St.Gallen

«Swiss Trade Monitor» der HSG: 95 Prozent der Importe in die Schweiz sind zollfrei

«Swiss Trade Monitor» der HSG: 95 Prozent der Importe in die Schweiz sind zollfrei
Dr. Stefan Legge
Lesezeit: 2 Minuten

Die unilaterale Abschaffung der Industriezölle zum Beginn des Jahres 2024 schlägt sich nun in den Handelsdaten der Schweiz nieder. Wie die heute veröffentlichten Zahlen des Bundesamts für Zoll und Grenzsicherheit (BAZG) zeigen, waren im ersten Quartal rund 95% aller Einfuhren regulär zollfrei. Nur noch 2% aller Güterimporte nutzten ein bestehendes Freihandelsabkommen. Die Zolleinnahmen des Staates reduzierten sich daher um rund CHF 150 Millionen im Vergleich zum Vorjahresquartal.

Text: pd

Zum 1. Januar 2024 hat die Schweiz unilateral fast sämtliche Zölle auf Industrieprodukte abgeschafft. Die Auswirkungen dieser handelspolitischen Massnahme zeigen sich nun in den heute veröffentlichten Daten für das erste Quartal 2024. Waren in den Vorjahren nur rund die Hälfte der schweizerischen Gütereinfuhren regulär zollfrei, sind dies nun 95%. Nur 2% bzw. 3% wurden regulär verzollt oder nutzten ein bestehendes Freihandelsabkommen (vormals 21% und 27%). Die linke Grafik verdeutlich die Veränderungen im Vergleich zu den Vorjahren:

Bei der Einfuhr von Waren in die Schweiz gibt es je nach Produkt und Herkunftsland verschiedene Möglichkeiten der Verzollung. Manche Produktgruppen wie etwa IT oder Pharma waren schon vor 2024 in den meisten Fällen regulär zollfrei. Andere Güter wie etwa Textilien unterlagen einem regulären Zoll.

Dieser kann vermieden werden, wenn ein bestehendes Freihandelsabkommen (FHA) genutzt wird. Beispielsweise sind Textilwaren aus China zollfrei, sofern sie den Anforderungen des bilateralen Abkommens genügen. In der Praxis gelingt es jedoch oftmals nicht, den nötigen Ursprungsnachweis zu erbringen. In der Folge werden Freihandelsabkommen nur zum Teil genutzt.

Da die regulären Zölle auf Industrieprodukte nun fast gesamthaft abgeschafft wurden, besteht nur noch ein geringer Anreiz, importseitig bestehende FHA zu nutzen (der Export in andere Länder bleibt davon unberührt). Ausgenommen sind im Gegensatz dazu vor allem Agrarprodukte. Sie bleiben vom unilateralen Industriezollabbau unberührt. Entsprechend wurden (gerundet) 100% aller Industriegüter regulär zollfrei importiert, während dies bei den Agrargütern nur 28% waren (siehe Grafiken unten).

Für Konsumenten und Unternehmen bedeutet der Zollabbau zum 1. Januar 2024 eine Reduktion der Kosten (Zölle, administrative Aufwände) und damit tiefere Preise. Wie Stefan Legge, Ronny Oberholzer und Jason Rosenthal zuvor bereits aufgezeigt haben («Abolishing Industrial Tariffs», 2023), sind vor allem bei Textilien im unteren Preissegment, relativ betrachtet, grosse Einsparungen zu verzeichnen.

Für den Staat bedeutet der Wegfall der Industriezölle eine Reduktion der Zolleinnahmen. Im ersten Quartal 2024 fielen diese mit 183 Millionen Franken um rund 150 Millionen (bzw. 45%) niedriger aus als im Vorjahresquartal (sehe Grafik oben rechts).

Der aktuelle «Swiss Trade Monitor» steht auf der Forschungsplattform alexandria.unisg.ch zum Download zur Verfügung. Weitere Analysen aus dem Swiss Trade Monitor finden Sie unter: ile.unisg.ch/projects/swiss-trade-monitor.

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