St.Gallen

Weltweite Gold-Nachfrage seigt auf neuen Rekord

Weltweite Gold-Nachfrage seigt auf neuen Rekord
Christian Brenner
Lesezeit: 3 Minuten

Der weltweite Goldbedarf war im letzten Jahr so hoch wie nie. Im letzten Quartal 2024 wurde zudem ein neuer Quartalsrekord erreicht. Gemäss dem aktuellen Report der Branchenorganisation World Gold Council (WGC) stieg die Gesamtgoldnachfrage einschliesslich Freiverkehrsmarkt (Over-The-Counter) im 4. Quartal 2024 um 1 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 1'297 Tonnen. Dies trug zum neuen Jahresrekord von 4'974 Tonnen bei.

Text: PD/stz.

Die Barren- und Münznachfrage für das gesamte Jahr entsprach mit 1'186 Tonnen dem Niveau von 2023. Über die Weltregionen hinweg gibt es statistisch grosse Unterschiede. Allerdings misst die WGC-Statistik nur den Bedarf nach Neuware. Die Käufe von Ware, die bereits im Umlauf ist, werden nicht gemessen. Der Wittenbacher Edelmetallhändler Philoro geht davon aus, dass in Europa die Händler letztes Jahr viele Münzen und Barren von Privatkunden zurückkauften, womit sie weniger Neuware bestellen mussten.

Im Vergleich zum Vorjahr ist 2024 die Nachfrage nach neuen Münzen und Barren in den Märkten China, Indonesien, Korea und Vietnam um 20 Prozent gestiegen. In Europa war sie um 50 Prozent rückläufig. Hintergrund dafür ist aus Sicht des Edelmetallhandelsunternehmens Philoro, dass durch den gestiegenen Goldpreis Gewinnmitnahmen realisiert wurden und dadurch hohe Mengen an bereits geprägter Ware in den Markt kamen, welche von den Händlern wiederverkauft wurden.

Das gleiche Bild zeigt sich auch in der Schweiz, wo die Nachfrage nach neugeprägter Ware 2024 um 53 Prozent auf 17 Tonnen gesunken ist. Trotzdem war es für die Händler in der Schweiz ein starkes Umsatzjahr, da viel Sekundärmarktware von Privatkunden die Lager füllte und wiederverkauft wurde.

Zentralbanken bleiben wichtiger Nachfrage-Treiber bei Gold

Wichtiger Treiber für die grosse Gesamtnachfrage nach Gold waren 2024 wieder die Zentralbanken. Laut WGC überstiegen deren Gold-Käufe im dritten Jahr in Folge die Marke von 1'000 Tonnen und beschleunigten sich im vierten Quartal deutlich auf 333 Tonnen (+54% gegenüber Vorjahr). Im Gesamtjahresvergleich sank der Bedarf von 2023 auf 2024 nur minimal von 1'051 Tonnen auf 1'045 Tonnen (-1%).

Die jährliche Nachfrage nach Technologiegütern trug ebenfalls zur globalen Gesamtnachfrage bei. Sie stieg 2024 um 21 Tonnen (+7 %), was vor allem auf die anhaltende Verbreitung von KI zurückzuführen ist. Beim Goldschmuck zeigt sich das Gegenteil. Der Bedarf ist wegen dem stark gestiegenen Goldpreis um 11 Prozent zurück gegangen auf 1'877 Tonnen. Laut WGC stiegen die Ausgaben für Goldschmuck damit aber dennoch um 9 Prozent auf 144 Mrd. US-Dollar.

Die Abflüsse bei Gold-ETFs sind zurückgegangen von Minus 244 Tonnen im 2023 auf Minus 7 Tonnen im 2024. Die Minenproduktion verzeichnet mit 3'661 Tonnen ein kleines Plus von 0,5 Prozent und das Recycling von Gold ein Plus von 11 Prozent gegenüber dem Vorjahr (1'370 Tonnen). Abzüglich des Hedgings betrug 2024 die Menge des zur Verfügung stehenden Rohstoffes Gold 4'976 Tonnen. Das entspricht auch gerade ungefähr dem gesamten Jahresbedarf nach Gold.

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«Der Goldmarkt dürfte insgesamt aufgeheizt bleiben»

Philoro Schweiz erreichte 2024 eine Umsatzzunahme von 24,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. «Das letzte Jahr war voller Dynamik und wir erwarten, dass der Markt insgesamt aufgeheizt bleiben wird», sagt Christian Brenner, CEO von Philoro.

Aus Sicht des Edelmetall-Experten sorgten in letzter Zeit die von US-Präsident Donald Trump immer wieder neu angedrohten Importzölle auf Waren aus anderen Ländern für einen Anstieg des Goldpreises. Die Angst vor steigenden Zöllen macht Anleger vorsichtiger gegenüber klassischen Anlagemöglichkeiten und sie investieren lieber in die Krisenwährung Gold.

Der Goldpreis verzeichnet im Vergleich zum Jahresbeginn 2024 in Schweizer Franken ein Plus von 37,1 Prozent. Somit ergibt sich im Laufe der letzten 24 Jahre eine durchschnittliche Jahresperformance von 7,1 Prozent.

Grundsätzlich sind laut Christian Brenner derzeit mehre allgemeine Bedingungen erfüllt, die dazu führen, dass der Goldpreis steigt: Erstens die rekordhohen Gold-Käufe vieler Zentralbanken, dann die mehrmaligen Zinssenkungen der US-Notenbank Fed, weiters die geopolitisch instabile Lage und schliesslich die hohe Verschuldung vieler bedeutender Staaten. «Solange diese Faktoren bestehen bleiben, dürfte der Goldpreis weiter steigen, wenn einer oder mehrere davon wegfallen, könnte Gold auch wieder eine Korrektur nach unten machen», so Christian Brenner von Philoro.

In der Tendenz Goldkäufe wieder beliebter als Verkäufe

Bei Philoro war die Zahl an Privatkunden, die Gold in physischer Form kaufen und verkaufen, über einen längeren Zeitraum hinweg mehrheitlich ausgeglichen. Seit Beginn des neuen Jahres zeigt sich aber die Tendenz, dass Goldkäufe wieder beliebter werden als Verkäufe. Der Normalfall ist ein Käufermarkt.

Die beliebtesten Goldmünzen im vierten Quartal 2024 waren das Gold-Vreneli und der Gold-Krügerrand 1 Unze. Bei den Goldbarren waren es die Stückelungen zu 100 Gramm und 50 Gramm. Beim Silber waren der Wiener Philharmoniker 1 Unze, der Maple Leaf 1 Unze und der Silberbarren zu 1 Kilogramm besonders beliebt. Silber scheint aufgrund der aktuellen Gold/Silber-Ratios von gegen 90 unterbewertet zu sein.

«Der anhaltende Bedarf nach Silber zum Beispiel in Hightech-Bereichen wie Photovoltaik und Elektronik könnte bei gleichzeitig relativer Knappheit dieses Jahr zu einem weiteren Anstieg des Silberpreises führen», sagt Philoro-CEO Christian Brenner.

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