Gezielte Ausbauten für gutes ÖV-Angebot im Thurgau
Grundsätzlich sei der Thurgau mit dem aktuellen ÖV-Angebot zufrieden, sagt Regierungsrat Walter Schönholzer, Vorsteher des Departements für Inneres und Volkswirtschaft. «Neue Mobilitätsformen, die Digitalisierung, Homeoffice, der ländliche Raum und ein verändertes Kundenverhalten nach den coronabedingten Einschränkungen stellen das System Öffentlicher Verkehr aber vor neue Herausforderungen.» Ein gutes ÖV-Angebot sei gerade im Hinblick auf die klimabedingten Herausforderungen und die mangelhafte strassenseitige Verkehrsanbindung – womit Schönholzer auf die nicht realisierten Strassen BTS und OLS anspielt – im Thurgau besonders wichtig.
Neue Angebote prüfen
Im kantonalen Thurgauer ÖV-Konzept 2025 bis 2030 sollen zum Beispiel im regionalen Busangebot auch neue Mobilitätskonzepte wie z. B. On-Demand-Angebote stärker miteinbezogen werden. «Dies könnte vor allem in den Abendstunden und am Wochenende zu einem attraktiveren Angebot im ländlichen Raum führen», erklärt Schönholzer.
Zur besseren Abwicklung des Bahnverkehrs stehen in den beiden Thurgauer Städten Frauenfeld und Weinfelden Bahnhofausbauten an. Auf Dezember 2022 wird die S44, eine schnelle S-Bahn zwischen Weinfelden und Konstanz, im Zwei-Stunden-Takt eingeführt. Weiter soll im Regionalverkehr auf Dezember 2023 der Ausbau der S7-Verlängerung nach Lindau erfolgen: Die erste eigentliche Bodensee-S-Bahn fährt dann täglich und nicht mehr nur am Wochenende und bedient auch den Inselbahnhof. Heute wendet dieser Zug in Lindau-Reutin.
Attraktive Tarife im Bodenseeraum
Solche Angebote sollen künftig besser bekannt gemacht werden, wie Walter Schönholzer erklärt. Im Auftrag der Internationalen Bodensee-Konferenz soll eine Institution aufgebaut werden, die die Benutzung des ÖV im Bodenseeraum erleichtert. Ziele seien die bessere Vermarktung des bestehenden Angebots sowie attraktivere Tarife.
Von Bedeutung für die Ostschweiz ist gemäss Schönholzer auch die künftige Verbindung von St.Gallen über Konstanz und Singen dem Hochrhein entlang nach Basel. «Dazu laufen intensive Gespräche mit Deutschland, wobei hier neben den nötigen Infrastrukturausbauten, etwa der Elektrifizierung, vor allem Fragen zur Betriebsfinanzierung im Vordergrund stehen.»
«Wenn wir in der Ostschweiz weiterhin ein gutes ÖV-Angebot haben wollen, braucht es gezielte Ausbauten», sagt Schönholzer, «und dafür ist eine sehr gute Zusammenarbeit unter den Ostschweizer Kantonen, insbesondere beider Appenzell, St.Gallen und Thurgau, ganz wichtig.» Diese Zusammenarbeit klappe seit einigen Jahren sehr gut.
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Erschliessung von Wil West
Die Arealentwicklung Wil West ist ein herausragendes Beispiel dafür, dass man in der Ostschweiz eben doch zielgerichtet zusammenarbeiten kann. Bei der namengebenden St.Galler Stadt mit Thurgauer Agglomeration entsteht ein neues hochwertiges Wirtschaftsgebiet, dass die Kantone Thurgau und St.Gallen gemeinsam entwickeln. Namentlich die Verkehrserschliessungen sind dabei Sache der öffentlichen Hand.
«Wil West ist nicht nur eine Gebietsentwicklung zur Schaffung von neuen Arbeitsplätzen. Das Projekt sorgt auch für eine Verkehrsentlastung in den Quartieren der Stadt Wil und auf weiteren Strassen in der Region», sagt der Thurgauer Regierungsrat Dominik Diezi.
Ab der unmittelbar am Areal vorbeiführenden Autobahn A1 wird als Bundesprojekt ein neuer Anschluss realisiert. Ein neuer Kantonsstrassen-Abschnitt, die Dreibrunnenallee im Kanton Thurgau, sorgt für eine optimale Erschliessung des Gebiets. Mit der Netzergänzung Nord im Kanton St.Gallen werden Wiler Quartiere entlastet. Auch der Langsamverkehr – Velofahrer und Fussgänger – soll mit Wil West bessere Verbindungen erhalten. Neben neuen Bushaltestellen soll auch das Trassee der Frauenfeld-Wil-Bahn angepasst werden und am Areal mit einer neuen Haltestelle ergänzt werden.
Text: Philipp Landmark
Bild: Gian Kaufmann