Gast-Kommentar

Höhenflug des US-Dollars steht auf wackligem Grund

Höhenflug des US-Dollars steht auf wackligem Grund
Thomas Stucki
Lesezeit: 3 Minuten

Seit Anfang Oktober, als sich das Pendel bei den US-Wahlen immer stärker in die Richtung von Donald Trump bewegt hatte, hat der US-Dollar zu einem Höhenflug angesetzt. Handelsgewichtet hat er 6 % an Wert auf den höchsten Stand seit 2022 zugelegt. Gegenüber dem Franken ist er von 84 Rappen auf 89 Rappen gestiegen, ist aber trotz des Anstiegs immer noch billiger als im Sommer und 12 % tiefer als 2022.

Text: Thomas Stucki, CIO der St.Galler Kantonalbank

Als Grund für den Anstieg des US-Dollar-Kurses wird auf die Inflationsgefahr durch die von Trump angedrohten Strafzölle und auf die angekündigten Steuersenkungen verwiesen. Dadurch könnte die Fed ihre Zinsen nicht mehr im gleichen Umfang senken wie noch vor zwei Monaten erwartet. Damals wurde für Ende 2025 ein Fed-Zins von 3,00 % erwartet, jetzt ist es ein solcher von knapp unter 4 %.

Diese Argumentation ist zu einfach und zu kurz gedacht. Der US-Dollar gehört schon seit längerem zu den starken Währungen. Seit 2011 ist er handelsgewichtet rund 50 % teurer geworden. Damit hat er ziemlich genau gleich viel zugelegt wie der Franken. Da für die US-Wirtschaft der Aussenhandel eine geringere Bedeutung hat als für die Schweiz, liess sich die Fed davon nicht beeindrucken.

Des einen Stärke – des andern Schwäche

Die Dynamik des Greenbacks hat weniger mit Argumenten für seine Stärke als mit den Problemen seiner grossen Konkurrenten zu tun. Der Euro ächzt seit der Eurokrise 2011 unter der Labilität seines Konstrukts sowie der wirtschaftlichen und politischen Schwäche seiner Ankerländer Deutschland, Frankreich und Italien.

Der Yen leidet unter der Dauerschwäche der japanischen Wirtschaft und der Nullzinspolitik der Bank of Japan. Grossbritannien und das Pfund suchen seit dem Brexit die politische und wirtschaftliche Stabilität und ihren Platz in der Weltwirtschaft. An dieser Grundkonstellation wird sich so schnell nicht viel ändern.

Ein Einbruch des US-Dollar ist daher nicht zu befürchten, solange die US-Politiker ihr Land mangels eines Budgets nicht in den Konkurs treiben.

Kurzfristig sind der Optimismus und die Prognosen eines unaufhaltsamen Dollars unter Trump jedoch übertrieben. Die US-Wirtschaft zeigt sich unerwartet robust, weshalb die Fed die Zinsen nicht mit aller Gewalt schnell nach unten drücken muss.

Das absolute Zinsniveau in den USA ist aber immer noch hoch. Der Zins für eine 30-jährige Hypothek, in den USA der Standard, liegt trotz den bisherigen Zinssenkungen der Fed immer noch bei über 7 %. Das ist viel und belastet den Immobilienmarkt und die für den wirtschaftlichen Ausgleich wichtige Mobilität der Leute.

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Viele Einflussfaktoren für den US-Dollar

Die Fed wird deshalb an ihrem Pfad für tiefere Zinsen festhalten, zumindest bis in den konjunkturneutralen Bereich, den ich bei 3,50 % sehe. Sollte die Inflation durch die Strafzölle steigen, was alles andere als sicher ist, da andere Faktoren wie der Ölpreis die Inflation stärker beeinflussen, wird das den US-Dollar eher schwächen.

Sollten die geplanten Steuersenkungen die Schuldenfrage wieder ins Scheinwerferlicht der Finanzmärkte stellen, wäre das für das Vertrauen in die US-Währung auch nicht förderlich. Wenn die geplanten Massendeportationen von papierlosen Migranten und die Massenentlassung von Staatsangestellten umgesetzt werden, wird das Wachstum in den USA leiden und die Fed die Zinsen deutlich stärker senken müssen als gedacht.

Zumindest gegenüber dem Franken wird der US-Dollar seinen aktuellen Wertzuwachs wieder preisgeben. Wer im nächsten Sommer Ferien in den USA machen will, muss sich mit dem Eindecken mit US-Dollars nicht beeilen.

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