Die umweltfreundlichen Brückenbauer aus Gontenbad
«Die Swiss Alu Bridge produziert und verkauft Aluminiumbrücken für den Langsamverkehr», sagt CEO Robert Götsch – Brücken für Fussgänger und Velofahrer. Damit hat man eine spezielle Nische gefunden, in der man nun ein Geschäftsfeld aufbauen kann. Und bereits jetzt regt sich Interesse in der Tiefbaubranche.
Das Unternehmen selbst ist denkbar jung. «Wir haben uns am 21. Februar 2020 in das Handelsregister eintragen lassen.» Derzeit werden drei Mitarbeiter am Standort in Gontenbad beschäftigt. «Bis 2026 wollen wir die Belegschaft aber verdoppeln.»
Der Standort Appenzell ist für Götsch nicht nur aus wirtschaftlicher Sicht sehr wichtig, sondern auch in Verbindung mit der Freizeit. «Die Verbindung aus Leben und Arbeit ist nicht nur im Silicon Valley möglich, sondern auch bei uns. Da die Produktion, der Transport und die Montage über Partnerfirmen erfolgt, wird für die GU-Aktivitäten nur ein Büro benötigt. Namentlich für Verkauf, Marketing und Projektleitung.»
Ein USP, der allen zugutekommt
Wie kann sich aber ein so kleines Unternehmen auf einem so grossen Markt wie der Baubranche behaupten? Der CEO fasst den USP zusammen: «Brücken für den Langsamverkehr liegen im Trend. Die Vorteile einer Aluminiumbrücke sind zahlreich. Etwa das leichte Gewicht, die hohe Nutzungsdauer von rund 100 Jahren oder dass keinerlei Korrosionsschutz benötigt wird.»
Doch wo werden diese Brücken eingesetzt und was macht sie besser als herkömmliche Brücken, als Bauarten, die sich seit Jahrhunderten etabliert haben? «Insbesondere Fussgänger und Wanderer im urbanen und alpinen Bereich können auf unsere Brücken zählen», betont Robert Götsch. Gerade der alpine Bereich profitiert besonders von den findigen Appenzellern: «Helikopter können unsere Brücken schnell und einfach auf- und abbauen, auch jährlich – und in gefährlichen Gebieten im Hochgebirge. Denn die Brücken sind aus Aluminium und daher entsprechend leicht.»
Trotz dieses USP ist der Druck der Konkurrenz spürbar. Das merkt man auch im Gontenbad – und ist dennoch positiv gestimmt. «Was wir besser machen als andere ist sicher die Digitalisierung in der Planungsphase. Wir liefern genaue Brückenpläne für den Planer, machen Visualisierungen für den Bauherrn, erstellen vorab eine Statikberechnung und vieles mehr.» Kurz: Die Swiss Alu Bridge liefert fachlich belegte Argumente und Referenzen, die für eine Brücke aus Aluminium sprechen. Einer der wichtigsten Faktoren ist hierbei, «dass wir während der Projektphase den Planer direkt und kompetent unterstützen. Quasi zuerst planen und dann bauen. Wir liefern die Dokumente, Pläne und Daten rasch und genau nach Bedarf», so Götsch.
Brückenbau – rundum sorglos
All das wird verpackt in ein «Rundum-sorglos-Paket» – hier sieht Robert Götsch auch die grössten Wettbewerbsvorteile gegenüber der Konkurrenz: «Wir bauen eine Brücke aus einer Hand zu konkurrenzfähigen Preisen. Sie benötigt keinen Unterhalt und keine Wartung.» Konkret bedeute dies eine hohe Nutzungsdauer von rund 100 Jahren, ein geringes Gewicht (drei- bis fünfmal leichter als Beton), eine kurze Bauzeit (ein einziger Tag), «keinerlei Umweltbelastung und ausserdem auch ein niedriger Co2-Fussabdruck», fasst der CEO zusammen.
Umweltfreundliche Brücken klingen und sind sehr innovativ. Um auch in Zukunft auf dem Stand der Innovation zu bleiben und damit auf dem Markt mithalten zu können, ging man eine Zusammenarbeit mit mehreren Hochschulen ein. «Konkret die ETH-Z und RhySearch. Des Weiteren starten wir gerade ein Forschungsprojekt namens ‹Digitalisierung in der Brückenplanung mit Schwerpunkt Visualisierung›. Unterstützt wird das Projekt durch Innosuisse», sagt Robert Götsch.
Internationalisierung als Thema
So innovativ und dennoch unbekannt? Das ist eine Tatsache. Doch Götsch hat bereits Pläne, um diesem Problem zu begegnen. «In einem ersten Schritt erschliessen wir den Schweizer Markt. Im vertrauten Umfeld vor unserer Haustüre sammeln wir die entsprechenden Erfahrungen und erleben ausserdem die Führung der unternehmerischen Kooperation über die gesamte Wertschöpfungskette.»
Doch die Pläne reichen weiter, auch Internationalisierung ist ein Thema. «In einem zweiten Schritt beabsichtigen wir, im Ausland nach dem Franchising-System Aluminiumbrücken zu verkaufen.» Entscheidend hierbei sei die Produktion im jeweiligen Land. Versucht hat man es bereits, doch gut lief es (noch) nicht: «Ein Projekt in Katar mussten wir abbrechen, weil die Pandemie dazwischenkam. Hierbei ging es um 40 Brücken – wir waren startbereit!»
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Auf Erfolgskurs trotz Rückschlägen
Doch Swiss Alu Bridge kann auch Erfolge feiern: «Ein erster ist die Einladung von Prof. Dirk Proske, an dem jährlich stattfindenden Burgdorfer Brückenbautag am 12. September 2024 ein Referat zu halten – als einer von nur neun Referenten», freut sich Götsch. Veranstaltungen wie diese sorgen dafür, dass man bekannter wird und sich einen neuen Kundenkreis erschliessen kann.
Doch nicht nur das: Auch hilft es dabei, den leichten Baustoff zu etablieren. «Aus der Vergangenheit hatte die Herstellung des Primär-Aluminiums ein schlechtes Image, etwa wegen des hohen Energiebedarfs oder der mangelhaften Entsorgung des Natronschlammes. Heute wird zu 90 Prozent rezykliertes Aluminium eingesetzt. Der Energiebedarf ist 20-mal geringer.» Aber: «Die enormen Vorteile des Werkstoffes Aluminium sind noch zu wenig bekannt. Die Bau-Ingenieure kennen Beton, Stahl und Holz. Aber Aluminium wird bisher nicht gelehrt.» Das wollen die Alu-Profis aus Gontenbad ändern.
Text: Fabian Alexander Meyer
Bild: zVg