinfachten Zugang zur Innovationsförderung sowie Informationen zu Unterstützungs- und Vernetzungsangeboten. Das Ziel ist, dass der Kanton St.Gallen als einer der innovativsten Hightech-Standorte Europas auch als solcher wahrgenommen wird

Und welche Ziele verfolgt der Kanton im Bereich «Impulse setzen»?
KMU im Kanton St.Gallen sollen dafür sensibilisiert werden, dass Innovation in all ihren Ausprägungen eine Chance darstellt und dass es richtig und wichtig ist, Förderinstrumente zu nutzen. KMU erhalten eine Unterstützung, die als Katalysator wirkt und die KMU in die Lage versetzt, ihre Ideen in gewinnbringende Lösungen umzuwandeln. Der Kanton St.Gallen befähigt zudem die Bildung neuer Talente, die Innovationsvorhaben in KMU vorantreiben.

 

Bleibt der Bereich «Unterstützen».
Genau. Das Ziel hier ist die Verbesserung der vorhandenen Infrastruktur und der Innovationsstrukturen bei den Netzwerkpartnern, um KMU den unkomplizierten Zugang zu modernsten Einrichtungen sowie branchenübergreifenden Kooperationen zu ermöglichen. Dazu gehört auch, dass wirtschaftliche Schlüsselthemen identifiziert sind, um Synergien zu nutzen und dass die Förderinstrumente für KMU im Kanton St.Gallen optimiert sind, damit bestehende Lücken geschlossen werden können.

Gibt es bestimmte Branchen, die von diesen Fördermassnahmen besonders profitieren sollen?
Nein, im Rahmen der Ausarbeitung der Strategie wurde der Fokus nicht auf ausgesuchte Akteure gelegt. Die Förderung zielt darauf ab, möglichst allen interessierten KMU einen konkreten Mehrwert bieten zu können. 

Wie plant der Kanton, den Erfolg der Fördermassnahmen zu messen und sicherzustellen, dass die Ziele erreicht werden?
Die Standortförderung prüft die Wirksamkeit der Instrumente regelmässig im Rahmen ihres gesetzlichen Auftrags, der auf dem vom Kantonsrat verabschiedeten Mehrjahresprogramm basiert. Bei Bedarf werden die Massnahmen justiert.

 

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Wie wird sichergestellt, dass auch kleinere KMU Zugang zu den Förderprogrammen erhalten und nicht nur etablierte Unternehmen profitieren?
Primär durch eine intensive und zielgruppengerechte Information. Plattformen wie Websites, Netzwerktreffen oder regionale Informationsveranstaltungen spielen hierbei eine grosse Rolle. Des Weiteren können vereinfachte Prozesse die Attraktivität der Angebote für kleinere Unternehmen erheblich steigern.

Zum Schluss bleibt, wie so oft, die Frage nach dem Geld. Was kosten all diese Massnahmen den Kanton St.Gallen?
Eine abschliessende Aussage hierzu ist noch nicht möglich, da einzelne Details noch offen sind. Es ist jedoch vorgesehen, den Grossteil der Massnahmen aus dem Sonderkredit des Mehrjahresprogramms der Standortförderung für die Jahre 2023 bis 2027 sowie mit zusätzlichen NRP-Bundesbeiträgen (Neue Regionalpolitik) zu finanzieren. Für einzelne Massnahmen – wie die Weiterentwicklung der Innovationsinfrastruktur – sind separate Anträge für Sonderkredite vorgesehen.

Text: Patrick Stämpfli

Bild: Marlies Beeler-Thurnheer

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