Gast-Kommentar

Unsicherheit macht sich breit – zu Unrecht

Unsicherheit macht sich breit – zu Unrecht
Thomas Stucki
Lesezeit: 2 Minuten

Im neuen Jahr herrscht an den Aktienmärkten Zurückhaltung. Trotz dieser Unsicherheiten sieht Thomas Stucki, CIO der St.Galler Kantonalbank, attraktive Rahmenbedingungen für Aktien. Besonders Schweizer Werte könnten 2025 Aufholpotenzial entwickeln.

Text: Thomas Stucki

Die Aktienmärkte haben sich 2024 unterschiedlich entwickelt. Je technologienaher ein Aktienindex war, desto höher fielen die Kursgewinne aus. Der amerikanische NASDAQ legte 30 % zu, während sich der Swiss Performance Index mit einem Plus von 6 % zufriedengeben musste. Insgesamt war 2024 ein erfreuliches Aktienjahr.

Zu Beginn des neuen Jahres ist von der positiven Aufbruchstimmung an den Börsen nicht mehr viel zu spüren. An den letzten Handelstagen des Jahres 2024 und in den ersten Tagen des neuen Jahres verhielten sich die Investoren vorsichtig und positionierten sich kaum. Die Analysten sind sich zwar einig, dass US-Aktien gegenüber europäischen Titeln zu bevorzugen sind, da die US-Wirtschaft besser läuft. Dennoch bleibt unklar, wie sich mögliche Strafzölle und die ambitionierten Bewertungen von Technologieaktien auswirken werden.

Die Stimmung der Investoren wird durch das Anlegersentiment der American Association of Individual Investors verdeutlicht: Der Anteil der Optimisten («Bullen») sank auf 35 %, den tiefsten Stand seit April 2024. Noch vor einem Monat waren 50 % der Anleger positiv eingestellt. Gleichzeitig stieg der Anteil der Pessimisten («Bären») auf 34 %. Damit herrscht eine seltene Ausgeglichenheit in den Einschätzungen der Investoren.

Bedingungen sprechen für Aktien

Die Skepsis gegenüber Aktien hat auch positive Seiten, da das Enttäuschungspotenzial geringer ausfällt. Kurzfristig dürfte der Jahresstart an den Märkten jedoch orientierungslos und volatil verlaufen. Vorübergehende Kursrückgänge sind möglich. Mittelfristig orientierte Anleger sollten sich jedoch weniger vom täglichen Nachrichtenstrom ablenken lassen und stattdessen auf die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen blicken – diese sind positiv.

Die US-Wirtschaft zeigt sich robust, insbesondere im Dienstleistungssektor, der für die Gesamtwirtschaft entscheidend ist. Mit steigenden Einkommen und einer niedrigen Arbeitslosenquote bleibt der private Konsum eine tragende Säule. Die Infrastrukturprogramme von Präsident Biden wirken weiterhin stimulierend, und selbst unter potenziellen Strafzöllen wird eine wirtschaftsfreundliche Politik erwartet.

Die Zentralbanken werden ihre expansive Geldpolitik fortsetzen. In den USA dürften die Zinsen weiter sinken, da sie sich noch im wirtschaftlich bremsenden Bereich befinden. In Europa ist ebenfalls mit weiteren Zinssenkungen zu rechnen, die ihre Wirkung mit Verzögerung entfalten.

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Schweizer Aktien mit Aufholpotenzial

Wer vom erwarteten Wachstum der Weltwirtschaft profitieren möchte, kommt an einer soliden Aktienallokation nicht vorbei. Die USA bleiben der Motor dieser Entwicklung, weshalb eine gewisse Allokation in US-Titel sinnvoll ist. Dies müssen jedoch nicht ausschliesslich Technologieaktien sein.

Der Schweizer Markt wurde 2024 unterbewertet. In einem skeptischen Anlegerumfeld könnte der konservative Charakter Schweizer Aktien wieder zum Vorteil werden. Viele zuletzt abgestrafte Schweizer Titel besitzen attraktives Aufholpotenzial und könnten 2025 überdurchschnittlich performen.

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