Ausserrhoden fordert den A1-Zubringer in Winkeln/Gossau
Der Entwurf des Strategischen Entwicklungsprogramms (STEP) des Bundes hat in Appenzell Ausserrhoden viel Ärger ausgelöst: Der Zubringer Appenzellerland, der Herisau und Gossau entlasten soll, fehlt in der To-do-Liste des Bundesrats. «Der Kanton Appenzell Ausserrhoden lehnt die Vorlage in aller Deutlichkeit ab und verlangt zusammen mit den anderen Ostschweizer Kantonen, dass diese überarbeitet wird» sagt Regierungsrat Dölf Biasotto. Die bessere strassenseitige Anbindung der beiden Appenzeller Kantone dürfe nicht weiter auf die lange Bank geschoben werden.
Ungenügend an Nationalstrassennetz angeschlossen
Ausserrhoden beruft sich darauf, dass Nationalstrassen gewährleisten sollen, dass alle Landesteile und Kantone als Wohn- und Wirtschaftsstandorte attraktiv bleiben und an der wirtschaftlichen Entwicklung des Landes teilhaben können. «Dieses Ziel, auf dessen Erreichung die beiden Kantone Appenzell Ausserrhoden und Appenzell Innerrhoden seit Jahrzehnten hinwirken, wird mit der Vorlage erneut deutlich verfehlt.» Das Projekt Zubringer Appenzellerland mit der Umfahrung Herisau und der Entlastung von Gossau sei eine gemeinsam mit dem Kanton St.Gallen erarbeitete regionale Gesamtlösung, die alle verkehrlichen, umweltrechtlichen und gesellschaftlichen Anforderungen erfülle.
Biasotto hebt auch hervor, dass der Hauptort des Kantons Appenzell Innerrhoden nach wie vor ungenügend an das Nationalstrassennetz angeschlossen sei. Die Lösung der vorhandenen Verkehrs- und Sicherheitsprobleme entlang der Hauptverkehrsachse zwischen St.Gallen-Winkeln und Appenzell werde nun vom Bund auf unbestimmte Zeit verschoben, und die gravierenden verkehrstechnischen Engpässe in den beiden Appenzeller Kantonen blieben bestehen. «Die nicht mehr tragbare Verkehrsbelastung in Herisau verlangt zwingend eine rasche Umsetzung des Autobahnzubringers Appenzellerland.»
Rundumerneuerung des Bahnhofs Herisau
Angelaufen ist die Neuorganisation des Bahnhofs Herisau. Bis 2027 werden im Rahmen des Agglomerationsprogramms St.Gallen–Bodensee, 3. Generation, rund 56 Millionen Franken verbaut. Der Bund will sich mit knapp 16 Millionen daran beteiligen.
Aktuell wird die Strasseninfrastruktur im Bahnhofsbereich angepasst, damit unnötiger Transitverkehr nicht mehr über den Bahnhof laufen muss. In den nächsten Jahren wird unter anderem die Meteorwasserableitung umgebaut, zudem werden die Perrons der Südostbahn angepasst. Zum Abschluss wird der zwischen den normalspurigen Bahnanlagen der SOB und den Meterspurgleisen der Appenzeller Bahnen liegende Bushof neu organisiert, auch der Bahnhofplatz wird dann neu gestaltet. Damit sollen am wichtigsten ÖV-Knoten im Kanton kurze Umsteigezeiten ermöglicht und der Komfort der Nutzer erhöht werden. Mit dem Umbau werden die Umsteigebeziehungen auch behindertengerecht gestaltet.
Der rundumerneuerte Bahnhof Herisau habe grosses volkswirtschaftliches Entwicklungspotenzial, ist man in Ausserrhoden überzeugt. Das erweiterte Bahnhofareal Herisau weise sehr gute Standortqualitäten aus, sei heute aber noch deutlich unternutzt. «Dieses Gebiet soll mit vereinten Kräften zu einem attraktiven Ort der Mobilität, der Begegnung, des Arbeitens und des Wohnens entwickelt werden», sagt Dölf Biasotto, Vorsteher des Departements für Bau und Volkswirtschaft.
Eine neue Brücke
Neben den grossen Projekten sind in Appenzell Ausserrhoden etliche weitere Verkehrsprojekte am Laufen. Darunter der Umbau der Schwänlikreuzung in Herisau mit den heute zu kleinen Kreisel, oder die bessere Gestaltung der Kreuzung Mooshalde in Hundwil (auch «Scheidwegkreuzung» genannt), wo eine Häufung von Unfällen verzeichnt wird.
Weil die beiden bisherigen alten Brücken über den Holderenbach und die Goldach im Örtchen Zweibrücken bald nicht mehr genutzt werden können, plant der Kanton eine neue Brücke als Strassenverbindung von St.Gallen nach Rehetobel für etwa 9,5 Millionen Franken. Dafür wird eine Volksabstimmung nötig werden.
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Text: Philipp Landmark
Bild: Marlies Thurnheer, zVg