Thurgau

Schub für landwirtschaftliche Technologien

Schub für landwirtschaftliche Technologien
Nadja El Benni und Jürgen Prenzler
Lesezeit: 3 Minuten

Dank digitaler Technologien Nahrungsmittel nachhaltiger anbauen, verarbeiten und konsumieren: Unter diesen Leitgedanken hat das zweite Innovationsforum Ernährungswirtschaft viele Ansätze und Lösungen vermittelt. Deutlich wurde der Ruf nach mehr angewandter Forschung im Thurgau.

Unter dem Tagungsmotto «Smarte Lösungen für nachhaltige Lebensmittel» leisteten Vertreter aus Forschung, Industrie, Gewerbe und Landwirtschaft eine Fülle von Beiträgen. Das zweite Innovationsforum Ernährungswirtschaft am Forschungsstandort Tänikon vom 3. Dezember 2021 bot darüber hinaus rund 100 Teilnehmern die Möglichkeit zum direkten Austausch.

OST als perfekter Partner

Der Standort Tänikon der vom Bund geführten Forschungsanstalt Agroscope sei gut aufgestellt, sagte Gastgeberin und Standortleiterin Nadja El Benni. Ergänzungen in den Bereichen Sensortechnik, Elektrotechnik, Informatik und Mechatronik könnte die vom Kanton Thurgau mitgetragene OST - Ostschweizer Fachhochschule einbringen. «Sie ist für uns ein perfekter Partner», wünschte sich El Benni eine verstärkte Zusammenarbeit.

«Wir brauchen die Anwendung», bestätigte Jürgen Prenzler, Leiter des Instituts für Entwicklung Mechatronischer Systeme an der OST. Die Möglichkeiten in Tänikon seien mit der dort ebenfalls angesiedelten Swiss Future Farm, der Forschungsplattform für Smart-Farming-Technologien, ideal. Hier könnten Technologien und Forschungsthemen anwendungsorientiert entwickelt werden, erläuterte der frühere Entwicklungsingenieur eines grossen deutschen Landmaschinenherstellers.

Knill: Mehr angewandte Forschung

«Die Digitalisierung macht vor der Landwirtschaft nicht Halt», hatte Regierungspräsidentin Monika Knill zuvor in ihrem Grusswort betont. Sie unterstrich die bedeutende Rolle von Agroscope und der Swiss Future Farm für die digitale und smarte Landwirtschaft. Diesen Cluster gelte es zu fördern, bekräftigte Knill und verwies darauf, dass in den aktuellen regierungsrätlichen Richtlinien die Absicht festgehalten sei, den Aufbau einer Aussenstelle der OST im Kanton Thurgau zu prüfen.

In zwei Keynote-Referaten schilderten Vertreter aus Forschung und Industrie umweltrelevante Aspekte der Lebensmittelproduktion, -verarbeitung und des -konsums. Verbesserte Produktion und Konsumveränderungen könnten viel bewirken, doch man müsse akzeptieren, dass es keine Pauschallösungen gebe, sagte Thomas Nemecek als stellvertretender Forschungsgruppenleiter Ökobilanzen bei Agroscope. Bessere Informationen könnten dabei helfen, digitale Werkzeuge wie Blockchain die Transparenz erhöhen.

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Globale Lieferketten, lokale Lösungen

Urs Schenker, Nachhaltigkeitsexperte beim global tätigen Lebensmittelkonzern Nestlé, skizzierte die Zielsetzungen des Klimaaktionsplans Milch. Damit sollen die Emissionsziele bis 2035 um den Faktor zwei und bis 2050 auf netto null verringert werden. Diese langfristige Ambition werde die Nahrungsmittelproduktion stark verändern und verlange in einer komplexen, globalen Lieferkette lokale Lösungen. Gleichzeitig müssten solche Pläne auch wirtschaftlich Sinn machen und die Qualität und Sicherheit der Milch gewährleisten, sagte Schenker.

Eine Reihe von weiteren Vorträgen zeigte verschiedene Aspekte und Ansätze zur Anwendung moderner digitaler Technologien auf. Robotiklösungen für die Feldbearbeitung präsentierten die GVS Agrar AG und die OST, Digitalisierung als Feintuning in der Prozessoptimierung war das Thema des Tiefkühlgemüseproduzenten Verdunova AG, das Punktesystem für Klima- und Ressourcenschutz erläuterte Lukas Barth, Leiter Nachhaltigkeit bei IP Suisse, und eine innovative Reinigungsanlage für pestizidhaltiges Waschwasser stellte Professor Michael Burkhardt von der OST vor.

Neunköpfige Steuerungsgruppe

Ein Rundgang durch die Swiss Future Farm führte in Kurzvorträgen aktuelle Forschungsprojekte und technologische Möglichkeiten vor Augen. Das Spektrum reichte von Sensorik und Daten in der Milchviehhaltung bis zu virtuellen Zaunsystemen sowie «Precision Planting» und smarter Düngung bis zum erfolgreichen Thurgauer Startup-Unternehmen 1LIMS, das mit einer innovativen Labor- und Qualitätssicherungssoftware die Lebensmittelindustrie voranbringt.

Hinter dem Innovationsforum Ernährungswirtschaft steht das Innovationsboard Tänikon, eine Anfang 2020 gegründeten Steuerungsgruppe, der neun Personen aus Forschung, Wirtschaft und kantonalen Ämtern angehören. Das Innovationsboard Tänikon setzt ein starkes Zeichen für eine innovative, moderne Land- und Ernährungswirtschaft in der (Ost-)Schweiz. Insbesondere soll der Austausch zwischen Praxis und Forschung erleichtert und die angewandte Forschung gestärkt werden. Das Datum für das nächste Innovationsforum Ernährungswirtschaft ist bereits fix: 8. Dezember 2022.

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